Knirscher-Sprechstunde: Wie schädlich ist Zähneknirschen?

Was erfahre ich in der Knirscher-Sprechstunde?

Zähneknirschen als Gesundheitsgefahr

Durch Aussagen wie „die Zähne zusammenbeißen“, „verbissen aussehen“ oder „sich in etwas hineinverbeißen“ wird deutlich, wie emotional Zähne mit dem Gefühlsleben verbunden sind und welchem Stress sie dadurch ausgesetzt sein können. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen dazu neigen, Anspannungen und Belastungen über den Kauapparat abzureagieren. Fast jeder knirscht nachts im Schlaf für kurze Zeit, was nicht in jedem Fall schädlich ist. Das Pressen und Knirschen bei Kindern ist sogar zumeist physiologisch, denn es dient der Einstellung der Strukturen des Kauapparates im Wachstum und damit als Grundlage für das spätere Kaumuster, das im Zentralnervensystem programmiert wird.

Aber nicht nur Stress ist Auslöser für das Knirschen und damit für die Verkrampfung der Kaumuskulatur, sondern auch eine gestörte Okklusion kann die Ursache sein. Darunter versteht man einen Fehlbiss oder Fehlkontakte der Zähne im Ober- und Unterkiefer zueinander. Wenn Zähne zu hoch (z. B. durch zu hohe Füllungen oder Überkronungen) oder zu kurz sind oder Fehlstellungen aufweisen, stimmt das harmonische Zusammenspiel von Zähnen, Kiefergelenken und Kaumuskulatur nicht.

Knirscher-Sprechstunde: Untersuchung und Behandlung von Schädigungen der Zähne durch Zähneknirschen
Knirscher-Sprechstunde: Untersuchung und Behandlung von Schädigungen der Zähne durch Zähneknirschen
Bildquelle: ©GZFA
 

Wann wird nächtliches Pressen und Zähneknirschen zur Gesundheitsgefahr?

Wenn das Malmen, Pressen und Knirschen der Zähne gesundheitliche Auswirkungen haben, spricht man von Bruxismus, der ernst zu nehmende Gefahren für die Zahngesundheit und die allgemeine Gesundheit birgt. Denn beim Knirschen walten enorme Kräfte von bis zu 900 Newton und dies bis zu einer Dauer von 20 Minuten. Die Kräfte entsprächen damit der maximalen Beißkraft beim Knacken einer Haselnuss mit den Zähnen! Nachvollziehbar, dass es dann auf Dauer zu Schädigungen an der Zahnhartsubstanz und den anderen am Kausystem beteiligten Strukturen kommen kann.

Folgende Symptome weisen auf nächtliches Zähneknirschen und Pressen hin:

Rein äußerliche sichtbare Anzeichen durch Knirschen und Bruxismus sind deutlich abgeschliffene Zähne oder Abrasion des ganzen Gebisses, rissiger und brüchiger Zahnschmelz, verkürzte Zähne und „zerbissene“ Zahnkronen. Die Spitzen der Eckzähne können fehlen, das Zahnfleisch kann zurückgebildet sein und manchmal brechen ganze Zähne einfach weg. Das gesamte Gebiss und der Zahnhalteapparat können so stark in Mitleidenschaft gezogen werden, dass es zum Zahnverlust führen kann.

Darüber hinaus können u. a. einseitige Kopfschmerzen, Migräneattacken, Tinnitus, Verspannungen der Nacken-, Schulter- und Rückenmuskulatur, schmerzende Gesichtsmuskulatur, Schwindel, Schlafstörungen, Knacken der Kiefergelenke, Schluckbeschwerden und Gleichgewichtsstörungen Anzeichen für gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Bruxismus und eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) sein.

Knirscher-Sprechstunde: Wann wird Zähneknirschen zur Gesundheitsgefahr?
Knirscher-Sprechstunde: Wann wird Zähneknirschen zur Gesundheitsgefahr?
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Ziele der Knirscher-Sprechstunde

In der Knirscher-Sprechstunde wird über die Gesundheitsrisiken von Bruxismus und die Krankheitssymptome von CMD aufgeklärt, eine CMD-Diagnostik mit Funktionsanalyse durchgeführt und mit dem Patienten besprochen, welche Maßnahmen – sehr oft auch interdisziplinär mit anderen Fachzahnärzten, Fachärzten und Therapeuten – eingeleitet werden.
 

Welche Therapieansätze gibt es?

In der auf CMD spezialisierten Zahnarztpraxis wird eine klinische, manuelle und instrumentelle Funktionsanalyse durchgeführt. Hier wird geprüft, ob Fehlkontakte zwischen Zähnen von Ober- und Unterkiefer vorhanden sind, also ob eine gestörte Okklusion vorliegt.

Gibt es bereits Schädigungen am Gebiss und treten Symptome auf, so ist eine DROS®-Therapie mit einer adjustierten Aufbissschiene empfehlenswert. Die DROS®-Schiene wird individuell gefertigt und über ca. 7 bis 10 Wochen hauptsächlich nachts vom Patienten getragen. Diese Schiene (DROS® II) ist in ihrer Wirkungsweise vergleichbar mit sogen. adjustierten Aufbissbehelfen oder Okklusionsschienen wie der Michigan-Schiene, denn sie soll die Zähne schützen und gleichzeitig die Kaumuskulatur und die Kiefergelenke entlasten. In der Knirscher-Sprechstunde wird die Schiene vom Zahnarzt mehrmals feinjustiert, bis Zähne, Kaumuskulatur und Kiefergelenke wieder eine harmonische und stabile Einheit bilden. Bei den meisten Patienten tritt bereits nach wenigen Tagen eine Linderung der Schmerzen und Beschwerden ein.

Knirscher-Sprechstunde: Die DROS®-I-Phase dient in der ersten Behandlungswoche als Relaxierungsschiene, hebt Frühkontakte auf und Entspannung die Muskulatur. Ab der zweiten Woche beginnt die Orientierungs- und Stabilisierungsphase des Unterkiefers mit der DROS®-II-Phase.
Knirscher-Sprechstunde: Die DROS®-I-Phase dient in der ersten Behandlungswoche als Relaxierungsschiene, hebt Frühkontakte auf und Entspannung die Muskulatur. Ab der zweiten Woche beginnt die Orientierungs- und Stabilisierungsphase des Unterkiefers mit der DROS®-II-Phase.
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Die Schienentherapie dient auch als Vorbehandlung für weitere zahnärztliche
Maßnahmen
, wie z.B. für sanfte kieferorthopädische Korrekturen, um Fehlstellungen der Zähne zu korrigieren, Lücken durch Implantate zu schließen oder ein Abrasionsgebiss wieder komplett funktionell und ästhetisch aufzubauen (KFR).
Denn nur nach Harmonisierung und neuromuskulärer Entspannung im Kausystem machen diese manchmal notwendigen Behandlungen Sinn, um einen nachhaltigen Therapieerfolg gewährleisten zu können. Dies gilt im Grunde auch für jede Art von Zahnfüllungen, denn bereits eine einzige nicht perfekt passende Füllung kann einen Störkontakt mit oben genannten Folgesymptomen verursachen.
 

Begleitende Behandlungen bei Zähneknirschen

Neben den zahnärztlichen Maßnahmen, die spezialisierte Zahnärzte und Zahnärztinnen durchführen, sind darüber hinaus auch Entspannungstherapien ratsam, um Körper, Muskulatur und Seele in Balance zu bringen. Ob der Patient sich für Physiotherapie entscheidet, Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training, aktive Muskelentspannung erlernt oder sich zusätzlich für psychotherapeutische Betreuung entscheidet, liegt ganz in seinem Ermessen. Hier kommt es auch darauf an, diese Methoden der Entspannung und Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren, damit es zu einer dauerhaften Verbesserung kommt.

Da Zähneknirschen nicht nur nachts stattfindet, sondern auch als sog. Wachbruxismus als unbewusste Kaumuskelaktivität auftritt, ist besonders die Selbstbeobachtung enorm hilfreich. Immer wenn man merkt, dass man die Zähne aufeinanderpresst, sollte man innehalten, bewusst den Mund öffnen und eine kurze Entspannungsübung einlegen.
 

Wer hält die Knirscher-Sprechstunde?

Wenn Sie unter Bruxismus leiden und möglicherweise Krankheitssymptome haben, die auf eine craniomandibuläre Dysfunktion hinweisen, so vereinbaren Sie einen Termin in der Knirscher-Sprechstunde bei einem spezialisierten CMD-Zahnarzt in Ihrer Nähe, um weiteren Schäden an Ihren Zähnen und an Ihrer Allgemeingesundheit vorzubeugen.

Eine Anleitung zur Entspannung, Massage und Physiotherapie des erkrankten Kausystems finden Sie in einer DVD der Universität Greifswald - zu beziehen über Fax: 03834-867171

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