Abrasion: Verlust der Zahnhartsubstanz an allen Zähnen

Zahnabrasion durch Zahnfehlstellungen und Zähneknirschen

Verschiedene Prozesse können den harten Zahnschmelz und das darunter liegende Zahnbein (Dentin) derart schädigen, dass es zu einem fortschreitenden Verlust der Zahnhartsubstanz kommt.
Bei Karies greifen säurebildende Bakterien den Zahnschmelz an, beim Prozess der Erosion sind Säuren aus der Nahrung und aus Getränken für den Abbau der Zahnhartsubstanz verantwortlich. Die Zahnabrasion hingegen ist eine mechanische Schädigung der Zähne aufgrund von Fehlstellungen der Zähne, Zähnepressen und Zähneknirschen (Bruxismus) und führt zu einer unnatürlichen Abnutzung der Zähne.

Durch die mechanische Reibung und die enormen muskulären Kaudruckkräfte, die beim nächtlichen Zähneknirschen auftreten, entstehen Risse im Zahnschmelz, keilförmige Defekte am Zahnhals, Schliffflächen an den Frontzähnen und Absplitterungen. Die punktuelle Kaukraft kann dabei bis zu 800 N betragen und dies in Phasen von 20-40 Minuten!

Abrasion: Verlust der Zahnhartsubstanz an allen Zähnen.
Abrasion: Verlust der Zahnhartsubstanz an allen Zähnen.
Bildquelle: ©GZFA
 

Welche Ursachen hat der Zahnsubstanzverlust?

Das Kausystem besteht aus den insgesamt 32 Zähnen in Unter- und Oberkiefer, der Kaumuskulatur und den Kiefergelenken. Eine ungestörte Kaufunktion ist nur möglich, wenn diese Strukturen harmonisch zusammenwirken. Voraussetzung dafür sind die biologisch festgelegten Zahnformen und Zahnlängen, die ein zahnradartiges Ineinandergreifen ermöglichen.
Störkontakte entstehen durch Fehlstellungen, wie z.B. in Zahnlücken gekippte oder verlängerte Zähne, zu hohe Füllungen oder Zahnkronen aber auch kieferorthopädische Regulierungen sowie genetisch bedingte Zahnlücken. Diese Fehl- oder Frühkontakte werden im Schlaf regelrecht abgeknirscht, die Zähne abradiert.

Aber nicht nur Zahnfehlstellungen und Zähneknirschen können Ursache für die Abrasion der Zähne sein, denn eine große Rolle spielt auch der Faktor Stress, der über massive Muskelverspannungen im Kausystem enormen Druck auf die Zähne und Kiefergelenke ausüben kann. In vielen Fällen liegen Fehlstellungen und Stress gleichermaßen vor und intensivieren und beschleunigen dadurch die schädigenden Prozesse.

Welche Folgen hat der Zahnsubstanzverlust?

Der fortschreitende Verlust der Zahnhartsubstanz zeigt sich in einer teils erheblichen Verkürzung der Zähne, was besonders in der Front auffällt: Die Zähne sind beim Sprechen kaum noch sichtbar, die Lippen fallen ein, manchmal kommt es zu Sprachstörungen.
Aus dem biologisch vorgesehenen „vertikalen Kaumuster“ hat sich ein „horizontales Kaumuster“ entwickelt, wie bei einem Wiederkäuer, der den Speisebrei horizontal zermahlt. Durch den Verlust der Bisshöhe, besonders durch den Verlust der Zahnhöcker an den Eckzähnen, geht die Bissführung durch die Front- und Eckzähne beim Öffnen und Schließen verloren, was zu einer massiven Kompression der Kiefergelenke führen kann. Mögliche Folgen sind Kieferschmerzen und Kieferknacken, aufgrund der anatomischen Nähe zum Ohr auch Tinnitus, Ohrgeräusche oder Schwindel.

Verspannungen der Kau- und Kopfmuskulatur

Ein falscher Biss und psychoemotionaler Stress verursachen zudem Verspannungen der Kau-, Gesichts- und Kopfmuskulatur, was Schmerzen und Verspannungen sowohl im Kopf-/Kieferbereich als auch in kopffernen Regionen auslösen kann. Diese Symptome bezeichnet man als craniomandibuläre Dysfunktionen, CMD: Beschwerden aufgrund von Funktionsstörungen im Kausystem.

Gesundheitsrisiko Abrasionsgebiss

Sind nahezu alle Zähne vom Abrasionsprozess betroffen, liegt ein Abrasionsgebiss vor. Schreitet der Prozess weiter fort, können auch das Zahninnere und der Zahnhalteapparat mitbetroffen sein, was zu Zahnfleischschwund mit Zahnlockerung und damit zum Zahnverlust führen kann. Ein Zahnsubstanzverlust von mehreren Millimetern betrifft daher nicht nur die Ästhetik, sondern stellt auch ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar.

Behandlungsziel: Wiederherstellung von Bisshöhe, Zahnästhetik und Kaufunktion

Ist der Zahnsubstanzverlust durch Abrasion noch nicht ausgeprägt bzw. nur an einzelnen Zähnen vorhanden, können minimale prothetische Aufbaumaßnahmen ausreichen, um die Bisshöhe wieder herzustellen und Beschwerdesymptomen vorzubeugen.
Handelt es sich jedoch um ein Abrasionsgebiss mit einem Verlust der Bisshöhe von mehreren Millimetern in Ober- und Unterkiefer, können umfangreiche Maßnahmen notwendig werden, um Zahnästhetik und Kaufunktion wieder herzustellen.

Vorgehensweise

Mit einer manuellen und instrumentellen Funktionsanalyse ermittelt der Zahnarzt die Ursachen und das Ausmaß des Substanzverlustes. Eine anschließende Schienentherapie ermöglicht die Relaxierung der verspannten Muskulatur und die Orientierung der Kiefergelenke in ihre zentrische Position. Nach Stabilisierung dieser Kiefergelenkposition kann der Zahnarzt die notwendigen rekonstruktiven Maßnahmen einleiten.

Spezialisten für funktionell-ästhetische Rekonstruktionen

Komplette funktionelle Rekonstruktionen KFR erfordern ein hohes Maß an Patientenaufklärung und Beratung, präziser Diagnostik und fachlicher Expertise von Zahnärzten und Zahntechnikern. Die Wiederherstellung der natürlichen Kaufunktion verlangt profunde Kenntnisse über die Biomechanik des Kausystems, wie die biologischen Zahnformen und die natürlichen Zahnbeziehungen.
Die Spezialisierung auf zahnärztliche Funktionsdiagnostik, große Erfahrung und eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahntechniker sind für die Behandlung von Abrasionsgebissen wichtigste Voraussetzung für den Behandlungserfolg.

Da auch der Faktor Stress oft eine maßgebliche Rolle im Krankheitsgeschehen spielt, sollten in die Behandlung auch Maßnahmen zur Entspannung und zum Stressabbau einbezogen werden - idealerweise in Zusammenarbeit mit Therapeuten der entsprechenden Fachbereiche.

Gute Patientenaufklärung über eine effiziente Mundhygiene ist überdies enorm wichtig, denn auch falsche Putztechniken können Abrasionen der Zahnhälse und Zahnfleischrückgang begünstigen.

 

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