Was ist zu tun, wenn das Implantat verloren geht?
Die Lebensdauer von Zahnimplantaten ist heutzutage aufgrund der perfekten Planung, des medizinischen Fortschritts, minimalinvasiver Operationsmethoden und der hohen Qualität von künstlichen Zahnwurzeln sehr lange. Die Erfolgsquote in der zahnärztlichen Implantologie ist hoch. Viele Patienten und Patientinnen tragen ihr Implantat ein Leben lang und sind sehr zufrieden damit, weil dieser Zahnersatz Funktionalität, Ästhetik und Lebensqualität kombiniert. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es jedoch nirgendwo, auch nicht bei Zahnimplantaten.
Vermeidung von Implantatverlust durch richtige Positionierung des Zahnimplantats.
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Unter gewissen Umständen können Träger von Implantaten einen Implantatverlust erleiden. Das heißt: Das Zahnimplantat lockert sich stark, hält nicht oder wird als Fremdkörper abgestoßen. Dann besteht die Notwendigkeit, das Implantat wieder zu entfernen. Nach einer aufwändigen und kostenintensiven Implantation ist dies natürlich sehr enttäuschend.
Für den Implantatverlust gibt es unterschiedliche Ursachen, manche können aber vermieden werden, wenn vorsorgliche Maßnahmen durchgeführt und erste Anzeichen einer Veränderung sofort beachtet werden.
Grundsätzlich kommt es auf die Ursache des Verlustes an, ob der Implantologe die künstliche Zahnwurzel nochmals in die Kiefer einsetzen kann, was jedoch aufgrund von Narbenbildung oder geringerem Kieferknochenvolumen erschwert sein könnte.
Mögliche Ursachen eines Implantatverlustes
Bei einer Implantation handelt es sich um einen mundchirurgischen Eingriff. Wie bei jedem anderen operativen Eingriff kann es neben Schwellungen und Blutergüssen zu einer Wundheilungsstörung oder zu einer Wundinfektion als Frühkomplikation kommen. Infektionen sind gut behandelbar, aber in seltenen Extremfällen kann es zum Verlust des festen Zahnersatzes führen.
Sofern sich die künstliche Zahnwurzel im Laufe der Wochen bzw. Monate nach dem Einsetzen nicht optimal mit dem Kieferknochen verbindet und relativ locker sitzt, erhöht sich das Risiko eines Verlustes. Gerade die Einheilphase in den Kieferknochen ist die kritischste Zeit. Auf Überbelastung kann das Implantat in der ersten Zeit nach dem Einsetzen besonders empfindlich reagieren. Wichtige Voraussetzungen für eine störungsfreie Einheilung – auch Osseointegration genannt – sind z. B. ein von Entzündungen freier Kieferknochen und die perfekt reine Implantatoberfläche. Darüber hinaus spielen Mund- und Zungenhygiene und die Einhaltung von Kontrollterminen wichtige Rollen.
Ein Implantatverlust kann außerdem drohen, wenn sich um das Zahnimplantat herum eine Periimplantitis gebildet hat. Dies ist eine schwere Zahnbettentzündung ähnlich einer Parodontose, die durch schädliche Bakterien in der Mundhöhle ausgelöst wird. Die aggressiven Stoffwechselausscheidungen der Bakterien greifen das Zahnfleisch an, worauf es mit einer Infektion reagiert. Bakterielle Beläge, auch Plaque genannt, lagern sich ab und können Zahnfleischtaschen unterhalb des Zahnfleischrandes bilden. Wenn die Entzündung nicht behandelt wird, kann die Infektion auf den Kieferknochen übergehen, in dem die künstliche Zahnwurzel verankert ist. Als Folge kann sich das Volumen des Kieferknochens verringern, das Implantat lockert sich und kann im schlimmsten Fall ganz verloren gehen. Periimplantitis steht nicht in zeitlichem Zusammenhang mit der Implantation, es können Jahre vergehen, bis die Zahnbetterkrankung – hauptsächlich durch unzureichende Mund- und Zungenhygiene - entsteht.
Implantatverlust kann auch die Folge einer starken Über- oder Fehlbelastung des Gebisses sein. Unnatürlich starker Druck kann sowohl die künstliche Zahnwurzel als auch die Suprakonstruktion bzw. den Implantataufbau schädigen oder sogar Frakturen verursachen. Zu den auslösenden Faktoren zählen unter anderem krankhafte Kieferfehlstellungen, stark ausgeprägte Frühkontakte der Zahnreihen, Okklusionsstörungen, altersphysiologische Abbauerscheinungen, Fehlkonstruktionen in der Prothese oder Bruxismus (nächtliches Zähnepressen oder Zähneknirschen). Eine Implantat-Lockerung kann ein schleichender Prozess sein, der zunächst nicht wahrgenommen wird.
Darüber hinaus kann auch ein schwerer Zahnunfall einen Bruch des Implantats hervorrufen und zum Totalverlust des Zahnersatzes führen.
Grundsätzlich ist das Risiko für Raucher, einen Implantatverlust zu erleiden, deutlich höher als bei Nichtrauchern, da die Durchblutung des Zahnfleisches schlechter ist. Auch Alkoholkonsum hat negativen Einfluss auf die Durchblutung. Gefährdeter sind ebenfalls Diabetiker, die aufgrund dieser Stoffwechselerkrankung ein erhöhtes Parodontose-Risiko mitbringen und auch der Einheilprozess normalerweise langsamer verläuft.
Die Wahl des richtigen Zahnarztes bzw. Implantologen und des optimalen Implantates ist Vertrauenssache. Jeder Patient sollte sich deshalb im Vorfeld informieren, welches Produkt zum Einsatz kommt, was auch im Implantatpass dokumentiert wird. Sich aus Kostengründen für einen Klinikaufenthalt im Ausland zum Einsetzen eines Implantats zu entscheiden, kann unter Umständen nicht nur teuer werden, sondern auch gesundheitliche Folgen haben. Wenn es aufgrund von minderwertiger Qualität zu Komplikationen kommt, kann es neben Problemen mit Gewährleistung und Haftung im schlimmsten Fall zu einem Implantatverlust kommen.
Mangelhaft gesetzte Zahnimplantate im Oberkiefer - Folge: Knochenrückgang mit Verlust beider Implantate.
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Neuimplantation von zwei Zahnimplantaten im Oberkiefer, verbunden mit aufwändigem Knochenaufbau und hohen Kosten.
Bildquelle: ©GZFA
Prävention gegen Implantatverlust
Ein Implantat ist eine kostbare Investition nicht nur in die Zahn- und Mundgesundheit, sondern auch in die Allgemeingesundheit und Lebensqualität. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie man mit dem festsitzenden Zahnersatz umgehen muss, um ein Leben lang daran Freude zu haben.
Direkt nach dem Einsetzen ist noch einige Zeit Vorsicht geboten. Das Implantat darf bis zum Fäden ziehen auf keinen Fall durch Kauen belastet werden. Auch der Operationsbereich ist noch empfindlich. Deshalb sollte man zunächst sehr weiche Speisen zu sich nehmen, lauwarm und am besten ohne scharfe Gewürze. Gegen den Durst gibt es Wasser und Kräutertees. Auf Nikotin, Alkohol und Sport sollte die ersten Tage verzichtet werden. Genaue Pflegehinweise des Implantologen oder Zahnarztes und Nachsorgetermine sollten unbedingt eingehalten werden.
Der Heilungsverlauf variiert aufgrund individueller Voraussetzungen. Nach etwa 8 bis 10 Wochen ist die künstliche Zahnwurzel belastbar, wobei die Osseointegration im Oberkiefer normalerweise etwas länger dauert als im Unterkiefer.
Die Mithilfe der Implantatträger ist jedoch ab dem Einsetzen des Implantates gefragt. Der Zahnersatz bedarf aufmerksamer Pflege, um keine Entzündungen entstehen zu lassen, die meist durch unzureichende Mundhygiene ausgelöst werden.
Perfekte Implantatpflege beugt einem Verlust vor
Die akribische häusliche Zahnpflege sollte mit mehrmaligem Zähneputzen und dem Reinigen der Zahnzwischenräume (mit Zahnseide und kleinen Dentalbürsten) zur täglichen Routine werden. Darüber hinaus sind regelmäßige Termine zur Professionellen Zahnreinigung (mindestens zwei Mal jährlich) empfehlenswert, um alle bakteriellen Beläge und Zahnstein von den Zähnen und vom Implantat zu entfernen. Bei den Nachsorge- und Kontrollterminen in der Zahnarztpraxis oder beim Implantologen wird ebenfalls der korrekte Sitz des Implantats geprüft. Mit professionellem Blick kann der Implantologe oder Zahnarzt bereits erste krankhafte Veränderungen rund um den festsitzenden Zahnersatz erkennen. Der Implantat-Check ist wichtig, um etwaige Risiken, die zu Periimplantitis führen, zu minimieren bzw. um bei Bedarf sofortige Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Erste Anzeichen für Periimplantitis sind Schwellungen, Rötungen und Zahnfleischbluten im Bereich des Implantates. Häufig werden diese Signale als harmlos eingestuft, da sie nicht schmerzhaft sind. Jede Veränderung sollte jedoch Anlass für eine Kontrolle in der Zahnarztpraxis sein.
Implantatverlust durch eine gestörte Okklusion
Wichtig für den nachhaltigen Erfolg einer Implantation ist aber nicht nur die Mundhygiene, sondern auch der richtige Biss. Das bedeutet, dass die Okklusion harmonisch sein sollte und sich das Zahnimplantat perfekt in die Zahnreihen bzw. bereits vorhandenen Zahnersatz einfügt. Ober- und Unterkieferzähne sollten optimal verzahnt sein. Frühkontakte, craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), Kiefergelenkstörungen oder Veränderungen der Zahnhöhen (z. B. Abrasionsgebiss bei Bruxismus) können Fehl- oder Überbelastungen des Implantates verursachen und Lockerungen oder Schädigungen zur Folge haben. Sofern derartige Beschwerden vorliegen, kann mittels einer Funktionsanalyse (FAL) geprüft werden, welche weiteren Therapien sinnvoll sind, um die Okklusion zu harmonisieren. Als erfolgreich hat sich hierbei das DROS® Therapiekonzept erwiesen.
Optimale Implantatplanung für nachhaltigen Erfolg
Eine sehr wichtige Voraussetzung, um das wertvolle Zahnimplantat langfristig zu erhalten, ist die optimale Behandlungsplanung im Voraus. Jeder Implantation gehen deshalb umfassende Untersuchungen und Beratungen beim Implantologen, Zahnarzt oder Oralchirurgen voraus.
Innovative Diagnosetechniken und digitale Verfahren zur 3D-Planung von Zahnimplantaten kommen zum Einsatz. Als bildgebendes Verfahren wird in modernen Zahnarztpraxen die digitale Volumentomografie (DVT) verwendet, womit z. B. Knochendichte und Verlauf der Nerven dargestellt werden.
Computergestützte Medizintechnik macht es möglich, die genaue Lage, den Bohrwinkel und die Bohrtiefe im Voraus zu berechnen und das Ergebnis vorab sichtbar zu machen. Beim sogenannten Backward-Planning bestimmt man zuerst den idealen Zahnersatz. Dieses angestrebte Behandlungsziel gibt den Therapieweg vor. Man plant sozusagen „rückwärts“, wobei alle anatomischen Voraussetzungen wie knöcherne Strukturen, Nervenbahnen und Weichgewebe berücksichtigt werden.
Erfahrene Implantologen und modernste Technik machen das Einsetzen von künstlichen Zahnwurzeln sicher und präzise. Minimalinvasive Operationstechniken sind gewebeschonend, verkürzen die Wundheilung und reduzieren Schmerzen, was die Langlebigkeit der Implantatversorgung maßgeblich erhöht. Bei besonders schwierigen anatomischen Voraussetzungen können auch Bohrschablonen für eine navigierte Operation angefertigt werden.
Auch eine Funktionsanalyse (FAL) kann ratsam sein, um eine Okklusionsstörung im Vorfeld behandeln zu können oder beim Einsetzen des festen Zahnersatzes auszuschließen.
Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit mit dem zahntechnischen Meisterlabor von Bedeutung. Digitale Prozesse, der Einsatz von Qualitätsprodukten und handwerkliche Erfahrung im Umgang mit den unterschiedlichen Materialen wie z. B. Keramik oder Zirkondioxid stehen für Langlebigkeit und Patientensicherheit.
Implantatverlust – wie geht es weiter?
Konnte ein Implantatverlust nicht verhindert werden, so muss der Zahnersatz operativ entfernt werden. Jeder Patient ist anders, deshalb gibt es keine allgemeingültige Aussage. Der Behandler wird jedoch aufgrund seiner Erfahrung feststellen, ob das Zahnimplantat ersetzt werden kann bzw. wie gut die Prognose für eine neue Einheilung ist.
Für die zweite Implantation sind alle Schritte der ursprünglichen Therapie zu wiederholen. Wichtig ist jedoch, die Ursache des Verlustes, z. B. Periimplantitis, vollständig auszuheilen. Das entzündete Gewebe muss wieder gesund sein, bevor eine Re-Implantation vorgenommen werden kann. Möglicherweise muss auch der Knochen zunächst aufgebaut werden, wobei eine Eigenknochenspende oder Knochenersatzmaterialien in Frage kommen. Die Vorgehensweise ist u. a. vom individuellen Zahnstatus, Knochenvolumen, allgemeinen Erkrankungen und Narbenbildung abhängig.
Die Kosten beim Implantatverlust
Die Kosten nach einem Zahnimplantatverlust sind aufgrund des Behandlungsaufwandes und der Materialkosten immer individuell und patientenbezogen. Um Kostentransparenz zu erhalten, erstellt der behandelnde Implantologe oder Zahnarzt einen Heil- und Kostenplan. Obwohl die Kosten für Implantate nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherungen gehören, sollte dieser vorher bei der Krankenkasse eingereicht werden, weil sie sich normalerweise mit einem Festkostenzuschuss beteiligt, welcher der sogenannten Regelversorgung entspricht. Viele private Krankenversicherungen übernehmen – je nach abgeschlossenem Tarif – Implantatversorgungen. Gesetzlich Versicherte können sich ebenfalls gegen hohe Eigenbeteiligungen absichern, indem sie rechtzeitig vor der Behandlung eine Zahnzusatzversicherung abschließen, die diese Leistungen abdeckt. Ein Tarifvergleich ist empfehlenswert.
Mit unserer Zahnarztsuche finden Sie einen Zahnarzt für Zahnimplantate oder einen Implantologen in Ihrer Nähe.