CMD-Statistik: Verbreitung von Kaufunktionsstörungen

Zahlen zu craniomandibulären Dysfunktionen in der Bevölkerung

Zusammenhang von „Volkskrankheiten“ mit Funktionsstörungen des Kauapparates

Viele Menschen leiden unter vielfältigen Beschwerden und Schmerzen, ohne die Ursache dafür zu kennen. Für eine große Anzahl dieser unterschiedlichen Symptome können Fehlfunktionen von Zähnen und Kiefergelenken, sogen. craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) verantwortlich sein. Dazu gehören Zahn-, Muskel-, Kiefergelenkschmerzen, Schwindel, Ohrenschmerzen/ Tinnitus, Gesichts-, Kopf-, Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen.

Schätzungsweise sind etwa 20% der Bevölkerung von behandlungsbedürftigen CMD-Symptomen betroffen. Gut ein Drittel knirscht und presst nachts mit den Zähnen, was Funktionsstörungen im Kausystem auslösen bzw. verstärken kann.
Weit verbreitet sind Kopf- und Gesichtsschmerzen sowie Rückenschmerzen. Fast jeder zweite Deutsche leidet zumindest phasenweise unter Rückenschmerzen, was einer der häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit ist.

Eine interne Erhebung der Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik, GZFA®, gibt Hinweise über Symptomatik und geschlechtsspezifische Verteilung von CMD bei 100 erfassten Patientenfällen aus dem zahnärztlichen Netzwerk ihrer CMD-Zahnärzte:

  • Nur jeweils 1 Prozent der Patientinnen (weiblich) und 1 Prozent der Patienten (männlich) zeigten ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Zähnen und Kiefergelenken (harmonische Okklusion).
  • 19,8 Prozent der Patientinnen galten als beschwerdefrei, obwohl sie
    Merkmale einer Dysfunktion wie Zähneknirschen oder Abrasion der Zähne aufwiesen.
  • Bei den Patienten waren es dagegen sogar 58,4 Prozent, die trotz abradierter Zähne durch Zähneknirschen keine Beschwerden äußerten.
  • 79,2 Prozent der Patientinnen litten unter schmerzhaften Symptomen wie Kopf- und Schulterschmerzen, Migräne, Muskelverspannungen oder Schluckbeschwerden.
  • Dagegen klagten nur 40,6 Prozent der Patienten über derartige Beschwerden.

CMD-Statistik über Verbreitung und Symptomatik von Kaufunktionsstörungen - interne Erhebung unter 100 Patienten.
CMD-Statistik über Verbreitung und Symptomatik von Kaufunktionsstörungen - interne Erhebung unter 100 Patienten.
Bildquelle: ©GZFA
 

Diese interne Erhebung bestätigt aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, nach denen Frauen eher unter Schmerzsymptomen leiden als Männer. So waren diese zu einem deutlich höheren Anteil beschwerdefrei, obwohl auch bei ihnen Risikofaktoren für Kaufunktionsstörungen vorlagen, wie Zähneknirschen/Bruxismus oder Zahnabrasion.

Vermutlich reagieren Frauen sensibler auf Schmerzen bzw. sie verfügen möglicherweise über eine geringere Schmerztoleranz als Männer. Auch aus diesen Gründen suchen Frauen häufiger und frühzeitiger ärztlichen Rat.

Bei Frauen sieht man außerdem häufiger Gelenkschädigungen, bei Männern häufiger Zahndefekte wie z.B. Sprünge im Zahnschmelz. Dies liegt vermutlich daran, dass die stärkere Kaumuskulatur zwar die Gelenke „schont“, die immensen Kaukräfte jedoch die harte Zahnsubstanz direkt schädigen.

Denn durch eine Störung der harmonischen Verzahnung (Okklusion) kommt es zu einer neuromuskulären Fehlsteuerung mit massiver Verspannung der Kaumuskeln und damit einhergehender Schmerzen und Krankheitssymptome, die sich auch in vom Kausystem entfernten Körperbereichen zeigen können. Gravierender Verstärkungsfaktor dieser Verspannungen ist der Faktor Stress, der über das Kausystem entladen wird.

Störungen der Okklusion erfolgen z.B. durch Zahnfrühkontakte, die etwa durch mangelhaft gefertigten Zahnersatz entstehen.

Typische Krankheitsbilder in Zusammenhang mit CMD und Kaufunktionsstörungen.
Typische Krankheitsbilder in Zusammenhang mit CMD und Kaufunktionsstörungen.
Bildquelle: ©GZFA
 

Statistik zu häufig auftretenden Beschwerden in der Gesamtbevölkerung

Zahlen verschiedener Studien, publiziert von der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, zeigen, dass Millionen von deutschen Bürgern unter teils ungelösten Schmerzproblemen und Beschwerden leiden, die häufig auch in Verbindung mit dem Kausystem stehen können:

  • 18,9 Millionen Betroffene pressen und knirschen nachts mit den Zähnen
  • 4,7 Millionen Bürger leiden unter Spannungskopfschmerz
  • 8,3 Millionen Bürger an Migräne
  • 3,7 Millionen Bürger leiden unter Tinnitus, jährlich kommen ca. 350.000 hinzu
  • 28,7 Millionen Bürger leiden an Nacken-, Rücken- und Schulterschmerzen
  • 3,2 Millionen Bürger an Schwindel
  • 230.000 leiden unter schwersten Schmerzattacken im Gesicht

 
Typische Krankheitsbilder in Zusammenhang mit CMD

Für die weit verbreiteten Volkskrankheiten Kopfschmerzen und Gesichtsschmerzen sind Zusammenhänge mit Funktionsstörungen im Kausystem wissenschaftlich belegt. Daher erfordern Diagnose und Therapie dieser Beschwerden die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zahnärzten mit Ärzten und Therapeuten aller medizinischen Fachrichtungen, wie u.a. mit HNO-Ärzten und Neurologen.

Dies gilt im Besonderen bei Migräne und Spannungskopfschmerzen, die ca. 92% aller Kopfschmerzarten ausmachen. Bei diesen „Hauptkopfschmerzarten“ sollte immer ein funktionsdiagnostisch ausgebildeter Zahnarzt hinzugezogen werden, um einen „dentalen“ Risikofaktor abzuklären, wie etwa eine Zahn- oder Kieferfehlstellung. Eine zahnmedizinisch begründete CMD-Ursache ist umso wahrscheinlicher, je näher die auftretenden Beschwerden am Mund bzw. an Zähnen und Kiefergelenk auftreten. Das bedeutet, dass etwa ein Tinnitus auch unbedingt vom Zahnarzt abgeklärt werden sollte; Rückenschmerzen dagegen zunächst von Orthopäden und Physiotherapeuten und erst dann von spezialisierten Zahnärzten, um den möglichen Zusammenhang mit einer Kaufunktionsstörung abzuklären.
 

Allgemein gilt:

Bei Tinnitus, Migräne, HWS-Syndrom und Kopfschmerz ist es empfehlenswert, auch einen zahnärztlichen Funktions- und Kiefergelenkdiagnostiker aufzusuchen, der betroffene Patienten mittels CMD-Diagnostik bzw. Funktionsanalyse auf Störkontakte und Kieferfehlstellungen untersucht und dann ggf. mit einer Schienentherapie behandelt. Dies gilt im Besonderen, wenn die Schmerzsymptomatik halbseitig an Kopf, Kiefer oder Gesicht auftritt. Schmerzen, die die Seite wechseln, stehen dagegen weniger im Verdacht, durch Störungen der Okklusion ausgelöst worden zu sein.

Auch Trigeminusneuralgien haben zu 0,01% einen dentalen Risikofaktor. Dies ist zwar deutlich weniger als bei Kopfschmerzen, bedenkt man jedoch die schwere gesundheitliche Beeinträchtigung durch heftige Gesichtsschmerzen, lohnt sich auch hier die zusätzliche Expertise eines Zahnarztes, der vom Neurologen in das interdisziplinäre Team geholt wird.
In einer Studie von Ulrich Lotzmann (Universität Gießen-Marburg) wurde festgestellt, dass in bis zu 50% der untersuchten Patienten mit Nervenschmerzen (Trigeminusneuralgie) eine CMD die eigentliche Ursache war. Was dabei im Einzelnen Grund für die muskuläre Verspannung und damit schmerzauslösend ist, muss interdisziplinär untersucht werden, da einer CMD unterschiedliche weitere Ursachen zugrunde liegen können, wie z.B. hormonelle Einflüsse, psychische Faktoren, neurologische Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen.

DROS®-Oberkieferaufbissschiene zur Behandlung von Kaufunktionsstörungen.
DROS®-Oberkieferaufbissschiene zur Behandlung von Kaufunktionsstörungen.
Bildquelle: ©GZFA
 

Interne Umfrage unter CMD-Zahnärzten mit rund 500 Patienten und Patientinnen

Eine interne GZFA-Umfrage zur Schmerzlinderung durch Schienenbehandlung, an der zehn Zahnärzte aus dem Netzwerk mit rund 500 Patienten teilnahmen, untersuchte die Wirkung der adjustieren DROS®-Oberkieferaufbissschiene bei der Behandlung von Kaufunktionsstörungen. Im Ergebnis erlebten 88 Prozent der Patienten und Patientinnen bereits eine erhebliche Linderung ihrer Beschwerden in den ersten Tagen der Schienentherapie.
 

Auswertung von Patientenfällen durch einen CMD-Spezialisten

Eine Auswertung von 78 Patientenfällen, die mit der DROS®-Schiene behandelt wurden, bestätigt den Erfolg der Schienentherapie bei der Behandlung von typischen Symptomen eines erkrankten Kausystems. Auch hier verbesserten sich die Beschwerden bereits innerhalb der Relaxierungsphase zum 86 Prozent, 5 Prozent waren sogar völlig beschwerdefrei.

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