Kiefergelenk-Sprechstunde: Funktionsanalyse beim Zahnarzt

Was erfahre ich in der Kiefergelenk-Sprechstunde?

Kleines Gelenk – großer Einfluss auf die Gesundheit

Die beiden Kiefergelenke sind im Gesicht rechts und links vor den Ohren positioniert. Sie stellen die Verbindungen zwischen dem Schläfenbein des Schädelknochens und dem Unterkieferknochen (Mandibula) dar. Eine Gelenkscheibe aus dichtem Fasergewebe, der sogen. Diskus, verhindert, dass Schädelknochen und Unterkiefer aneinander reiben. Außerdem sind die Gelenke von Muskeln, Bändern und Sehnen umgeben. Diese stützen nicht nur die Gelenke und sind für die Beweglichkeit des Kiefers verantwortlich, sondern sie sind Bindeglied zur allgemeinen Statik des Körpers. Damit übernehmen die Kiefergelenke eine wichtige Funktion für die allgemeine Gesundheit und machen bei Beschwerden eine gezielte Kiefergelenkbehandlung beim Zahnarzt als spezialisiertem Kiefergelenk-Diagnostiker notwendig.

Die beiden Kiefergelenke im menschlichen Körper sind äußerst komplex: Der Unterkiefer öffnet und schließt sich wie ein Scharnier, gleichzeitig ist er dreidimensional beweglich, also seitlich, rückwärts und vorwärts verschiebbar. Beim Kauen entsteht ein enormer Druck, der auch vom Gesundheitszustand und der Positionen der oberen und unteren Zähne abhängig ist, denn korrekt positionierte und gesunde Zähne wirken beim Schließen der Kiefergelenke wie eine Art Türstopper.

Kiefergelenk-Sprechstunde: Funktionsanalyse beim Zahnarzt.
Kiefergelenk-Sprechstunde: Funktionsanalyse beim Zahnarzt.
Bildquelle: ©GZFA

Mehr lesen zur Anatomie des Kiefergelenks
 

Welche Hilfe bietet die Kiefergelenk-Sprechstunde?

Wie jedes Gelenk, können auch die Kiefergelenke von Über- und Fehlbelastung oder Erkrankungen betroffen sein. Als Funktionsstörungen (auch craniomandibuläre Dysfunktionen oder CMD genannt) werden die Störungen bezeichnet, die das normale und harmonische Zusammenwirken von Zähnen, Kiefergelenken und Muskulatur behindern. Spezialisierte CMD-Zahnärzte bieten deshalb in der Kiefergelenk-Sprechstunde umfassende Beratung und eine CMD-Diagnostik mit Funktionsanalyse an, um zu prüfen, ob eine Kaufunktionsstörung vorliegt.

Stehen die Ursachen für auftretende CMD-Symptome wie z. B. Kiefergelenkschmerzen eindeutig im Zusammenhang mit dem Kauapparat, sind diese zahnärztlichen Kiefergelenk-Diagnostiker die richtigen Ansprechpartner. Bei chronischen Schmerzverläufen und unklarer Ursache arbeiten diese immer auch interdisziplinär mit anderen Fachärzten und Therapeuten wie z. B. Kieferorthopäde, HNO, Orthopäde, Physiotherapeut, Psychologe, Schmerztherapeut in Schmerzzentren etc. zusammen, um die Symptome ursächlich abzuklären und möglichst dauerhafte Beschwerdefreiheit zu erreichen.
 

Welche Symptome weisen auf Dysfunktionen der Kiefergelenke hin?

Typische Anzeichen für eine CMD sind Zähneknirschen, Zähnepressen, knackende oder schmerzende Kiefergelenke, Kaumuskelschmerzen, Wangen- und Zungenbeißen. Darüber hinaus gibt es vielfältige CMD-Symptome, die nicht immer direkt auf Zähne und Kiefergelenk hinweisen wie z. B. Tinnitus, einseitige Kopfschmerzen, Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen, einseitige Gesichtsschmerzen, Schluckbeschwerden, Zungenbrennen, Augenflimmern, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen Migräneattacken und vieles mehr.
 

Interdisziplinäre Koordination in der Kiefergelenk-Sprechstunde

Da die Diagnose der Schmerzursachen oder Symptomatik nicht immer eindeutig ist, arbeitet der Zahnarzt oder die Zahnärztin in der Kiefergelenk-Sprechstunde auch immer interdisziplinär mit Facharztkollegen wie z. B. HNO, Orthopäde, Neurologe, Schmerztherapeut etc. zusammen. Idealerweise übernimmt der Zahnarzt die Koordination der Termine bzw. den Austausch von Befunden.

Einen entscheidenden Hinweis für den Zusammenhang von CMD mit der Körperstatik gibt ein beim Patienten festgestellter Beckenschiefstand. Denn die Stellung der paarigen Kiefergelenke haben auch Einfluss auf die paarigen Hüftgelenke und umgekehrt. So kann die Diagnose eines Beckenschiefstands in vielen Fällen die auftretenden CMD-Symptome und Kiefergelenkschmerzen erklären.
 

Wie führt der Zahnarzt bei Verdacht auf CMD eine Funktionsanalyse durch?

Der auf CMD spezialisierte Zahnarzt führt in der Kiefergelenk-Sprechstunde eine klinische, manuelle und instrumentelle Funktionsanalyse (FAL) durch. Im vertrauensvollen Gespräch mit dem Patienten geht er zunächst auf die allgemeine Krankengeschichte und Schmerzproblematik ein. Oft spielt die Lebenssituation eine große Rolle, denn psycho-emotionaler Stress erhöht das Risiko für CMD, weil Stress Verspannungen der Kaumuskulatur verursacht. Kiefergelenkgeräusche als auch Einschränkungen beim Kauen oder beim Öffnen des Mundes sind ebenfalls wichtige Hinweise. Darüber hinaus wird die Kaumuskulatur auf einseitige Verhärtungen abgetastet und Zahnfehlstellungen und Zahnlücken aufgenommen.

Im zweiten Schritt erfolgt die instrumentelle FAL mit diversen Hilfsmitteln wie Gipsabdrücken von Ober- und Unterkiefer zur Herstellung von Modellen. Diese werden in einem Artikulator (Kausimulator) montiert, um die Kontaktverhältnisse der Zähne zwischen Ober- und Unterkiefer zueinander, die Position der Kiefergelenke sowie die Kaubewegungen nachzuvollziehen. Eine harmonische Verzahnung (Okklusion) ist nur bei physiologisch korrekter Kiefergelenkposition möglich. Bei vorhandenen Fehlkontakten der Zähne ist diese Kiefergelenkposition jedoch nicht mehr gegeben.

Fehlbisse oder Fehlkontakte können u. a. von Zahnlücken, Zahnfehlstellungen, kieferorthopädischen Fehlregulierungen und zu hohem oder zu niedrigem Zahnersatz sowie schlecht angepassten Füllungen verursacht werden.

Kiefergelenk-Sprechstunde: Wie erfolgt die Behandlung funktioneller Störungen mit der DROS®-Schiene?
Kiefergelenk-Sprechstunde: Wie erfolgt die Behandlung funktioneller Störungen mit der DROS®-Schiene?
Bildquelle: ©GZFA
 

Wie erfolgt die Behandlung in der Kiefergelenk-Sprechstunde?

Das Therapieziel ist die Wiederherstellung der harmonischen Kontaktverhältnisse zwischen den Zähnen von Ober- und Unterkiefer (Okklusion und Kiefergelenkposition), was in einer ersten Behandlungsphase durch die Entspannung der Muskulatur erreicht wird. Vielfach bewährt hat sich bei der Behandlung die DROS®-Schienentherapie.

Der Name DROS®-Schiene leitet sich von den insgesamt 4 Therapieschritten ab: Diagnose, Relaxierung, Orientierung und Stabilisierung. Die Oberkieferaufbissschiene wird individuell im zertifizierten Dentallabor angefertigt. Während der Therapiedauer von nur ca. 7 - 10 Wochen werden die Schienen von zertifizierten DROS®-Therapeuten in der Kiefergelenk-Sprechstunde mehrmals feinjustiert, bis die stabile Bisslage erreicht ist. Oft ist bereits nach wenigen Tagen eine Linderung der Beschwerden deutlich zu spüren.

Nach Abschluss der DROS®-Behandlung sind bei manchen Patienten weitere Maßnahmen erforderlich, um dauerhafte Beschwerdefreiheit zu erreichen. Dazu gehören z. B. der Wiederaufbau der korrekten Bisshöhe, wenn durch Abrasion beim Zähneknirschen mehrere Millimeter der Zahnhartsubstanz verloren gingen oder Lücken durch prothetische Maßnahmen geschlossen werden sollen. Auch das Einschleifen von störenden Frühkontakten sowie kieferorthopädische Lösungen zur sanften Korrektur von Fehlstellungen gehören ebenfalls dazu.

Da bei vielen Patienten psychoemotionaler Stress über die Verspannung der Kau-, Kopf- und Gesichtsmuskulatur, die unterschiedlichsten Beschwerden auslöst, sollten alle Möglichkeiten zum Stressabbau in die Behandlung einbezogen werden. Dazu gehören z. B. Physiotherapie und Entspannungstechniken, Achtsamkeitstraining, Yoga oder Psychotherapie.
 

Wer hält die Kiefergelenk-Sprechstunde?

Die Kiefergelenk-Sprechstunde wird angeboten von Zahnärzten und Zahnärztinnen, die in ihrer Praxis auf CMD spezialisiert sind.

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