CMD Prävention in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Wie kann man Kaufunktionsstörungen/CMD vorbeugen?

Interdisziplinäre CMD-Prävention erspart Leid und Kosten

Viele Schmerzsymptome mit chronischem Charakter und hier besonders die typischen „Volkskrankheiten“ wie Kopf- und Rückenschmerzen, werden häufig rein symptomatisch behandelt, da die Ursachen nicht eindeutig ermittelt werden können. So durchlaufen manche Patienten regelrechte Arzt-Odysseen auf der Suche nach Heilung oder Linderung ihrer Beschwerden.

Gerade für Schmerzen an Gesicht, Kopf und Kiefergelenk, aber auch Muskelverspannungen im Nacken-, Schulter- und Rückenbereich, ist in vielen Fällen eine CMD, eine Funktionsstörung im Kausystem, verantwortlich.

Eine verstärkte Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit von spezialisierten CMD-Zahnärzten mit CMD-Ärzten und unterschiedlichen Therapeuten, haben dabei einen hohen präventiven Charakter. Denn die frühzeitige, ursächliche Abklärung von CMD-Symptomen, kann einer Chronifizierung der Beschwerden vorbeugen, erspart den Patienten unnötiges Leid und hilft auch, die Gesundheitskosten zu reduzieren.

Dank enormer Entwicklungen in Forschung und Wissenschaft, verfügen Humanmedizin und Zahnheilkunde über hochwirksame, evidenzbasierte Verfahren für die CMD-Therapie.

CMD-Prävention gelingt durch enge Zusammenarbeit von Zahnärzten und Ärzten, wenn eine Kaufunktionsstörung die mögliche Ursache von chronischen Kopfschmerzen ist.
CMD-Prävention gelingt durch enge Zusammenarbeit von Zahnärzten und Ärzten, wenn eine Kaufunktionsstörung die mögliche Ursache von chronischen Kopfschmerzen ist.
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CMD-Prävention durch den Zahnarzt 

Bei der Abklärung von Funktionsstörungen des Kausystems sind Zahnärzte und die Fachärzte aus dem Bereich der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde wichtige Ansprechpartner.

Entscheidend für die Vorbeugung von craniomandibulären Dysfunktionen und damit die Prävention chronischer Schmerzen, ist das frühzeitige Erkennen von Fehlfunktionen im Kausystem, die z.B. sehr häufig durch Zähneknirschen/Bruxismus entstehen.

Im Mittelpunkt der Früherkennung von CMD steht die zahnärztliche CMD-Diagnostik in Form einer Funktionsanalyse des Kausystems. Diese Funktionsdiagnostik ermittelt, inwiefern zahnmedizinisch begründete Risikofaktoren für CMD beim Patienten vorliegen: Fehlstellungen der Zähne und Kiefergelenke sowie der Faktor Stress.

Denn bei beiden Ursachen resultieren die Beschwerden aus einer übersteigerten Muskelanspannung der am Kauapparat beteiligten Muskelgruppen. Diese Verspannungen können über komplexe Mechanismen auch auf andere Körperbereiche übergreifen.

Daher ist es Aufgabe des Zahnarztes, vorliegende Fehlstellungen zu erkennen und diese besonders bei seinen eigenen Zahnbehandlungen am Patienten unbedingt zu vermeiden.
 

Dabei gilt:

Bei jeder zahnärztlichen Behandlung muss auf eine funktionelle und harmonische Verzahnung von Ober- und Unterkiefer, auf die sogen. Okklusion, geachtet werden. Grundlage einer ungestörten Kaufunktion ist die Biomechanik aller Strukturen des Kauapparates und bezieht sich auf die biologisch vorgesehenen Zahnformen und -stellungen, die Lage der beiden Kiefergelenke, die Kaumuskulatur und die Steuerung der Kauvorgänge im Zentralnervensystem.

Damit kann jeder „Eingriff“ an der korrekten Verzahnung potenziell einen Störkontakt auslösen. Dies gilt gleichermaßen für zu hoch angepasste Kronen, Füllungen und Brücken, als auch für zu niedrig angefertigten Zahnersatz.

Denn die Tastempfindlichkeit der Zähne liegt im Mikrobereich und damit auch das neurophysiologische Empfinden von Störkontakten. Diese Sensibilität lässt nachvollziehen, welche schädigenden Auswirkungen dann Abweichungen im Millimeterbereich (!) haben können.

Der Grundsatz jeder zahnärztlichen Behandlung lautet demnach: „Die Form bestimmt die Funktion“
 

Konkret bedeutet dies:

Jede Füllungsbehandlung, jede Versorgung mit einer Zahnkrone oder Zahnbrücke, jede kieferorthopädische Regulierung, jeder kieferchirurgische Eingriff und sogar jede Fissurenversiegelung zur Kariesprophylaxe, muss äußerst präzise nach funktionellen Anforderungen erfolgen und anschließend genauestens überprüft werden. Dies erfolgt z.B. bei Zahnersatz über feinste Folien, die Vor- oder Frühkontakte farblich anzeigen und vom Zahnarzt entsprechend feinst eingeschliffen werden können.

Besonders die Versorgung mit Zahnersatz nach standardisierten, funktionsdiagnostischen Richtlinien, hat einen eindeutig präventiven Charakter. Gleiches gilt für den funktionsgerechten Einsatz eines Zahnimplantats oder für die Anfertigung von Zahnprothesen.

Bei der Planung der „dritten Zähne“ ist es demnach sinnvoll, einen zahnärztlichen Funktionsdiagnostiker einzubeziehen, um eine Funktionsstörung von vorneherein zu vermeiden. Auch bereits getragene Prothesen müssen regelmäßig kontrolliert und ggf. im Dentallabor „unterfüttert“ werden. Dadurch wird Funktionsstörungen bei älteren Patienten vorgebeugt, bei denen altersbedingter Knochenrückgang dazu führt, dass die Prothesen schlecht sitzen, wackeln und somit ihre Funktion nicht mehr erfüllen können.

Grundsätzlich sollten Kaufunktionsstörungen möglichst von Anfang an vermieden werden, indem etwa regelmäßige Kontrolltermine mit professioneller Zahnreinigung beim Zahnarzt wahrgenommen werden. Nur so können Karies und Parodontose frühzeitig erkannt und behandelt werden. Denn geschädigte oder verloren gegangene Zähne (Zahnlücken!) aufgrund dieser Zahnerkrankungen, sind sehr häufig die Ursache von CMD; denn dadurch entstehen Störkontakte in Form von gekippten, gedrehten und elongierten Zähnen; dies sind Zähne, die mangels Gegenkontakts in eine Zahnlücke „hineinwachsen“.

Damit bietet die zahnärztliche Funktionsdiagnostik und Funktionstherapie eine enorme Qualitätssteigerung in der prothetischen Sanierung, stellt eine wichtige Präventionsmaßnahme dar und schont die finanziellen Ressourcen der Patienten, wie auch die des Gesundheitssystems.
 

CMD-Prävention durch Stressvermeidung

Mindestens ein Drittel der Bevölkerung presst und knirscht mit den Zähnen, hauptsächlich im Schlaf aber teils auch tagsüber. Gefährlich wird diese Angewohnheit dann, wenn Stressfaktoren zugrunde liegen und massive Kaumuskelkräfte aktivieren, die sogar die harte Zahnsubstanz schädigen oder körperliche Beschwerden nach sich ziehen. Dann wachen Betroffene morgens oft mit verspannten Gesichtsmuskeln und Kieferschmerzen oder mit verspannter Nacken- und Schulterpartie auf.

Um CMD vorzubeugen, muss daher die Stressvermeidung und Stressreduktion im Mittelpunkt von CMD-Prävention und CMD-Therapie liegen. Geeignete Maßnahmen sind u.a. gezielte Entspannungsübungen, Yoga, Massagen und physiotherapeutische Behandlungen sowie Selbstbeobachtung und Verhaltenstraining, um besser mit Druck und Belastungen umzugehen.

Ein funktionstherapeutischer Ansatz, der sowohl Fehlstellungen als auch Kaumuskelverspannungen einbezieht, ist die zahnärztliche Schienentherapie. Eine adjustierte Aufbissschiene, wie z.B. die DROS®-Schiene, dient der Diagnose von Zahnfehlstellungen sowie der neuromuskulären Entspannung des Kausystems und hilft somit, CMD-Beschwerden vorzubeugen bzw. diese zu lindern.

Die zweiphasige DROS®-Schiene, dient der Diagnose von Zahnfehlstellungen sowie der neuromuskulären Entspannung des Kausystems.
Die zweiphasige DROS®-Schiene, dient der Diagnose von Zahnfehlstellungen sowie der neuromuskulären Entspannung des Kausystems.
Bildquelle: ©GZFA
 

CMD-Prävention durch interdisziplinäre Zusammenarbeit

Da Kaufunktionsstörungen, ausgelöst durch starke unnatürliche Muskelverspannungen, auch vielfältige andere Ursachen haben können, etwa im Bereich der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, der Orthopädie, der Neurologie oder der hormonellen Steuerung, leistet eine intensive interdisziplinäre Kooperation der entsprechenden medizinischen Fachrichtungen einen wertvollen Beitrag zur CMD-Prävention.

So beeinflussen etwa der Zusammenbiss der Zähne und die Stellung der paarigen Kiefergelenke die Kopf- und Körperhaltung. Das bedeutet, dass umgekehrt, auch Fehlhaltungen, zu wenig Bewegung, zu langes Sitzen oder ungesunder Schlaf, Einfluss auf die Kiefergelenke und die Aktivität der Kaumuskulatur haben können. Um orthopädische Probleme wie ein HWS-Syndrom oder einen Beckenschiefstand ganzheitlich diagnostisch abzuklären, ist auch eine funktionsanalytische Untersuchung beim Zahnarzt zu empfehlen. Nicht zuletzt auch, um einen höheren Behandlungserfolg orthopädischer oder physiotherapeutischer Behandlungen zu erzielen. Dies gilt natürlich in umgekehrter Richtung auch für geplante zahnärztliche Behandlungen, wenn zunächst eine orthopädische Problematik behandelt wird.

Zur Verarbeitung seelischer Belastungen oder für die Behandlung ernstzunehmender psychischer Störungen, sind Psychotherapeuten bzw. Psychologen wichtige Glieder einer umfassenden CMD-Prävention und Behandlung.

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