Künstliche Zahnwurzel: Das Implantat

02. Februar 2022
Implantologie

Künstliche Zahnwurzel: Das Implantat


Künstliche Zahnwurzel aus Titan oder Zirkon-Keramik?

Titan oder Keramik - Welches ist das bessere Implantat?

Gesunde und ästhetisch schöne Zähne sind ein wichtiger Beitrag zur Lebensqualität in unserem täglichen Leben. Mit einem intakten Gebiss kann man alles essen, uneingeschränkt sprechen und lachen und es verleiht gleichzeitig eine Ausstrahlung von Vitalität und Selbstbewusstsein. Ein Zahnverlust hingegen ist mit immensen Einschränkungen in Funktion und Ästhetik verbunden.

Für einen Zahnverlust gibt es viele Gründe. Am häufigsten ist Parodontose verantwortlich, wenn ein Zahn ganz verloren geht, aber auch Zahnschädigungen durch Karies, Wurzelentzündungen oder Frakturen können die Ursache sein. Lücken in der Zahnreihe sind nicht nur unschön, sondern haben negative Auswirkungen auf die Mund- und Allgemeingesundheit. Deshalb ist es ratsam, zeitnah eine langfristige Versorgungslösung mit Zahnersatz zu finden, die Funktion und Ästhetik nachhaltig miteinander verbindet.

Aufbau eines Titanimplantats aus Schraubgewinde im Kieferknochen und darauf montiertem Aufbau für die Zahnkrone.
Aufbau eines Titanimplantats aus Schraubgewinde im Kieferknochen und darauf montiertem Aufbau für die Zahnkrone.
Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG
 

Wie funktioniert eine künstliche Zahnwurzel?

Als ideale Lösung, um eine Zahnlücke zu füllen, kommt ein Zahnimplantat in Frage, was im Vergleich zu herausnehmbaren Prothesen eine komfortable und hochwertige Zahnrestaurierung darstellt. Die Versorgungsmöglichkeiten mit Implantaten reichen von einer einzelnen Zahnlücke bis zur Versorgung bei kompletter Zahnlosigkeit im Ober- und Unterkiefer mit speziellen Implantat-Konzepten wie z. B. All-on-4®- oder All-on-6-Konzept. Zahnimplantate können in jedem Lebensalter eingesetzt werden, außer vor Vollendung des Wachstums.

Bei einem Implantat handelt es sich um eine künstliche Zahnwurzel, die mundchirurgisch in den Ober- oder Unterkiefer eingesetzt wird. Nachbarzähne brauchen zum Befestigen des festen Zahnersatzes nicht beschliffen werden, gesunde Zahnsubstanz wird geschont. Ein zusätzlicher Vorteil eines Zahnimplantats ist die natürliche Belastung des Kieferknochens, was Knochenschwund verhindert.

Nach der Einheilung, auch Osseointegration genannt, übernimmt das Implantat mit der Implantatkrone die volle Funktion eines natürlichen Zahnes und leitet die Kaukräfte in den Kiefer über. Es fühlt sich wie ein echter Zahn an und sieht darüber hinaus völlig natürlich aus.

Ein Zahnimplantat besteht aus drei Komponenten: der Implantatschraube (künstliche Zahnwurzel), dem Implantataufbau und der Implantatkrone. Form, Größe, Durchmesser, Oberflächenbeschaffenheit, Gewinde etc. variieren. Welches Implantat bzw. Implantat-System zum Einsatz kommt, wird der Implantologe oder Zahnarzt durch moderne Röntgendiagnostik wie etwa 3D-Diagnostik untersuchen, um alle anatomischen Voraussetzungen für die chirurgische Implantation und die Planung der Implantatprothetik zu berücksichtigen.

Eine wichtige Fragestellung ist darüber hinaus, aus welchem Material das Implantat angefertigt werden soll, zumal heutzutage neben dem jahrzehntelang erprobten Titan auch Zirkon-Keramik zur Verfügung steht.
 

Künstliche Zahnwurzel aus Titan oder Titanlegierung

Titan ist ein Leichtmetall, welches erfolgreich seit Jahrzehnten als hochleistungsfähiges Material für Zahnimplantate verwendet wird, was zahlreiche Studien weltweit belegen. Wenn es in seiner reinsten Form als Reintitan verwendet wird, zeichnet es sich durch hohe Körperverträglichkeit und Nachhaltigkeit aus. Abstoßreaktionen sind sehr selten.

Während der Einheilzeit bilden sich im Kieferknochen neue Knochenzellen, die eine direkte Verbindung mit der künstlichen Zahnwurzel aus Titan eingehen. Das Implantat wird normalerweise gut vom umliegenden Gewebe angenommen, so dass das Implantat relativ schnell fest im Kiefer verankert ist. Knochensubstanz und Titan sind in ihrer Elastizität sehr ähnlich, was das Material gleichzeitig stabil und doch etwas dehnbar macht und damit die Bruchfestigkeit erhöht. Außerdem ist es korrosions- und temperaturbeständig.

Hohe Belastbarkeit, Langlebigkeit und Robustheit sind willkommene Eigenschaften, die nachhaltigen Behandlungserfolg versprechen. Da die Herstellung von reinem Titan kompliziert und teuer ist, kommen neben dem Reintitan auch unterschiedliche Legierungen zum Einsatz. Legierungen sind sogar noch etwas stabiler und von der Herstellung preiswerter. Allerdings muss sich der Körper dann an eine Mischung unterschiedlicher Metalle der Legierung gewöhnen. Die in der Legierung verwendeten Metalle können unter Umständen bei Allergikern und sensiblen Patienten und Patientinnen unerwünschte Nebenwirkungen auslösen. Eine Implantatversorgung, die völlig ohne Metall auskommt, kann für diese Patientengruppe die perfekte Lösung sein.

Künstliche Zahnwurzel: Das Titanimplantat.
Künstliche Zahnwurzel: Das Titanimplantat.
Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG
 

Künstliche Zahnwurzel aus Zirkon-Keramik

Was Ende der 80-iger Jahre aufgrund ungünstiger Materialeigenschaften aus den Zahnarztpraxen verschwand, hat sich erst in den letzten Jahren in der Zahnmedizin wieder etabliert: die Verwendung von metallfreien Keramik-Implantaten, die allerdings den heutigen Anforderungen an Dentalmaterialien viel besser entsprechen als damals. Auch macht es der medizintechnische Fortschritt inzwischen möglich, individuelle Zahnrekonstruktionen mit CAD/CAM-Technik (computer-aided-design / computer-aided-manufacturing) zu erarbeiten. Dies minimiert Fehlerquellen und erlaubt die passgenaue Anfertigung der Implanat-Prothetik aus Keramik durch das zahntechnische Meisterlabor.

Zirkon-Keramik, man spricht auch von Zirkondioxid oder Zirkonoxid, hat hervorragende Materialeigenschaften für Zahnimplantate. Das innovative Dentalmaterial gilt als komplett metallfrei. Biokompatible Zirkon-Keramik kommt deshalb auch für Patienten und Patientinnen in Frage, die unter Allergien und Unverträglichkeiten leiden. Es sind keinerlei Wechselwirkungen oder gar toxische Reaktionen bekannt. Zirkonimplantate oder Keramikimplantate sind auch für Patienten interessant, die aufgrund von Vorerkrankungen wie Diabetes oder rheumatischen Erkrankungen mit einem erhöhten Risiko einer Abstoßreaktion auf Titanlegierungen rechnen müssen. Manche Betroffene haben deshalb in der Vergangenheit ganz auf eine Implantatversorgung verzichtet und können sich nun metallfreie Implantate aus Zirkon-Keramik einsetzen lassen.

Da Zirkon-Keramik nicht nur hochfest, sondern auch durch die weiße Farbe und Transluzenz (Lichtdurchlässigkeit) hochästhetisch ist, lassen sich besonders im Frontzahnbereich Lösungen realisieren, die nicht von echten Zähnen zu unterscheiden sind. Es kann auch an Stellen mit sehr dünnem Zahnfleisch eingesetzt werden, ohne dass eine graue oder gräuliche Metall-Unterkonstruktion durchschimmert.

Künstliche Zahnwurzel: Das Zirkonimplantat oder Keramikimplantat.
Künstliche Zahnwurzel: Das Zirkonimplantat oder Keramikimplantat.
Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG
 

Titan oder Keramik? Vor- und Nachteile im direkten Vergleich

Die Entscheidung zwischen Titan- oder Keramik-Implantaten fällt sicherlich nicht leicht und ist von den individuellen gesundheitlichen Voraussetzungen und den ästhetischen Ansprüchen abhängig.

Während es bei Zahnimplantaten aus Zirkon-Keramik noch keine gleichwertigen Langzeitstudien gibt, blickt die Wissenschaft bei der Verwendung von Titan auf eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte zurück, die auch mit internationalen Studien belegt ist. Der langfristige Behandlungserfolg ist nachweisbar. Man geht davon aus, dass auch Zirkon-Keramik den hohen Anforderungen entspricht, aber das keramische Material ist möglicherweise einem Alterungsprozess ausgesetzt, der die Langlebigkeit etwas beeinflussen kann. Außerdem muss es beschliffen werden, um eine optimale Anpassung im Gebiss zu erreichen.

Einen klaren Vorteil hat Zirkon-Keramik gegenüber Titan durch die Metallfreiheit, die sich durch hohe Körperverträglichkeit und komplikationsarme Heilung des Zahnfleisches auszeichnet. Zirkon-Keramik kann bei Allergikern und sensiblen Patientengruppen uneingeschränkt empfohlen werden. Es sind keinerlei Nebenwirkungen, Unverträglichkeiten oder toxische Reaktionen bekannt, selbst bei Allergikern oder Patienten mit Vorerkrankungen wie Diabetes. Titan schneidet hier etwas schlechter ab, denn selbst bei Reintitan - und noch verstärkt bei Titanlegierungen - können Körperreaktionen oder unerwünschte Nebenwirkungen nicht ganz ausgeschlossen werden.

Die Phase des Einwachsens ist je nach Knochenqualität und individuellem Heilungsverlauf unterschiedlich. Im Oberkiefer dauert es normalerweise länger als im Unterkiefer. Ein grundsätzlicher Pluspunkt für Titan ist die durchschnittlich kürzere Einheilzeit, folglich auch eine schnellere Belastbarkeit des operierten Bereiches. Während man bei Titan-Implantaten von einer Osseointegrationszeit von ca. 6 Wochen bis 3 Monaten ausgeht, braucht es bei Keramik-Implantaten bis zu 5 bis 6 Monaten. Der Patient muss deutlich geduldiger sein und beim Kauen viel länger Vorsicht walten lassen, was allerdings für manche Betroffenen unangenehm werden kann.

Patienten mit besonders hohen ästhetischen Ansprüchen entscheiden sich häufig für Keramik-Implantate. Das natürliche Aussehen von Keramik-Implantaten durch die Lichtdurchlässigkeit und Farbanpassungsmöglichkeit an die umliegenden Zähne ist perfekt. Das macht sich vor allem an Stellen mit sehr dünnem Zahnfleisch positiv bemerkbar.

Eine wichtige Entscheidungsgrundlage, ob ein Titan- oder Keramik-Zahnimplantat verwendet wird, ist das vertrauensvolle Gespräch zwischen Behandler und Patient nach einer umfassenden Diagnostik. Der erfahrene Implantat-Spezialist wird eine Empfehlung aussprechen, die sämtliche Vor- und Nachteile berücksichtigt und vor allem die Wünsche des Patienten einbezieht.


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