Therapie der Parodontitis

Ziel: Erhaltung des Zahnhalteapparates

Die durch Bakterien ausgelöste Parodontitis ist eine echte Volkskrankheit und gehört zu den komplexen Entzündungen. Bereits die Hälfte der jungen Erwachsenen im Alter von 35 bis 44 Jahren ist davon betroffen. Mit zunehmendem Alter steigen sowohl der prozentuale Bevölkerungsanteil als auch der Schweregrad der Erkrankung weiter an. Da Parodontitis eine chronische Erkrankung ist, bedarf es der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Patient und Parodontologie-Praxis, um den Erfolg der Therapie langfristig zu sichern, d. h. die Entzündung zu stoppen und den Zahnhalteapparat mit uneingeschränkter Kaufunktion dauerhaft zu erhalten.

Therapie bei Parodontitis der Zähne im Unterkiefer: Entfernung von Zahnbelägen und Zahnstein.
Therapie bei Parodontitis der Zähne im Unterkiefer: Entfernung von Zahnbelägen und Zahnstein.
Bildquelle: ©GZFA

 

Warum ist die Mitarbeit des Patienten so wichtig?

Hauptursache für Entzündungen des Zahnbetts ist eine vernachlässigte Zahn-, Mund- und Zungenhygiene, meist über viele Jahre. Neben der zahnärztlichen Untersuchung und Diagnostik sowie der Allgemeingesundheit des Patienten, gilt daher die Bereitschaft des Patienten zur akribischen häuslichen Mundhygiene als Basis für die individuellen Therapiemaßnahmen.

Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) unterscheidet drei Phasen der Parodontitisbehandlung: Basisbehandlung, chirurgische Eingriffe und Nachsorge. Bei frühzeitiger Diagnose und entsprechenden Sofortmaßnahmen in der ersten Phase der Erkrankung können die Entzündungen häufig ohne chirurgische Eingriffe erfolgreich zum Abklingen gebracht werden, so dass sich in diesem Fall lediglich die Nachsorge anschließt.
 

Die Basisbehandlung: 1. Phase der Parodontitis-Therapie

Zunächst müssen die Voraussetzungen für eine Parodontitistherapie geschaffen werden. Das bedeutet: Der Patient betreibt eine sehr gründliche Mundhygiene und alle sichtbaren Zahnflächen sind frei von Belägen. Nur dann kann die eigentliche Behandlung beginnen, die das Ziel hat, die Entzündung des Zahnhalteapparates zu beseitigen.

Zunächst werden die Zahnfleischtaschen mit speziellen Instrumenten gereinigt. Dabei werden harte und weiche Beläge (Plaque) entfernt. Um ein erneutes Anhaften von schädlichen Bakterien zu verhindern, werden alle erreichbaren Flächen der Zahnwurzeln geglättet.
 

Therapie der Parodontitis mit Antibiotika

Oft reichen diese Maßnahmen – immer in Kombination mit gründlichster häuslicher Mundpflege – aus, um die Entzündung zu stoppen. In schwierigen Fällen oder bei einem aggressiven Verlauf der Parodontitis kann eine Unterstützung durch Antibiotika sinnvoll sein. Die Medikamente werden entweder als Gel oder Salbe direkt in die Zahnfleischtasche eingebracht oder als Tabletten verschrieben.

Um das passende Antibiotikum zu finden und gleichzeitig eine Über- oder Unterdosierung zu vermeiden, können die Art und die Konzentration der Bakterien im Labor durch einen Parodontitis Mikrobiologie Test (PMT) genau bestimmt werden. Bei genauer Dosierung der Medikamentengabe lassen sich auch Nebenwirkungen für den Patienten verringern. Die Kosten für den Test werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.
 

Therapie der Parodontitis mit Probiotika

Viele Patienten profitieren jedoch oft mehr von einer Behandlung mit sogen. Probiotika statt Antibiotika. Denn Probiotika unterstützen die Bildung von gesunden Bakterien, wenn der Bakterienmix in der Mundhöhle aus dem Gleichgewicht geraten ist und krankmachende Bakterien die Oberhand gewonnen und so Parodontitis ausgelöst haben. Probiotika finden sich als Milchsäurebakterien z.B. in Joghurt und wirken sich positiv auf die Darmflora aus. Da ein Zusammenhang von gesunder Darmflora und Mundflora nachgewiesen ist, kann auch langfristig eine Ernährungsumstellung zur Therapie von Gingivitis und Parodontitis beitragen.

Therapie bei Parodontitis der Zähne im Ober- und Unterkiefer: Entfernung von Zahnbelägen und Zahnstein.
Therapie bei Parodontitis der Zähne im Ober- und Unterkiefer: Entfernung von Zahnbelägen und Zahnstein.
Bildquelle: ©GZFA

 

Chirurgische Eingriffe: 2. Phase der Parodontitis-Therapie

Chirurgische Eingriffe werden dann erforderlich, wenn die Basistherapie nicht erfolgreich war, d. h. zu keiner Besserung führte und sehr tiefe Zahnfleischtaschen vorhanden sind. Die Therapiemaßnahmen können auch dazu dienen, das verloren gegangene Gewebe zu sanieren. Moderne Zahnarztpraxen verfügen über Instrumente, die minimalinvasive Eingriffe ermöglichen und damit sehr schonend und schmerzärmer für den Patienten sind.
 

Reinigung von tiefen Zahnfleischtaschen

Wenn die betroffenen Zahnfleischtaschen besonders ausgeprägt und unzugänglich sind, werden diese vom Zahnarzt oder Parodontologen unter örtlicher Betäubung mit einem kleinen Instrument geöffnet. Damit liegt die Wurzeloberfläche frei, was wichtig ist, um unter Sicht zu arbeiten. Unebenheiten der Zahnwurzeln, die einen Tummelplatz für Bakterien bilden können, lassen sich dadurch gut erkennen und können gründlich gereinigt werden.
 

Methoden zur Regeneration des Zahnhalteapparates

Sind Bindegewebe und Knochen bereits durch eine aggressiv verlaufende Parodontitis hochgradig zerstört, verlieren die Zähne ihren Halt. Alle weiteren Maßnahmen zielen darauf ab, den endgültigen Zahnverlust zu vermeiden. In der modernen Parodontologie gibt es heute regenerative Maßnahmen, die nach individuellem Bedarf einzeln oder in Kombination angewendet werden.

Dazu gehört die gesteuerte Geweberegeneration, die sogenannten Guided Tissue Regeneration (GTR). Hier wird eine dünne Membran als Barriere zwischen Knochen und Zahnfleisch eingebracht. Da das Zahnfleisch schneller als die übrigen Teile des Zahnhalteapparates wächst, soll mit der Barriere das unkontrollierte Wachstum des Zahnfleisches in die Tiefe verhindert werden, um Knochenhaut, Wurzelzement und Knochen den nötigen Raum und die nötige Zeit zu geben, sich neu zu bilden.

Außerdem sind heute Wirkstoffe verfügbar, die als gezielte Wachstumsmittel  eingebracht werden können. Diese fördern den natürlichen Heilungsprozess, die Neubildung von Knochen und einen Rückgang der Zahnfleischtaschen. Die Forschung arbeitet daran, diese Therapiemethoden weiter voranzubringen.

Eine weitere regenerative Therapiemaßnahme ist das Einbringen von Knochenspenden oder von Knochenersatzmaterialien, wenn sich durch Parodontitis die Knochenmasse stark verringert hat. Meist kann eine Eigenspende aus dem hinteren Kieferbereich entnommen werden, die dann direkt an die defekte Stelle verpflanzt wird. Alternativ stehen auch diverse künstliche Knochenersatzmaterialien zur Verfügung.
 

Rekonstruktion des Zahnfleisches durch plastische Chirurgie

Wenn nach einer Parodontitis die Zahnhälse oder sogar Wurzelabschnitte frei liegen, kann eine Rekonstruktion des Zahnfleisches sinnvoll sein. Diese freiliegenden Stellen sind oft schwer zu reinigen und damit sind sie für weitere Entzündungen oder Wurzelkaries anfällig. Auch kann es das ästhetische Empfinden des Patienten stören. Es gibt inzwischen unterschiedliche Operationsmethoden. Eine Entnahme von Bindegewebe aus dem Gaumen, um die vorhandenen Defekte abzudecken, hat sich bewährt. Mit dieser Therapie gibt man dem Zahnfleisch wieder ein natürliches und ansprechendes Aussehen.

Therapie der Parodontitis durch die spezialisierte Dentalhygienikerin (DH).
Therapie der Parodontitis durch die spezialisierte Dentalhygienikerin (DH).
Bildquelle: ©MunichDent

 

Die Nachsorge: 3. Phase der Parodontitis-Therapie

Da Parodontitis eine chronische Erkrankung ist, muss eine dauerhafte Nachsorge betrieben werden. Hierzu gehören neben der gründlichen Mund- und Zungenhygiene, die konsequente Einhaltung von Vorsorgeterminen beim Zahnarzt und die regelmäßige professionelle Zahnreinigung. Empfehlenswert ist zwei Mal pro Jahr. In Abstimmung mit dem behandelnden Zahnarzt und unter Berücksichtigung der Risikofaktoren kann dies auch häufiger sein.

Die Nachsorge ist umso wichtiger, wenn das Zahnfleisch bereits deutlich zurückgegangen ist. Während die Zahnkronen durch harten Zahnschmelz geschützt sind, liegen Zahnhälse und Zahnwurzeln offen und sind umso sensibler und anfälliger für Karies.

Auch bei der Nachsorge – wie in den anderen Phasen der Erkrankung – hängt der langfristige Behandlungserfolg sehr stark von der Mitarbeit des Patienten ab. Wird eine gründliche Mundhygiene betrieben und werden die Nachsorgetermine regelmäßig wahrgenommen, so erhöht sich die Chance immens, dass die erzielten Verbesserungen dauerhaft sind. Ohne die entsprechende Einsicht und Eigeninitiative des Patienten ist die Wahrscheinlichkeit einer wiederholten Erkrankung an Parodontitis sehr hoch.

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