CMD Craniomandibuläre Dysfunktion: Kaufunktionsstörungen

Fehlfunktionen im Kausystem mit Auswirkungen auf die Gesundheit

CMD – Begriffserklärung

Als CMD oder craniomandibuläre Dysfunktionen bezeichnet der CMD-Zahnarzt Kaufunktionsstörungen, welche die Zähne, Kiefergelenke und Kaumuskulatur sowie die neurophysiologische Steuerung des Kausystems betreffen können.

Es handelt sich um eine Fehlfunktion (Dysfunktion) zwischen Schädel (Cranium) und Unterkiefer (Mandibula) mit krankmachenden Auswirkungen auch auf die Allgemeingesundheit.
 

CMD = Cranio Mandibuläre Dysfunktion

Cranium = Schädel
Mandibula = Unterkiefer
Dysfunktion = Fehlfunktion
 

So vielfältig die Ursachen von craniomandibulären Dysfunktionen sind, so vielschichtig zeigen sich auch die auftretenden CMD-Symptome. Diese können in nahezu allen Regionen des Körpers auftreten und machen daher eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller ärztlichen und therapeutischen Fachrichtungen bei Diagnose und CMD-Therapie notwendig.

Abrasionsgebiss als Auslöser einer craniomandibulären Dysfunktion, CMD.
Abrasionsgebiss als Auslöser einer craniomandibulären Dysfunktion, CMD.
Bildquelle: ©GZFA

 

CMD aus zahnmedizinischer Perspektive

Gesunde Kaufunktion

Im ungestörten Kausystem bilden die Zähne, die beidseitigen Kiefergelenke und die Kaumuskulatur sowie die neurophysiologische Steuerung der Kaubewegungen eine harmonische Einheit. Bei geschlossenem Mund im sogen. „Schlussbiss“ greifen die Zähne von Ober- und Unterkiefer zahnradartig ineinander, so dass jeder Zahn in den Höckern und Fissuren des Gegenzahnes ungestörten Kontakt findet. Gleichzeitig sind auch die Strukturen der Kiefergelenke in physiologischer Position, die Kaumuskulatur ist maximal entspannt und die neuromuskulären Aktivitäten sind auf niedrigem Niveau.

Die Koordination der Abläufe im Kauapparat erfolgt im Zentralnervensystem. Dort werden die Funktionsabläufe frühkindlich erlernt und programmiert, so dass Zähne und Kiefergelenke „zueinander passen“.

Sind die Muskelgruppen, die den Unterkiefer öffnen und schließen (Protraktoren und Retraktoren) maximal entspannt, geht man davon aus, dass sich dann auch die beiden Kiefergelenke in der „physiologischen Zentrik“ oder auch „Nullposition“ (Prof. Dr. Georg Meyer, Greifwald) befinden. Der maximale und harmonische Zahnkontakt im Schlussbiss (Okklusion) und die physiologische Kiefergelenkposition sind nur dann gegeben, wenn keine Störungen der Kaufunktion vorliegen. Die funktionelle Zahnmedizin bezeichnet das Kausystem als gesund, wenn die Biomechanik der Zähne, die Lagerelation der Kiefer zueinander und die neuromuskulären Abläufe ungestört sind.
 

Gestörte Kaufunktion

Sind die harmonischen Abläufe im Kausystem jedoch an einer Stelle gestört, reagiert die beteiligte Muskulatur mit Hyperaktivität bzw. Verspannung, um sich an die Störung anzupassen oder diese auszugleichen. So werden etwa Fehlstellungen der Zähne (= gestörte Okklusion) vom Zentralnervensystem als Störkontakte wahrgenommen und über ein gestörtes, d.h. hyperaktives Zusammenwirken der einzelnen Muskeln (= Inkoordination) beantwortet. Folge dieser nicht mehr koordinierten und unkontrollierten Muskelspannung können dann z.B. Kopf- und Gesichtsschmerzen sein.

Auf der Seite des Störkontakts wird das Kiefergelenk „auseinandergezogen“ (distrahiert), auf der Gegenseite „gequetscht“ (komprimiert), d.h. Schmerzen und Beschwerden treten sehr häufig am komprimierten Gelenk, also auf der Gelenk-Gegenseite des Störkontakts auf. So kann es zum Auftreten von Ohrgeräuschen bzw. Tinnitus kommen.

Ursachen von CMD aus zahnmedizinischer Sichtweise

Grundlage von Kaufunktionsstörungen (CMD) sind demnach massive Verspannungen der Kau-, Kopf- und Gesichtsmuskulatur.

Aus zahnmedizinischer Sicht werden diese Verspannungen in erster Linie durch Okklusionsstörungen und/oder psychoemotionalen Stress ausgelöst.

Beide Ursachen sind damit Risikofaktoren für CMD, denn sie führen zu Verspannungen der am Kausystem beteiligten Muskeln, was wiederum eine komplexe Symptomatik auslösen kann, mit Schädigungen und Schmerzen an Zähnen, Kiefergelenken, Gesicht, Kopf- oder Nackenbereich aber auch im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates, von Schulter, Becken und Rücken.

Denn die Kieferstellung hat nicht nur Einfluss auf die Kopf-, sondern auf die gesamte Körperhaltung. Dabei können nur minimale Abweichungen von der harmonischen Zahnform und Kiefergelenkposition schon zu schmerzhaften Haltungsschäden infolge Beckenschiefstandes führen.

Auch schlecht angepasster Zahnersatz, wackelnde Zahnprothesen oder ein mangelhaft gesetztes Zahnimplantat können als Störkontakte Kaufunktionsstörungen/CMD mit diversen körperlichen Beschwerden auslösen. Besonders gravierend wirkt sich die Zahnabrasion auf die Funktionstüchtigkeit des Gebisses aus, wenn die Zähne von Ober- und Unterkiefer stark abgenutzt werden und sich dadurch teils um mehrere Millimeter verkürzen. Denn dabei gehen die physiologischen Zahnformen sowie das harmonische Ineinandergreifen der Zähne und damit der „richtige Biss“ verloren.

Sogar hohe seelische Belastungen allein, können sich als meist unbewusstes Zähneknirschen/Bruxismus äußern und führen über die muskuläre Anspannung zu enormen Schädigungen im Kauapparat. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass im Kauzentrum eine Kaukraft von 400-800 N durch nächtliches Pressen und Knirschen von ca. 15-20 min Dauer auftreten kann.

Besonders fatale Auswirkungen hat es, wenn zu einem „falschen Biss“ der Faktor Stress noch hinzukommt, denn häufig wird erst dann das neuromuskuläre System überlastet, was Schmerzen und Beschwerden an Zähnen, Kiefergelenken und Muskulatur auslöst. So entstehen Kopf- und Gesichtsschmerzen, Ohrenschmerzen und Tinnitus, aber auch Nacken-Schulter- und Rückenmuskelverspannungen.
 

Wie wird CMD vom Zahnarzt festgestellt?

In der zahnärztlichen Funktionstherapie stehen Zahnstörkontakte, die etwa durch Zähneknirschen, Zahndefekte oder Zahnlücken ausgelöst werden, im Mittelpunkt von Diagnostik und Therapie. Zur CMD-Diagnostik führt der Zahnarzt eine klinische, manuelle und instrumentelle Funktionsanalyse durch und erstellt in der Regel einen „klinischen Kurzbefund zum CMD-Risiko“ bei jedem Patienten mit Verdacht auf eine Kaufunktionsstörung. Dieser Befundbogen enthält wichtige Angaben über etwaige Einschränkungen der Mundöffnung, Beschwerden und Schmerzen bei Kieferbewegungen, Gelenkgeräusche und Befunde zur Symmetrie der Kaumuskulatur sowie eine Überprüfung, ob der Schlussbiss ohne Einschränkungen oder Schmerzen möglich ist.

Dieser Kurztest soll das kaufunktionelle Risiko abschätzen und dient als Grundlage für das weitere zahnärztliche Vorgehen und ggf. die Einbeziehung anderer medizinischer Fachrichtungen und Therapeuten bei der Behandlung.

CMD: Diagnose und Behandlung mit dem DROS® Schienen-Therapiekonzept.
CMD: Diagnose und Behandlung mit dem DROS® Schienen-Therapiekonzept.
Bildquelle: ©GZFA
 

Wie wird CMD vom Zahnarzt behandelt?

Die CMD-Therapie bei einem Spezialisten für Funktionsdiagnostik hat den langfristigen Erhalt des funktionstüchtigen Kauorgans zum Ziel und soll eine „Rekoordination“ des neuromuskulären Systems erreichen. Die Behandlung erfolgt in aller Regel durch den Einsatz von adjustierten Aufbissschienen, wie etwa der DROS®-Schiene im Rahmen des DROS® Schienen-Therapiekonzepts. Hauptziel jeder Schienentherapie ist die neuromuskuläre Entspannung im Kausystem und auf dieser Grundlage, einen gleichmäßigen Aufbiss aller Zähne zu gewährleisten.

Begleitend sind zudem alle Maßnahmen zu empfehlen, die zu einer muskulären Entspannung und Harmonisierung der neuromuskulären Steuerung beitragen. Der körperlichen und seelischen Entspannung dienen u.a. Physiotherapie, die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder psychotherapeutische Behandlungen.

Sind die Vorbehandlungen mit Okklusionsschienen und Begleitmaßnahmen erfolgreich, können weiterführende Maßnahmen eingeleitet werden, indem etwa Störkontakte beseitigt, geschädigte Zähne restauriert, schlecht passende Füllungen oder Kronen ausgetauscht oder Zahnlücken z.B. mit einem Implantat versorgt werden.

Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, da Fehlfunktionen des Kausystems mit Belastung der Kiefergelenke weiter fortschreiten und so die Aussichten auf Heilung erheblich verschlechtern.
 

Welche weiteren Faktoren können CMD auslösen?

Unterschiedlichste Faktoren können neuromuskuläre Störungen mit Muskelverspannungen auslösen, die sich dann als Fehlfunktionen im Kausystem zeigen.
Dazu zählen u.a. Stress und andere psychische Ursachen, orthopädische Probleme, hormonelle Einflüsse, neurologische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und vieles mehr.

Dabei können einige Faktoren alleiniger Auslöser sein oder erst in Kombination mit mehreren anderen, die Beschwerden herbeiführen. Häufig kann der Körper vorliegende Risikofaktoren für CMD lange Zeit ausgleichen, ohne dass Beschwerden auftreten. Kommt dann jedoch noch großer Stress hinzu oder ein Zahnstörkontakt, etwa durch neuen Zahnersatz, kann es zum Auftreten von CMD und damit verbundener Beschwerdesymptomatik kommen.
 

Umso wichtiger ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Diagnostik und Therapie von CMD.

Grundsätzlich sollten daher bei Verdacht auf CMD neben spezialisierten Zahnärzten und Zahnärztinnen, auch Ärzte und Therapeuten aller Fachrichtungen einbezogen werden, da die vielfältige Symptomatik in nahezu alle medizinischen Bereiche hineinreicht. Als klassische „CMD-Ärzte“ gelten HNO-Ärzte und Orthopäden; die einen, zur Abklärung von Ohrenschmerzen, Schwindel und Tinnitus; die anderen, zur Abklärung von Muskelschmerzen, Verspannungen, von Wirbelsäulen- und Beckenproblematik.

Auch Kieferorthopäden, Radiologen, Neurologen und Psychologen sowie Physiotherapeuten, Heilpraktiker und Osteopathen, sind Teil einer interdisziplinären Kooperation, um einen „blinden Fleck“ in Diagnostik und Therapie zu vermeiden.

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