Bioästhetische Zahnheilkunde: Die Funktion folgt der Form

Was ist Bioästhetik in der Zahnmedizin?

Kaufunktion: Biomechanik und Neurophysiologie

Die grundlegenden Erkenntnisse der Bioästhetischen Zahnheilkunde beruhen auf den umfangreichen Studien des amerikanischen Zahnarztes und Biologen Dr. Robert L. Lee bereits in den 1960er Jahren. Er untersuchte und verglich Hunderte von Gebissen bei Patienten unterschiedlichen Alters und erforschte grundsätzliche Fragen:

  • Warum funktionieren manche Kausysteme ein Leben lang problemlos, andere dagegen nicht?
  • Von welchen Faktoren ist es abhängig, ob ein Kausystem gesund und harmonisch arbeitet oder sich im Laufe der Zeit unästhetisch abnutzt und erkrankt?
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten hat der Zahnarzt, die Harmonie im Kausystem wieder herstellen?

Bioästhetische Zahnheilkunde: Bioästhetik - Die Funktion folgt der Form.
Bioästhetische Zahnheilkunde: Bioästhetik - Die Funktion folgt der Form.
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Die Form bestimmt die Funktion – „function follows form“

Die wichtigste Erkenntnis seiner Forschung: Einer gesunden Kaufunktion liegt ein biologischer „Bauplan“ zugrunde, der die Form und Stellung der Zähne sowie die Stellung der Kiefergelenke einbezieht sowie die neurophysiologische Steuerung des gesamten Kausystems. Zentraler Faktor in diesem biomechanischen Muster ist die biologisch festgelegte Form, Stellung und Länge der Zähne.

Dabei dienen die Unterkiefereckzähne als Eckpfeiler einer harmonischen Verzahnung (Okklusion). Sie stellen für die zahnärztliche Funktionsdiagnostik den wichtigsten funktionellen Bereich dar und sind gemeinsam mit den Oberkiefereckzähnen, verantwortlich für die Führung des Unterkiefers (Front/Eckzahnführung).

Demgegenüber liegen die Aufgaben der seitlichen Backenzähne in der Kraftverteilung und haben vor allem eine mechanische Funktion. Im Gegensatz zu den Wiederkäuern, die ihre Nahrung mit flachen Zahnoberflächenstrukturen- ohne ausgeprägte Höcker und Furchen - in „horizontaler Kaubewegung“ zermahlen, ist die biologische Zahngenetik beim Menschen auf das „vertikale Zerbeißen“ von Speisen ausgerichtet. Dazu besteht eine stark strukturierte Beziehung der Zähne mit Höckern und Furchen, die zahnradartig ineinandergreifen. Man spricht hier von einem vertikalen Kaumuster, im Gegensatz zum horizontalen Kaumuster des Wiederkäuers.

Dr. Robert L. Lee - Begründer der Bioästhetischen Zahnheilkunde
Dr. Robert L. Lee
Begründer der Bioästhetischen Zahnheilkunde
 

Abweichungen von der Form beeinflussen Funktion und Ästhetik

Gezielte Beobachtung und Diagnostik gehören zu den wesentlichen Elementen der zahnärztlichen Bioästhetik und Funktionstherapie. Unter Einbeziehung der Physiologie der Kiefergelenke und der umliegenden Muskulatur stehen die anatomischen Zahnformen im Mittelpunkt des biologischen Kaugeschehens.

Werden einzelne Zähne oder das gesamte Gebiss stark abgenutzt, etwa durch Bruxismus/Zähneknirschen, geht das vertikale Kaumuster verloren und geht in ein horizontales Kaumuster über.

Damit geht auch die das Kausystem schützende Front/Eckzahnführung verloren mit gravierenden Auswirkungen auf die Stellung der Kiefergelenke und vor allem auf die beteiligten Kaumuskeln.

Ändert sich die Form und steht nicht in Harmonie mit der Funktion, wird die Biomechanik gestört und gesunde Strukturen verändern sich krankhaft. Der Verschleiß von Zähnen (Abrasion und Erosion), Frakturen und Absplitterungen an Zähnen und Zahnersatz sowie Schlifffacetten sind daher erste Anzeichen für ein ernstzunehmendes funktionelles und zugleich aber auch ästhetisches Problem.

Was ist Bioästhetik - Abweichungen von der Form beeinflussen Funktion und Ästhetik.
Was ist Bioästhetik - Abweichungen von der Form beeinflussen Funktion und Ästhetik.
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Welche Folgen haben die Abweichungen von der Biomechanik?

Zahnfehlstellungen und Zahnfrühkontakte provozieren ein „Ausweichverhalten“ beim Zusammenbiss, denn das Kausystem ist biologisch so programmiert, immer einen Vielpunktkontakt der Zähne von Ober- und Unterkiefer anzustreben. Dies gelingt jedoch bei Zahnfehlstellungen, besonders wenn diese im hinteren Backenzahnbereich vorliegen, nur durch starke Verspannung der am Kausystem beteiligten Muskeln und durch Lageveränderung der Kiefergelenke. Die Folgen einer solch abnormen Kaufunktion sind dann Schädigungen der Zahnsubstanz selbst aber auch Beschwerden und Schmerzen, die aus der übersteigerten Muskelaktivität resultieren. Man spricht dann von der Symptomatik einer craniomandibulären Dysfunktion, CMD, die den Kopf- und Gesichtsbereich betreffen kann, jedoch auch Nacken, Schulter und Rücken.

Welche Folgen haben die Abweichungen von der Biomechanik?
Welche Folgen haben die Abweichungen von der Biomechanik?
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Welche Behandlungsziele hat die Bioästhetische Zahnheilkunde?

Die Biomechanik aller Strukturen des Kauapparates sind entscheidend für eine ungestörte Kaufunktion. Dazu gehören die 32 Zähne in Ober- und Unterkiefer, die beiden Kiefergelenke, die am Kausystem beteiligten Muskeln und die neurophysiologische Steuerung des gesamten Systems.

Ziel einer bioästhetischen Therapie ist daher die Wiederherstellung der funktionellen und ästhetischen Zahnformen mit vertikalem Kaumuster, die Harmonisierung der biologischen Zahnformen mit den Kiefergelenkbewegungen bei gleichzeitiger Entspannung des neuromuskulären Systems.

Aus der Leidenschaft für die Bioästhetik und der bioästhetischen Sichtweise von Zahnärzten und Zahntechnikern haben sich neue Erkenntnisse und erfolgreiche Therapiekonzepte entwickelt, die in erster Linie auf der Behandlung mit Zahnschienen beruhen, die als Okklusions- oder Kiefergelenkpositionierungsschienen wirken.

Welche Behandlungsziele hat die Bioästhetische Zahnheilkunde?
Welche Behandlungsziele hat die Bioästhetische Zahnheilkunde?
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Schöne und funktionierende Zähne

Der Wiederherstellung der biologischen Zahnformen und -stellungen dienen prothetische Aufbaumaßnahmen oder komplette funktionell-ästhetische Rekonstruktionen (KFR), wenn abradierte Gebisse wieder mit korrekten Höckern, Fissuren und Kontaktpunkten versorgt werden sollen.

Die erfolgreiche Umsetzung von schönen und funktionierenden Zähnen durch erfahrene Zahnärzte und Zahntechniker, erfordern enge Teamarbeit, ein hohes Maß an Fachkenntnis über Funktion und Form der Zähne, außerdem große Leidenschaft für die Prinzipien der Bioästhetik.
Die diagnostische Zahnheilkunde wird dabei zunehmend durch digitale Messsysteme unterstützt und eröffnet somit neue Möglichkeiten in der bioästhetischen Zahnheilkunde.

Schöne und funktionierende Zähne - Wiederherstellung der biologischen Zahnformen und -stellungen.
Schöne und funktionierende Zähne - Wiederherstellung der biologischen Zahnformen und -stellungen.
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