In Deutschland leiden etwa 10% der Erwachsenen unter schmerzhaften Störungen im Bereich der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur, sog. CranioMandibulären Dysfunktionen (CMD). Die Prävalenz von CMD bei Kindern und Jugendlichen ist dagegen bislang nicht bekannt.
CranioMandibuläre Dysfunktionen bei Kindern und Jugendlichen.
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Ziel der bevölkerungsrepräsentativen Studie an 1011 10- bis 18-jährigen in Halle war die Beschreibung von CMD nach den Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders (RDC/TMD, Dworkin und LeResche 1992). Anamnestische CMD-Schmerzen im Zeitraum des letzten Monats wurden von 15% der Probanden angegeben. Schmerzen bei Unterkieferbewegungen oder Palpation waren in der Kaumuskulatur zwischen 1% und 9% prävalent, in den Kiefergelenken zwischen 1% und 5%. Ein Behandlungswunsch für CMD-Schmerzen bestand bei 2% der Probanden. Kiefergelenkgeräusche wurden von 13% der Probanden in der Anamnese angegeben. Klinisch wiesen 23% der Probanden ein reproduzierbares Knacken auf und 3% Krepitationsgeräusche. Limitationen der Kieferöffnung wurden anamnestisch von 4% der Probanden angegeben und klinisch bei 3% gemessen (<35 mm). Weibliche Probanden wiesen gegenüber ihren männlichen Altersgenossen signifikant häufiger CMD-Schmerzen auf. CMD-Diagnosen (nach den RDC/TMD) wurden bei 10% der Probanden gestellt. Die CMD-Prävalenz nahm mit dem Alter (von 10 bis 18 Jahren) zu. CMD besitzen aufgrund ihrer hohen Prävalenz bereits im Kindes- und Jugendalter eine große gesundheitspolitische Bedeutung. Die typischen Geschlechtsunterschiede und der Altersverlauf zeigen, dass dem Jugendalter in der CMD-Ätiopathogenese eine Schlüsselrolle zukommt.
Universitätspoliklinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
(Direktor: Univ.-Prof. Dr. H.-G. Schaller)
Weitere Informationen: CranioMandibuläre Dysfunktionen (CMD) bei Kindern und Jugendlichen