Stomatognathes System: Kauapparat und Funktion

Diagnostische Zahnmedizin bei Störungen der Kaufunktion

Der CMD-Zahnarzt als Teammitglied der interdisziplinären Zusammenarbeit

Unter dem stomatognathen System versteht man eine äußerst komplexe Einheit, die aus dem gesamten Gebiss mit all seinen Zähnen und dem kompletten Mund- und Kiefersystem mit den Kiefergelenken besteht. Allein das Kiefergelenk hat als sogenanntes Dreh-Gleitgelenk einen komplizierten Aufbau mit Gelenkpfanne, Gelenkköpfen, Gelenkscheibe und Gelenkkapsel und ist direkt mit der Schädelbasis verbunden. Das stomatognathe System umfasst darüber hinaus neben der Zunge auch die beteiligte Kaumuskulatur und die Mundschleimhäute. Außerdem gehören alle funktionell zusammenhängenden Strukturen, Rezeptoren und die entsprechenden Nervenbahnen dazu.

Stomatologie setzt sich aus den griechischen Wörtern „Stoma“ (übersetzt: Mund) und „loges“ (übersetzt: Lehre) zusammen und ist ein wissenschaftlicher Oberbegriff für die Heilkunde von Mundhöhlen-Erkrankungen. Bis vor einigen Jahrzehnten war der Begriff „Stomatologe“ ein gängiges Wort für Zahnarzt, das jedoch in Deutschland nicht mehr verwendet wird und im Zusammenhang mit dem stomatognathen System und Kaufunktionsstörungen zu allgemein wäre. Heutzutage sind spezialisierte CMD-Zahnärzte und CMD-Zahnärztinnen als Funktionsdiagnostiker und Funktionstherapeuten die kompetenten und erfahrenen Ansprechpartner bei funktionellen Störungen der Kiefergelenke, Fehlfunktionen des Kauapparates (CMD), Bruxismus und Symptomen einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD).

Stomatognathes System: Hilfe durch diagnostische Zahnmedizin bei Störungen der Kaufunktion.
Stomatognathes System: Hilfe durch diagnostische Zahnmedizin bei Störungen der Kaufunktion.
Bildquelle: ©GZFA
 

Wie hängen Kausystem und Allgemeingesundheit zusammen?

Das stomatognathe System steht über neurophysiologische Prozesse bzw. neuromuskuläre Mechanismen mit dem Zentralnervensystem in Verbindung, wo ankommende Impulse umgesetzt werden. Über diese komplexen Mechanismen und anatomische Strukturen ist das stomatognathe System jedoch auch mit dem gesamten Körper verbunden, was bei falsch weitergeleiteten Informationen aus dem Zentralnervensystem zu Beschwerden in anderen Körperregionen führen kann. Damit hat das stomatognathe System nicht nur großen Einfluss auf Zähne und Mundhöhle, sondern auf die Allgemeingesundheit und die Lebensqualität, was auch heute noch immer unterschätzt wird. Störungen der Kaufunktion sollten deshalb mit einer Funktionsanalyse (FAL) durch CMD-Zahnärzte oder Funktionsdiagnostiker medizinisch abgeklärt werden.

Das perfekte Zusammenwirken aller am Kauapparat beteiligten Komponenten macht das störungsfreie Beißen, Kauen, Schlucken, Sprechen und Lachen möglich. Das stomatognathe System funktioniert wie ein feines Uhrwerk, bei dem jedes einzelne Zahnrädchen auf das andere abgestimmt ist. Jedoch reicht bereits eine winzige Abweichung bei der Okklusion aus, um die Funktion des Kausystems zu stören mit Folgen für die Gesundheit. Unter Okklusion versteht man die Verzahnung zwischen den Zähnen des Oberkiefers mit den Zähnen des Unterkiefers. Dabei stören u. a. sowohl Frühkontakte (z. B. durch überhöhte Füllungen oder Kronen) als auch Zahnfehlstellungen oder Zahnlücken den optimalen Zusammenbiss.

Die Störungen der Kaufunktion können sich in vielen Symptomen äußern. Häufige Anzeichen für funktionelle Störungen der Kiefergelenke sind u. a. Bruxismus (nächtliches Zähneknirschen und Zähnepressen), Wachbruxismus, CMD-Symptome wie z. B. Rückenschmerzen, Tinnitus, Migräne, Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Kiefergelenkgeräusche, Kieferknacken, Kiefer- und Gesichtsschmerzen, Steifigkeit der Kiefergelenke, Nacken- und Schulterverspannungen, Schluckbeschwerden und Blockaden bei der Mundöffnung. Stress ist häufiger Auslöser oder Verstärker von muskulären Verspannungen, die sich in Form unterschiedlicher Schmerzen und Beschwerden äußern.

Stomatognathes System: Der CMD-Zahnarzt als Teammitglied der interdisziplinären Zusammenarbeit.
Stomatognathes System: Der CMD-Zahnarzt als Teammitglied der interdisziplinären Zusammenarbeit.
Bildquelle: ©GZFA
 

Funktionsdiagnostik für die Harmonie im stomatognathen System

Gibt es Hinweise auf Störungen der Kiefergelenkfunktion oder Anzeichen einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD), so ist eine Funktionsanalyse (FAL) bei einem CMD Zahnarzt, einem zahnärztlichem Funktionsdiagnostiker ratsam. Die FAL ist eine schmerzfreie Untersuchung, die sich aus der klinischen, manuellen und instrumentellen Funktionsanalyse zusammensetzt.

Neben der Aufnahme der Krankengeschichte ist auch die Lebenssituation des Patienten oder der Patientin wichtig, da sich Stress negativ auf die Kaufunktion und die Kiefergelenke auswirken kann oder sogar ursächlich für Funktionsstörungen verantwortlich ist. Bei der manuellen Funktionsanalyse werden u.a. die Kaumuskeln untersucht und der Zahnstatus aufgenommen, was Auffälligkeiten wie Fehlstellungen, Zahnlücken, überhöhte Füllungen oder auch abgeschliffene Stellen mitberücksichtigt.

Bei der instrumentellen Funktionsanalyse werden bei Bedarf bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, MRT (Magnetresonanztomografie) oder DVT (digitale Volumentomografie) eingesetzt. Darüber hinaus werden Gipsmodelle von Ober- und Unterkiefer angefertigt, die in einen Artikulator eingesetzt werden. Mit Hilfe dieses Kausimulators können die Bewegungen des Kiefers nachgestellt und alle Kontaktverhältnisse ausgewertet werden. Mit der Funktionsdiagnostik zur Prüfung der Okklusion werden alle Funktionsstörungen des Kauapparates offenkundig. Diese Informationen dienen bei allen sich anschließenden Maßnahmen als Grundlage, um den langfristigen Behandlungserfolg zu sichern.

Das Ziel der zahnmedizinischen Funktionsdiagnostik ist es, Maßnahmen wie z. B. das ursächlich-therapeutische DROS® Schienentherapiekonzept einzuleiten, um ein sogenanntes eugnathes Gebiss wiederherzustellen. Darunter versteht man ein störungsfrei funktionierendes und gut geformtes Kausystem, das keinerlei Anomalien aufweist. Die Muskeln sind entspannt. Die Kiefergelenke befinden sich in physiologischer Position und die Kaukraft kann auf die Kiefer gleichmäßig verteilt werden. Es gibt keine Frühkontakte, der Biss stimmt – die Okklusion ist harmonisch. Das Kausystem arbeitet quasi verschleißfrei und schont Gebiss, Muskulatur und Kiefergelenke.

Therapieziel bei Störungen im stomatognathen System: Die Wiederherstellung einer harmonischen Verzahnung (eugnathes Gebiss) durch zahnärztliche Funktionsdiagnostik und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten aller Fachbereiche.
Therapieziel bei Störungen im stomatognathen System: Die Wiederherstellung einer harmonischen Verzahnung (eugnathes Gebiss) durch zahnärztliche Funktionsdiagnostik und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten aller Fachbereiche.
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Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Behandlung des stomatognathen Systems

Der CMD-Zahnarzt oder Funktionsdiagnostiker arbeitet eng im Team mit Kollegen und Kolleginnen anderer zahnmedizinischer Fachgebiete wie z. B. Implantologen, Parodontologen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen, Endodontologen, Kieferorthopäden oder Kinderzahnärzten zusammen. Dies gilt sowohl für die präventive Zahnmedizin als auch für den Behandlungserfolg u. a. beim Einsetzen von Implantaten, bei Gebissrestaurierungen, kieferorthopädischen Maßnahmen oder beim Anfertigen und Einsetzen von Zahnersatz wie Brücken, Kronen oder Prothesen. Die Funktionsdiagnostik führt ebenfalls zu hochwertigeren Ergebnissen in der Zahnästhetik.

Da das stomatognathe System mit dem gesamten Körper in Verbindung steht, hat es direkten Einfluss auf die Allgemeingesundheit des ganzen Körpers. Typische CMD-Symptome wie z. B. Schwindel, Tinnitus oder therapieresistente Nacken-, Schulter und Rückenschmerzen können neben Funktionsstörungen des Kauapparates natürlich auch andere schwerwiegende Ursachen haben. Deshalb sind der ganzheitliche Ansatz und die interdisziplinäre Zusammenarbeit besonders wichtig. Zahnärztliche Funktionsdiagnostiker bzw. CMD-Zahnärzte sind deshalb wichtige Ansprechpartner von anderen medizinischen Disziplinen und Spezialisten wie Orthopäden, Physiotherapeuten, Osteopathen, Neurologen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Psychologen, Schmerztherapeuten oder Onkologen.

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