Zahnfleischerkrankungen: Ursachen und Behandlung

26. Oktober 2021
Parodontologie

Zahnfleischerkrankungen: Ursachen und Behandlung


Ursachen und Behandlung von Parodontalerkrankungen

Fast jeder kennt das Problem, dass beim Zähneputzen das Zahnfleisch gelegentlich etwas blutet. Dies deutet auf eine entzündliche Veränderung des Zahnfleisches hin, worunter schätzungsweise ca. 80 Prozent der Erwachsenen leiden. Die Zahnfleischentzündung, auch Gingivitis genannt, ist eine echte Volkskrankheit, wird aber leider von vielen Betroffenen nicht ernst genommen, weil meist keine Schmerzen auftreten. Gingivitis ist eine Vorstufe zur gefürchteten Parodontitis.

Bereits leichte Veränderungen im Mundraum sollten beachtet werden und Anlass für den Patienten oder die Patientin sein, einen schnellen Kontrolltermin in der Zahnarztpraxis zu vereinbaren. Je früher eine Gingivitis erkannt und behandelt wird, umso einfacher und schneller lässt sich die Zahnbetterkrankung vollständig in den Griff bekommen und heilen, vor allem auch dann, wenn die Mundhygiene optimiert wird.

Unbehandelt schreitet die Entzündung voran und weitet sich zur Parodontose aus. Irreversible Schäden am gesamten Zahnhalteapparat können die Folge sein. Ab dem 40. Lebensjahr ist eine Parodontose der häufigste Grund für Zahnverlust.

Ein schleichender oder ein chronischer Verlauf sind die häufigsten Arten einer Gingivitis. Eher selten kommt die akute nekrotisierende ulzeröse Gingivitis (ANUG) vor. Hierbei können Vereiterungen, Fieber, starke Schmerzen, gelblicher Belag und fauliger Atem auftreten. Äußerst selten handelt es sich um eine desquamative Gingivitis, die meist auf eine andere Erkrankung (z. B. auf eine Autoimmunerkrankung) zurückzuführen ist. Brennende Schmerzen, Blasenbildung und das Abstoßen der obersten Zahnfleischschicht sind typisch hierfür.

Eine Zahnfleischentzündung, die sich um ein Zahnimplantat herum bildet, nennt man Periimplantitis. Die Symptome sind gleich und auch hier ist sofortiger Handlungsbedarf nötig, um das wertvolle Implantat nicht zu gefährden.

Zahnfleischerkrankungen: Ursachen und Behandlung von Parodontalerkrankungen.
Zahnfleischerkrankungen: Ursachen und Behandlung von Parodontalerkrankungen.
Bildquelle: ©GZFA
 

Ursachen einer Zahnfleischentzündung

Häufigste Ursache für Gingivitis ist vernachlässigte häusliche Mundhygiene. Im Mundraum befinden sich durchschnittlich ca. 150 verschiedene Bakterienarten. Die Mundflora ist gesund, wenn sich die guten und die schlechten Bakterien im Gleichgewicht befinden. Nehmen die schädlichen Bakterien überhand, kann es als Gegenreaktion des Körpers zu einer Entzündung kommen.

Die Bakterien lagern sich als Plaque an den Zähnen und in den Zahnzwischenräumen ab. Dieser bakterielle Zahnbelag ist zunächst kaum sichtbar, fühlt sich aber ein wenig rau oder pelzig an, vor allem am Übergang zwischen Zahnfleisch und Zähnen. Werden die weichen Zahnbeläge nicht rechtzeitig entfernt, so verhärten sich diese zu Zahnstein, auch Konkrement genannt.
Außerdem bilden sich Zahnfleischtaschen, die zu einem echten Tummelplatz von Bakterien werden, weil sie hier ideale Lebensbedingungen vorfinden und sich weiter vermehren können. Die Bakterien ernähren sich von winzigen Speiseresten, die sie verstoffwechseln. Auf diese Stoffwechselprodukte reagiert das Zahnfleisch und entzündet sich.

Neben unzureichender Mund- und Zungenhygiene, versäumten Kontrollterminen in der Zahnarztpraxis und steigendem Lebensalter kann es weitere Risikofaktoren geben. Vitamin-C-Mangel, Nikotin, geschwächtes Immunsystem, geringer Speichelfluss, Mundatmung (vor allem nachts), Diabetes und hormonelle Veränderungen auch in der Schwangerschaft erhöhen die Gefahr einer Zahnfleischentzündung. Darüber hinaus können Zahnfehlstellungen Auslöser sein, wenn die Zahnbürste aufgrund von Engstellen oder schrägen Zähnen nicht hinkommt und ausreichend reinigen kann.

Äußere Reize können ebenfalls Entzündungen im Mundraum auslösen. Dazu gehören u. a. leichte Verbrennungen durch zu heiße Speisen oder zu hoher Druck beim Zähneputzen mit einer zu harten Zahnbürste.

Manchmal beeinflussen sogar Medikamente die orale Gesundheit. Deshalb ist es immer ratsam, die Mundgesundheit ganzheitlich zu sehen. Bei Bedarf sollten Zahnarzt bzw. Fachzahnarzt mit Haus- und Fachärzten interdisziplinär zusammenarbeiten.
 

Symptome von Parodontalerkrankungen

Das gesunde Zahnfleisch hat normalerweise eine blass-rosafarbene Optik und es füllt die Zahnzwischenräume vollständig aus.

Gingivitis ist vor allem im Anfangsstadium meist schmerzfrei. Häufig ist die Entzündung mit Zahnfleischbluten – meist beim Zähneputzen – verbunden. Darüber hinaus können Schwellungen und Rötungen des Zahnfleisches auftreten. Mundgeruch und schlechter Geschmack im Mund können ebenfalls Hinweise auf eine Zahnfleischentzündung sein.

Bereits fortgeschritten ist eine Gingivitis, wenn sich das Zahnfleisch schon sichtbar zurückgebildet hat und kleine Dreiecke zwischen den Zähnen sichtbar werden. Die Zähne erscheinen länger, da die Zahnhälse freiliegen. Da die Zahnhälse sehr empfindlich sind, können plötzliche Schmerzen auftreten, die sich wie Nadelstiche anfühlen, wenn sie mit kalten oder heißen Speisen oder sauren oder süßen Lebensmitteln in Berührung kommen. Höchste Alarmstufe ist, wenn sich Zähne aufgrund von fortgeschrittener Parodontitis bereits lockern und Zahnverlust droht.
 

Behandlung von Parodontalerkrankungen

Das Ziel einer Parodontosebehandlung ist es, den Entzündungsprozess zu stoppen und das Zahnfleisch zu heilen. Um den Verlust von Zähnen oder Zahnimplantaten zu vermeiden, ist es ganz wichtig, bereits bei allerersten Anzeichen einer Zahnfleischveränderung eine Zahnarztpraxis aufzusuchen. Der Zahnarzt oder die Zahnärztin wird bei der Untersuchung den Schweregrad der Zahnbetterkrankung feststellen.

Zu den Diagnosemöglichkeiten gehören der sogenannte Parodontal Screening Index (PSI), das ist die Messung der Zahnfleischtaschentiefe mit einer Dentalsonde, ein BOP-Test (Bleeding on Probing) und das Anfertigen von Röntgenbildern, falls erforderlich. Die gewählte Therapie ist auf die Untersuchungsergebnisse bzw. den Schweregrad der Erkrankung ausgerichtet.

Bei einer leichten Gingivitis mit einer Taschentiefe von bis etwa 3,5 Millimeter wird als Sofortmaßnahme eine Professionelle Zahnreinigung durchgeführt, um alle weichen und harten Zahnbeläge auch unter dem Zahnfleischrand zu entfernen. Eventuell wird vom Zahnarzt oder der Zahnärztin noch ein entzündungshemmendes Gel eingebracht.

Bei einer Taschentiefe von über 3,5 Millimetern ist die geschlossene Parodontosebehandlung die häufigste Therapie. Unter Lokalanästhesie entfernt der Behandler mit besonders feinen Instrumenten die vorhandenen Bakterien bis unter den Zahnfleischrand. Abschließend wird die Zahnwurzel geglättet, damit die Neuansiedlung von Bakterien erschwert wird. In modernen Zahnarztpraxen werden Laser- und Ultraschallgeräte verwendet, die als gewebeschonend gelten.

Die nächste Behandlungsstufe ist die offene Parodontosebehandlung, die jedoch erst dann erfolgt, wenn keine Besserung eingetreten ist. Der Zahnarzt oder die Zahnärztin öffnet unter lokaler Betäubung die tiefen Zahnfleischtaschen mit chirurgischen Instrumenten. Wenn das Zahnfleisch Zahn um Zahn nach vorn geklappt ist, hat der Behandler ein besseres Sichtfeld und kann alle angesiedelten Bakterien bis zur Zahnwurzel entfernen. Nach der Reinigung wird das Zahnfleisch vernäht. Eventuell wird der Heilungsprozess mit einem Antibiotikum unterstützt. Hier ist eine Speichelprobe sinnvoll, damit man die Bakterien bestimmen kann, um das passende Medikament zu verabreichen.

Unabhängig vom Schweregrad der Zahnbetterkrankung ist es wichtig, die häusliche Mundhygiene akribisch zu betreiben und regelmäßig (mindestens zwei Mal jährlich) eine Professionelle Zahnreinigung durchführen zu lassen. Tipps, wie Zahnseide, Interdentalbürsten, Mundspülungen etc. richtig verwendet werden, erhält der Patient oder die Patientin von der Dentalhygienikerin in der Zahnarztpraxis.

Zurückgegangenes Zahnfleisch bzw. freiliegende Zahnhälse sind nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern können auch Schmerzen verursachen. Sofern sich das Zahnfleisch aufgrund einer schweren Parodontose stark zurückgebildet hat, gibt es in der modernen Zahnheilkunde erfolgreiche Therapiemöglichkeiten, dieses zu rekonstruieren. Es ist zwar aufwändig, aber bei einer mundchirurgischen Operation kann die rot-weiße Ästhetik wieder hergestellt werden. Hierfür wird eigenes Gewebe aus dem Gaumenbereich entnommen und an der entsprechenden Stelle angebracht.
 

Weitere Tipps

Zur Unterstützung bei der Therapie und bei der Mundpflege eignen sich auch ganz natürliche Heilmittel mit entzündungshemmenden Wirkstoffen, die man als Tee, Aufguss, Extrakt oder Spülung verwenden kann. Dazu zählen u. a. Kamille, Ingwer, Propolis, Lavendelöl, Pfefferminze, Teebaumöl, Nelken oder Salbei. Sicher ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Darüber hinaus ist eine ausgewogene Ernährung, die zuckerfrei und säurearm sein sollte, ein wichtiger Baustein für eine gesunde Mundflora.


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