Behandlung von Mundgeruch: Was hilft wirklich?

03. Mai 2021
Parodontologie

Behandlung von Mundgeruch: Was hilft wirklich?


Wie entsteht Mundgeruch und welche Therapiemöglichkeiten hat der Zahnarzt?

Von Mundgeruch – auch Halitosis genannt – ist schätzungsweise jeder Vierte gelegentlich betroffen, etwa 6 Prozent der Menschen leiden sogar an chronischem Mundgeruch, der sozial inakzeptabel ist. Für manche Patienten oder Patientinnen stellt es ein absolutes Tabuthema dar, über das nicht gesprochen wird, was bis zur sozialen Vereinsamung führen und psychische Probleme nach sich ziehen kann. Andere Betroffene nehmen den üblen Atem selbst nicht einmal wahr, denn die eigene Nase gewöhnt sich schnell an die Gerüche.

Dem schlechten Atem liegen meist keine allzu schwerwiegenden gesundheitlichen Ursachen zugrunde. Ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin kann Halitosis in der Praxis behandeln und Abhilfe schaffen. Das macht sich schnell in gesteigerter Lebensqualität bemerkbar, wenn die soziale Ausgrenzung im Berufs- oder Privatleben endet.

Behandlung von Mundgeruch: Welche Therapiemöglichkeiten hat der Zahnarzt?
Behandlung von Mundgeruch: Welche Therapiemöglichkeiten hat der Zahnarzt?
Bildquelle: ©GZFA
 

Die Ursachen von Mundgeruch

In ca. 90 % der Fälle geht der schlechte Atem von den Zähnen bzw. der Mundhöhle aus. Ein bakterielles Ungleichgewicht im Mund und auf der Zunge ist dafür verantwortlich. Die überhandnehmenden Bakterien können auch Zahn- und Zahnbetterkrankungen wie Gingivitis, Parodontitis und Karies auslösen. Nur die Atemluft, die durch den Mund ausgeatmet wird, weist einen schlechten Geruch auf.

Bei den restlichen ca. 10 % findet sich die Ursache des Mundgeruchs in Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs und im Magen-Darm-Trakt. Hierzu zählen u. a. Entzündungen der Mandeln, der Nasennebenhöhlen, der Lunge, der Speiseröhre oder der Magenschleimhäute. Bei diesen Erkrankungen weist auch die Ausatemluft der Nase unangenehmen Geruch auf. In diesen Fällen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt oder Fachzahnarzt für Parodontologie und z. B. Facharzt für HNO oder einem Internisten erforderlich.

Der vorübergehende unangenehme Geruch nach dem Konsum von stark riechenden Nahrungs- und Genussmitteln wie z. B. Knoblauch, Zwiebeln, Tabak oder Alkohol wird in der Zahnheilkunde nicht als Halitosis bezeichnet.
 

Wie kommt es zu einem bakteriellen Ungleichgewicht in der Mundhöhle?

Bakterien im Mundraum sind bei jedem Menschen vorhanden und für die gesunden Prozessabläufe des Stoffwechsels erforderlich. Die meisten Bakterien befinden sich in den Nischen der Mundhöhle und auf der Zunge, weil sie hier ideale Lebensbedingungen vorfinden. Viele der Bakterien benötigen keinen Sauerstoff und überleben auch unterhalb des Zahnfleischrandes in Zahnfleischtaschen.

Die Zersetzung der Nahrung durch geruchsbildende Bakterien ist völlig normal und führt nicht automatisch zu Mundgeruch, wenn das bakterielle Gleichgewicht im Mund- und Rachenraum und genug Speichelfluss vorhanden sind. Nehmen die Bakterien allerdings zahlenmäßig überhand, entstehen beim Zersetzen von Eiweißen aus dem Speichel oder aus Nahrungsresten flüchtige Schwefelverbindungen, von welchen schlechte Gerüche ausgehen.

Bakterielles Ungleichgewicht liegt häufig eine mangelnde Zahn- und Zungenhygiene zugrunde. Die Bakterien lagern sich als Zungenbeläge oder Plaque (auch Biofilm oder bakterielle Zahnbeläge genannt) ab. Unbehandelt führt dies häufig zu Zahn- und Zahnbetterkrankungen wie Karies, Gingivitis und Parodontitis. Bei Parodontose bilden sich Zahnfleischtaschen, in welchen die schädlichen Bakterien besonders gute Lebensbedingungen vorfinden. Im schlimmsten Fall von akuter Parodontitis können Zähne einzeln oder komplett verloren gehen. Das Risiko nimmt mit steigendem Lebensalter zu.

Begünstigt wird die Vermehrung von Bakterien u. a. auch durch ein geschwächtes Immunsystem, allgemein schlechtem Zahnstatus (z. B. bei Angstpatienten), ungepflegten Prothesen, Wurzelresten im Kiefer, schlechtsitzendem Zahnersatz, hormonelle Veränderungen (auch in der Schwangerschaft) und Fehlstellungen der Zähne.

Darüber hinaus fördert Mundtrockenheit bzw. verminderter Speichelfluss die bakterielle Besiedelung im Mund und auf der Zunge. Der Speichel hat die Aufgabe, Essensreste aus dem Mundraum zu spülen. Ein gut durchgespülter Mund hat eine Art Selbstreinigungsfunktion. Bei einem trockenen Mund funktioniert das nicht mehr. Mundtrockenheit kann neben einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr auch von bestimmten Medikamenten, Rauchen und Alkohol ausgelöst werden. Ebenso kann Schnarchen oder Mundatmung im Schlaf die Mundtrockenheit verstärken.
 

Diagnose von Halitosis in der Zahnarztpraxis

Von Mundgeruch Betroffene sollten im eigenen Interesse eine Zahnarztpraxis aufsuchen, um sich dem Zahnarzt oder der Zahnärztin anzuvertrauen. Das kann den Patienten oder die Patientin vielleicht etwas Überwindung kosten, aber nur durch Abklärung der Ursachen kann Abhilfe geschaffen werden.

Um den Schweregrad des Mundgeruchs zu beurteilen, bedient sich der Zahnarzt oder die Zahnärztin meist der sogenannten organoleptischen Prüfung. Das bedeutet: Der Betroffene haucht den Zahnarzt an, damit dieser mit eigener Nase den Geruch prüft.

Man unterscheidet die Schweregrade 1 bis 3. Wenn man den üblen Geruch bereits mit einem Abstand von einem Meter wahrnimmt, so ist das die höchste Stufe 3. Beim Grad 2 muss man sich dem Patienten auf ca. 30 cm nähern, um den üblen Atem zu riechen und bei Grad 1 muss man sich auf ca. 10 cm dem Mund nähern.

In modernen Zahnarztpraxen wird ein Halimeter® verwendet. Dabei handelt es sich um ein Messgerät mit einem elektronischen Sensor, der die Geruchsstoffe der ausgeatmeten Atemluft misst. Die Geruchsstoffe entstehen hauptsächlich durch Fäulnisprozesse im Mund, die in Form von Schwefelverbindungen auftreten.

Während die organoleptische Diagnose ungenau ist, lassen sich mit dem Halimeter® Behandlungsverlauf und Therapieerfolg aussagekräftig dokumentieren.

Bei der Untersuchung auf Mundgeruch werden selbstverständlich auch Mundhöhle, Zähne, Hygienestatus und Speichelfluss begutachtet, außerdem werden Zungenbelag und Zahnfleisch kontrolliert, um die Therapiemöglichkeiten für den Patienten zu eruieren.
 

Behandlungsmethoden von Mundgeruch beim Zahnarzt oder Fachzahnarzt für Parodontologie

Um den Behandlungserfolg gegen Mundgeruch zu sichern, müssen die verursachenden Bakterien eliminiert werden. Der erste Schritt ist die Entfernung aller harten und weichen Zahnbeläge durch eine Professionelle Zahnreinigung. Die Dentalhygienikerin gibt dabei auch Hinweise zur täglichen Zungenreinigung.

Sofern die Bakterien bereits Schaden im Gebiss oder beim Zahnhalteapparat angerichtet haben, sind die Therapien darauf ausgerichtet, die Zähne und deren Funktion wiederherzustellen oder das entzündete Zahnfleisch zu heilen.

Bei Karies wird der Zahnarzt den geschädigten Bereich entfernen und die vorhandenen Löcher mit Füllungen, Inlays oder Onlays versorgen. Bei Parodontitis kann eine längere Therapie nötig sein, um auch unterhalb des Zahnfleischrandes alle Bakterien in den Zahnfleischtaschen bis an die Wurzeln zu entfernen. Auch Wurzelkanalbehandlungen beim Endodontologen können angezeigt sein, wenn sich Abszesse oder Eiterherde an der Wurzel gebildet haben. Ebenso ist zu überlegen, ob Fehlstellungen, die Bakterienansammlungen begünstigen, in einer Praxis für Kieferorthopädie behandelt werden sollen.

Die genaue Behandlungsmethode zur Ursachenbekämpfung von Mundgeruch wird der Zahnarzt, Parodontologe oder Fachzahnarzt vorschlagen, denn die Diagnose ist immer individuell.
 

Vorbeugung gegen Mundgeruch

Um Mundgeruch wirkungsvoll vorzubeugen, ist eine tägliche gründliche Mund- und Zungenhygiene wichtig. Zur täglichen häuslichen Mundpflege gehören neben Zahncreme und Zahnbürste weitere Utensilien wie Zungenreiniger, Zahnseide und Dentalbürsten zur Reinigung der Zahnzwischenräume. Natürlich müssen festsitzender Zahnersatz, Zahnimplantate und herausnehmbare Prothesen ebenfalls akribisch gereinigt werden.

Dringend empfehlenswert sind halbjährliche Kontrolltermine beim Zahnarzt und die Professionelle Zahnreinigung (PZR). Bei der PZR werden die weichen und harten Zahnbeläge gründlich entfernt. Außerdem gibt die Dentalhygienikerin Tipps zur richtigen Putztechnik und zu Reinigungsmitteln.

Wer darüber hinaus auf natürliche Weise etwas für die Mundgesundheit tun möchte, kann auf Kräuter wie Salbei oder Thymian zurückgreifen. Mit einem Kräuteraufguss zu spülen, wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. Ein Hausmittel ersetzt aber niemals einen Besuch beim Zahnarzt.
 

Wichtiger Tipp:

Sofern sich im eigenen Umfeld ein von Mundgeruch betroffener Mensch befindet, gehören Mut und Fingerspitzengefühl dazu, ihn darauf hinzuweisen. Es zeugt aber auch Respekt und besonderem Wohlwollen, ihn darauf aufmerksam zu machen. Auf jeden Fall sollte der Betroffene ruhig, freundlich und vor allem äußerst diskret unter vier Augen auf das Thema angesprochen werden, so dass es in keinem Fall verletzend wirkt, sondern als Hilfestellung eingeordnet werden kann.


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