Gute Kommunikation und Vertrauen in die Behandler ist entscheidend
Den ersten Schritt der Behandlung der Zahnarztphobie muss der Patient selbst tun: Er muss seine Vermeidungsstrategie aufgeben und sich einem Zahnarzt oder einem Psychologen anvertrauen. Möglicherweise können vertraute Personen hierzu beitragen und Überzeugungsarbeit leisten, denn das Aufschieben von notwendigen Besuchen in der Zahnarztpraxis führt häufig zu Schmerzsituationen oder Notfallbehandlungen, die vermeidbar gewesen wären. Außerdem macht ein Notfall eine sofortige Behandlung erforderlich, was einen Angstpatienten überfordern kann, weil er sich innerlich nicht darauf einstellen konnte. Die Zahnarztangst wird dadurch möglicherweise noch verstärkt oder bestätigt.
Ehrliche Patientenaufklärung und offene Kommunikation
Oftmals haben Patienten den Eindruck, dass die Ängste vom Zahnarzt nicht ernst genommen werden. Deshalb sind klare Kommunikation und Transparenz im Zahnarzt-Patienten-Verhältnis ganz wichtig.
Um die Zahnbehandlungsphobie zu behandeln, aber auch um weitere traumatische Situationen zu verhindern, sollte der Einstieg in eine Zahnbehandlung möglichst schrittweise erfolgen, damit eine vertrauensvolle Beziehung zum Zahnarzt aufgebaut werden kann. Ein entscheidender Faktor ist hierbei die ehrliche und trotzdem einfühlsame Kommunikation zwischen dem Patienten und dem Zahnarzt oder der Zahnärztin.
Eine verständliche Aufklärung über notwendige zahnärztliche Maßnahmen und Behandlungsschritte sind unabdingbar. Patientenwünsche und -vorschläge werden hierbei selbstverständlich berücksichtigt. Der Patient darf nie das Gefühl des Kontrollverlustes bekommen oder dass irgendetwas ohne sein Wissen oder Einverständnis mit ihm passiert.
Behandlung von Zahnbehandlungsangst und Zahnbehandlungsphobie in München - Vertrauen in die Behandler ist entscheidend.
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Erfassung der Zahnbehandlungsangst oder der Zahnbehandlungsphobie
Jeder Behandlung von Angstpatienten in der Zahnarztpraxis geht ein ausführliches Anamnesegespräch voraus. Hier sind viel Einfühlungsvermögen und Erfahrung nötig, um die Angst richtig einzuschätzen, die der Patient möglicherweise zunächst verschweigt oder herunterspielt. Das Ziel eines Zahnarztes ist es jedoch, sich kompetent auf die Problematik des Patienten einzustellen und entsprechend empathisch zu reagieren.
In der Angstdiagnostik werden drei biologische Ebenen der Angst beobachtet: Physiologie, Verhalten und psychische Prozesse. Erfahrungsgemäß stellt bei Erwachsenen ein Selbstbeurteilungsverfahren psychischer Prozesse mittels Fragebogen die beste Erfassungsmethode der Angst dar.
Als Arbeitsmittel wird hierfür häufig der sogenannte hierarchische Angstfragebogen (HAF) nach Jöhren verwendet. Dieser besteht aus insgesamt 11 Fragen. Der Patient wird gebeten, sich in bestimmte Situationen hineinzudenken und bewertet dabei sein Angstgefühl auf der Skala von 1 bis 5. Die Bewertung 1 bedeutet „entspannt und ruhig“, die Bewertung 5 hingegen heißt so viel wie „krank vor Angst“. Die dargestellten Szenarien beinhalten die zahnärztlichen Behandlungssituationen, die am häufigsten die Ängste bei Patienten auslösen.
Beispiele aus dem Fragebogen:
Zum Auswerten des Fragebogens werden die vergebenen Punkte addiert, wobei eine Punktzahl von 11 bis 55 erzielt werden kann. Als niedrig ängstlich werden die Befragten eingestuft, wenn sie bis 30 Punkte erreicht haben. Als mittelmäßig ängstlich gelten die Personen, die zwischen 31 und 38 Punkten liegen. Als hochängstliche Patienten gelten diejenigen, die mehr als 38 Punkte erreichen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Hausarzt bei der Angstbehandlung
Da sowohl Zahngesundheit als auch Angststörungen Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit hat, ist eine rechtzeitige interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Hausarzt bzw. Spezialisten sehr sinnvoll, um Erkrankungen vorzubeugen.
Phobien oder Angststörungen werden von allein nicht besser, das gilt auch für die Zahnbehandlungsphobie. Sofern der Angstpatient eine Zahnarztpraxis vermeidet, kann er sich natürlich auch dem Hausarzt anvertrauen, um über Unterstützungsangebote zu sprechen oder sich geeignete Anlaufstellen empfehlen zu lassen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Psychologen oder Psychiatern
Spezialisten wie Psychologen, Verhaltenstherapeuten oder Psychiater beraten und begleiten den Patienten, die Dentalphobie in den Griff zu bekommen. Es ist nicht nur wichtig zu wissen, woher das Problem kommt, sondern was man bei der Auseinandersetzung mit der Zahnbehandlungsangst erreichen möchte. Das Ziel könnte lauten: „Die Zahngesundheit bzw. die eigenen Zähne so lange wie möglich zu erhalten“, „sich zu Vorsorgeterminen angstfrei und ohne schlaflose Nächte in eine Zahnarztpraxis begeben zu können“ oder „sich entspannt behandeln lassen zu können, um ein ästhetisch schönes Gebiss zu bekommen“. In Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt kann eine behutsame Strategie zur Zielerreichung ausgearbeitet werden, die den Angstpatienten nicht überfordert.
Mit therapeutischer Unterstützung können negative Gedanken, die mit Zahnbehandlungen in Verbindung stehen, durch positivere und realistischere Aspekte ersetzt werden. So können beispielsweise beruhigende Sätze und Gedankengänge wiederholt werden, wenn ein Angstgefühl vor dem Termin in der Zahnarztpraxis aufkommt. Durch permanente Wiederholung der Verbalisierung werden die negativen Empfindungen nach und nach ersetzt. Es erfordert allerdings kontinuierliches Mitwirken des Patienten, um in Behandlungssituationen ein sicheres Gefühl zu bekommen.
Mentaltraining hat das Ziel, durch unterschiedliche Entspannungsübungen Körper und Geist zu entspannen. Eine gute Übung ist z. B. die Vorstellung, ganz ruhig und gelassen auf dem Zahnarztstuhl zu sitzen und tief durchzuatmen. Hierbei ist wichtig, keine negativen Bilder, Gedanken und Sätze zuzulassen. Hier können beispielsweise die Sätze geübt werden: „Ich bin ganz ruhig und gelassen. Meine Hände sind still und ich atme tief ein. Ich vertraue dem Arzt.“ Diese positiven Sätze sind auch besser als: „Ich habe keine Angst.“
Auch unlogische Argumente wie „eine Zahnbehandlung ist immer schmerzhaft“ oder „der Zahnarzt nimmt keine Rücksicht“ können durch nachweisliche Aussagen ersetzt werden wie z. B.: „Die Zahnheilkunde kann den Schmerz sicher ausschalten“ oder „Der Zahnarzt nimmt meine Ängste ernst“ oder „Der Zahnarzt hört sofort auf, wenn ich ihm ein Zeichen gebe“.
Um sich nicht hilflos einer Angstsituation ausgeliefert zu fühlen, kann der Patient gemeinsam mit einem Therapeuten auch andere Entspannungstechniken erlernen wie Autogenes Training, Meditation oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Hierbei erlernt der Anwender, den eigenen Körper in einen der Angst entgegengesetzten Zustand zu versetzen, also in eine Entspannung. Diese Techniken haben den großen Vorteil, sie auch direkt auf dem Zahnarztstuhl einsetzen zu können. Wichtig hierbei ist jedoch, diese Techniken unter professioneller Anleitung richtig zu erlernen und anwenden zu können. Auch sollte der Zahnarzt eingeweiht werden, denn dann kann er einen passenden Behandlungsablauf vorschlagen.
Die Fähigkeit, ein Angstgefühl zu kontrollieren, ist in jedem Alter trainierbar und erlernbar.
Was der Patient selbst tun kann, um die Zahnbehandlungsangst in den Griff zu bekommen
Offenheit in der Kommunikation zum behandelnden Zahnarzt ist Voraussetzung für einen gemeinen Lösungsweg. So schlimm es für manche Patienten auch ist, über ihre Angst zu sprechen, es führt kein Weg daran vorbei. Der Zahnarzt muss wissen, wie er helfen kann, um die Angst auslösenden Situationen zu vermeiden. Der Zahnarzt weiß mit den Herausforderungen umzugehen, denn Zahnarztangst ist kein Einzelfall. Erfahrungsgemäß wird er behutsam und schrittweise vorgehen und immer Rücksicht auf die Befindlichkeiten nehmen.
Der Patient behält die Kontrolle bei der Behandlung
Häufig haben Angstpatienten große Sorge, die Kontrolle über eine Situation zu verlieren. Sie haben Angst, auf dem Zahnarztstuhl zu sitzen und etwas über sich ergehen lassen zu müssen, was sie nicht beeinflussen können. Deshalb kann man mit dem Zahnarzt oder der Zahnärztin ein Signal vereinbaren. Zum Beispiel hört der Behandler sofort auf, wenn der Patient die Hand hebt oder einen bestimmten Laut von sich gibt.
Ein Kontrollsystem zu vereinbaren, gibt dem vom Zahnbehandlungsangst betroffenen Patienten Sicherheit und ist eine vertrauensbildende Maßnahme.
Transparenz und kleine Schritte verringern die Zahnbehandlungsangst
Um dem Patienten die Angst zu nehmen, wird der Zahnarzt die Behandlung in kleinen Schritten vorschlagen und genau und verständlich erklären, welche Maßnahmen notwendig sind. Das sorgt für Transparenz und der Angstpatient kann sich von einem Termin auf den nächsten innerlich vorbereiten. Entspannungstechniken können mit in den zahnärztlichen Behandlungsablauf integriert werden.
Durch die kleinen Schritte erhält der Angstpatient die Möglichkeit, sich heranzutasten und entspannte Aufenthalte in der Zahnarztpraxis zu erleben. So kann es hilfreich sein, zunächst eine Untersuchung der Zähne zu vereinbaren, ohne dass an diesem Tag eine weitere Zahnbehandlung stattfindet. Oft nimmt das den Druck vom Patienten: Wenn dieser schon lange nicht mehr beim Zahnarzt war, kann er auch übertriebene Befürchtungen über den schlechten Zustand der Zähne mitgebracht haben, was möglicherweise nicht den Tatsachen entspricht.
Wie finde ich den richtigen Zahnarzt für meine Behandlungsangst?
Angst vor einer Zahnarztbehandlung ist ein weit verbreitetes Problem. Niemand wird jedoch mit seiner Angst allein gelassen! Inzwischen gibt es Zahnärzte und Zahnärztinnen, die im Umgang mit Angstpatienten besonders engagiert und empathisch sind, um Vertrauen aufzubauen und die Angst zu nehmen. Sehr einfühlsam gehen sie mit den Betroffenen um und werden alle Möglichkeiten nutzen, um den Aufenthalt von Angstpatienten in der Zahnarztpraxis so entspannt und angenehm wie möglich zu gestalten. Manche bieten sogar spezielle Sprechstunden oder Termine für Patienten an, die unter einer Zahnbehandlungsphobie leiden.
Ein Patient mit Zahnarztangst verheimlicht dies manchmal sogar vor Familienangehörigen oder vertrauten Personen. Zunächst sollte der Betroffene lernen, sich mit anderen Menschen darüber auszutauschen. Nur so kann er im sozialen Umfeld fragen, ob jemand einen verständnisvollen Zahnarzt kennt, der Erfahrungen mit Angstpatienten hat und der auf deren Bedürfnisse besonders eingeht. Auch der Hausarzt ist ein guter Ansprechpartner, der Empfehlungen aussprechen kann.
Ganz diskret und anonym geht die Suche natürlich auch im Internet. Zahnärzte und Zahnärztinnen in Ihrer Nähe, die speziell auf die Bedürfnisse von Angstpatienten und Angstpatientinnen eingehen.
Erste Terminvereinbarung und Abstimmen des Vorgehens
Bei der Terminvereinbarung ist es sehr wichtig, das Praxisteam auf die Zahnbehandlungsangst hinzuweisen. In diesem Fall ist es mit Sicherheit möglich, eine erste Begegnung mit dem Zahnarzt oder der Zahnärztin auszumachen, ohne dass eine Zahnbehandlung erfolgt. Der erste Termin soll dazu dienen, sich kennenzulernen und mit dem Behandler zu besprechen, wie er helfen kann, die Ängste abzubauen oder bedrohliche Situationen zu vermeiden. Daran erkennt der Patient bereits, wie ernst der Zahnarzt die Sorgen und Nöte nimmt.
Das weitere Vorgehen sollte ebenfalls genau abgestimmt werden. Damit weiß der Patient, was beim nächsten Besuch in der Zahnarztpraxis auf ihn zukommt und er kann sich innerlich darauf einstellen. Etwas, was überhaupt nicht passieren wird, davor braucht er sich nicht zu fürchten.
Wichtig ist es, dem Behandler eine ehrliche Rückmeldung zu geben. Sollte sich der Angstpatient überfordert fühlen, so müssen kleinere Schritte vereinbart werden. Zum Beispiel kann man mit einer einfachen Untersuchung des Mundraumes und mit Röntgenaufnahmen beginnen.
Stehen größere Behandlungen an, kann z.B. eine angstlösende und entspannende Zahnbehandlung unter Lachgassedierung vorgenommen werden.
Vertrauen in den Zahnarzt oder die Zahnärztin
Alles, was in der Zahnarztpraxis passiert, das geschieht zum Wohl des Patienten und mit dem Einverständnis des Patienten – und das Patientenanliegen steht immer im Mittelpunkt. Das Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Patient ist die Grundlage für jedes Gespräch, für jede Untersuchung, für jede Berührung und für jeden Eingriff. Dies darf sich jeder Angstpatient verinnerlichen.
Ein Mensch, der schlechte oder gar traumatische Erfahrungen gemacht hat, ist wahrscheinlich verkrampft. Eine Verkrampfung kann jedoch dazu führen, dass das Gehirn Informationen nicht richtig zuordnet. So kann z. B. eine leichte Berührung fälschlicherweise vom Gehirn als Schmerz eingestuft werden. Um dies zu vermeiden, ist Entspannung eine gute Basis, damit das Gehirn die ankommenden Informationen und Empfindungen richtig verarbeiten kann. Vertrauen in den Zahnarzt schafft die Voraussetzungen für eine entspannte Durchführung einer Zahnbehandlung. Im Laufe der Zeit lernt der Patient durch positive und entspannte Aufenthalte in der Zahnarztpraxis, dem Zahnarzt oder der Zahnärztin zu vertrauen.
Ein Zahnarzt ist – wie jeder andere Arzt - an die Schweigepflicht gebunden. Alles, was besprochen wird, wird absolut vertraulich behandelt.