Kopfschmerz-Migräne-Sprechstunde: Wann hilft der Zahnarzt?

Was erfahre ich in der Kopfschmerz-Migräne-Sprechstunde?

Bei Kopfschmerzen auch zum Zahnarzt

Fast jeder zweite Deutsche hat mehrmals im Jahr Kopfschmerzen. Viele Millionen leiden unter Dauerqualen. Am häufigsten treten Kopfschmerzen als Spannungskopfschmerz sowie als Migräne oder einer Kombination verschiedener Kopfschmerzarten auf. Die Ursachen für diese Schmerzen sind äußerst vielfältig. Daher ist für eine erfolgreiche Behandlung von chronischen Beschwerden eine möglichst genaue Diagnosestellung notwendig, immer unter Einbeziehung von Ärzten und Therapeuten unterschiedlicher Fachrichtungen.

Sprechstunde für Kopfschmerzen und Migräne: Liegt eine Kaufunktionsstörung als Ursache vor, kann auch der Zahnarzt helfen.
Sprechstunde für Kopfschmerzen und Migräne: Liegt eine Kaufunktionsstörung als Ursache vor, kann auch der Zahnarzt helfen.
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Mögliche Ursache für Kopfschmerzen und Migräne aus Sicht der Zahnmedizin

Können Ärzte wie etwa HNO-Ärzte, Neurologen, Augenärzte oder andere Fachärzte keine eindeutige Ursache für immer wiederkehrende Kopfschmerzen oder Migräne finden, sollte auch ein CMD-Zahnarzt zur Abklärung der Symptomatik hinzugezogen werden. Dies gilt im Besonderen, wenn der Kopfschmerz regelmäßig einseitig bzw. asymmetrisch auftritt, also immer nur auf einer Kopfseite; ebenso, wenn eine Migräne regelmäßig auf der gleichen Nacken- oder Kopfseite beginnt. Auch wenn sie dann die Seiten wechselt oder den gesamten Kopf erfasst.

Denn die Einseitigkeit der Schmerzen könnte einen Hinweis auf eine Parafunktion geben, eine funktionelle Störung der Zahnkontakte (Okklusion) im Zusammenspiel mit den Kiefergelenken und der Kaumuskulatur. Denn die physiologische Kaufunktion definiert sich als untrennbare, synchrone Verbindung von biomechanischen und neuromuskulären Wechselwirkungen. Das heißt: Wenn der Biss nicht stimmt, werden auch die neuromuskulären Abläufe gestört. Denn das Zentralnervensystem versucht die Störkontakte der Zähne über die Muskulatur auszugleichen, wobei die übersteigerte Muskelanspannung dann auch die Kiefergelenke massiv fehlbelastet.

Die auftretenden Kaufunktionsstörungen bezeichnet man als CMD, craniomandibuläre Dysfunktionen, die unterschiedlichen Folgebeschwerden, wie etwa Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Tinnitus, als CMD-Symptome.
Diese Beschwerden sind immer Ausdruck einer unphysiologisch starken Verspannung der am Kausystem beteiligten Muskeln von Kopf, Kiefer und Gesicht. So kann sich etwa auch ein Kieferschmerz häufig als Kopfschmerz äußern. 

Gleichermaßen führt psychoemotionaler Stress zu Muskelverspannungen am Kauapparat, häufig in Verbindung mit Zähneknirschen und Bruxismus. Hohe unbewusste Kaukräfte zerstören dabei nicht nur die Zahnhartsubstanz, sondern belasten ebenso die Kaumuskulatur und darüber die Kiefergelenke.

Dabei gilt: Je stärker die Okklusion gestört ist, desto stärker ausgeprägt ist die Muskelverspannung und die Fehlbelastung des Kiefergelenks und umso größer ist der Risikofaktor für auftretende Schmerzen.

Eine Parafunktion kann bereits ausgelöst werden, wenn die Abweichung von der physiologischen Okklusion im Bereich von 10-20 µ (Mikro!) nach oben oder unten liegt. Denn in diesem Bereich liegt die Messempfindlichkeit (Taktilität) im Kauapparat.

Das bedeutet, dass sogar eine vermeintlich einfache Zahnfüllung, die jedoch nicht perfekt bzw. zu hoch angepasst wird, einen Vorkontakt mit obigen Folgesymptomen auslösen kann. Gleiches gilt für Zahnersatz wie Teilkronen, Kronen, Inlays oder Onlays, die mangelhaft gefertigt wurden sowie für ungenügende kieferorthopädische Korrekturen, die manchmal Parafunktionen erst verursachen.
Allgemein gilt: Zu hohe Zahnkontakte sind umso kritischer, je weiter hinten sie liegen.

Aber auch genetische Ursachen, Wachstumsstörungen oder Zahnlücken und in diese gekippte Zähne, können Fehlkontakte auslösen sowie eine durch Zähneknirschen verursachte Abrasion des gesamten Gebisses.

Somit gelten ein „falscher Biss“ und Stress als dentale Risikofaktoren für Kopfschmerzen und Migräne, die es auch von zahnmedizinischer Seite abzuklären gilt.

Kopfschmerz-Migräne-Sprechstunde: Wann hilft der Zahnarzt?
Kopfschmerz-Migräne-Sprechstunde: Wann hilft der Zahnarzt?
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Wie geht der Zahnarzt in der Kopfschmerz-Sprechstunde vor?

Allgemein kann man sagen, dass bei einseitigen Kopf- und Gesichtsschmerzen (Trigeminusneuralgie) sowie bei intermittierendem Tinnitus (eher nicht bei einer Dauerstörung), die Abklärung durch einen auf Funktionsdiagnostik spezialisierten Zahnarzt empfehlenswert ist.

Auch wenn nur etwa einer von 10 Risikofaktoren für Migräne in der Zahnmedizin begründet liegt, lohnt sich die zahnärztliche Abklärung mittels klinischer, manueller und instrumenteller Funktionsanalyse (CMD-Diagnostik).

Zunächst erfolgt die gründliche Aufnahme der Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten, die Abfrage von Art, Dauer und zeitlichem Auftreten der Schmerzen, die Ermittlung von Stressoren und psychischen Aspekten und die Einbeziehung aller Befunde von interdisziplinären Vorbehandlern oder Überweisern.

Anschließend untersucht der Zahnarzt auf vorhandene Asymmetrien an Muskulatur und Kieferregion und ermittelt, ob die Beschwerden ein- bzw. halbseitig auftreten oder springend sind.
Erhärten die Befunde den Verdacht auf eine Okklusionsstörung, wird eine instrumentelle FAL eingeleitet: Nach Abdrucknahme mit anschließender Modellherstellung der beiden Kiefer, werden die Kiefergelenkbewegungen in einem Kau-Simulator (Artikulator) vermessen und analysiert. So können etwaige Funktionsstörungen lokalisiert und Therapiemöglichkeiten abgeleitet werden.

Zur Behandlung von Kaufunktionsstörungen sind Schienentherapien, wie etwa das DROS®-Schienentherapiekonzept, das Mittel der Wahl. Aufgabe der Zahnschiene ist die Synchronisation der Biomechanik der Zähne mit dem neuromuskulären System, die Entspannung der Kaumuskulatur und damit die Harmonisierung von Okklusion und Kiefergelenkposition.

Lokalisierte Parafunktionen können nun behandelt werden, so etwa eine zu hohe Füllung korrigiert oder eine neue Krone angefertigt werden.

Zur Behandlung von Kaufunktionsstörungen ist das DROS®-Schienentherapiekonzept das Mittel der Wahl.
Zur Behandlung von Kaufunktionsstörungen ist das DROS®-Schienentherapiekonzept das Mittel der Wahl.
Bildquelle: ©GZFA
 

Unterstützende Maßnahmen

Da neben Okklusionsstörungen auch psychoemotionaler Stress, in Kombination damit oder als alleinstehende Ursache, ebenfalls Auslöser für die schweren Kaumuskelverspannungen sein kann, gehören zu einer erfolgreichen Therapie auch alle Maßnahmen, die der Entspannung dienen. Dazu zählen etwa physiotherapeutische Behandlungen und Massagen sowie Entspannungstechniken wie autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
 

Wer hält die Kopfschmerz-Migräne-Sprechstunde?

Auf CMD spezialisierte Zahnärzte und Zahnärztinnen halten die Sprechstunde für Kopfschmerzen und Migräne in ihrer Praxis und arbeiten interdisziplinär mit Ärzten und Spezialisten anderer Fachrichtungen zusammen (z. B. Orthopäde, HNO-Arzt, Neurologe, Physiotherapeut, Osteopath etc.)

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