Zahntourismus: Wie gut ist die Zahnbehandlung im Ausland?
Zahn-Tourismus ins Ausland – Risiken und Kosten bei Zahnersatz
Was gilt es bei der Auslandszahnbehandlung zu beachten?
Ästhetische Zähne sind heutzutage dank modernster Zahnmedizin und Prothetik in jedem Alter möglich. Feste Zähne und ein strahlendes Lachen schenken dem Patienten jugendliche Ausstrahlung und Lebensqualität. Da die Kosten für hochwertige Zahnimplantate in Deutschland jedoch häufig das gesetzte Budget überschreiten, ist für viele der Gedanke verlockend, sich einer Implantatbehandlung im Ausland zu unterziehen und dabei viel Geld zu sparen.
Manche Anbieter aus z. B. Ungarn, Polen, Asien, der Türkei etc. werben mit einem Rund-um-sorglos-Paket für eine Zahnimplantation im Ausland und versprechen höchste Qualität zu Schnäppchenpreisen. Was steckt dahinter und sind derartige Angebote wirklich seriös und empfehlenswert? Wie heißt es so schön in der Werbung: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren (Zahn-)Arzt oder Apotheker.“
Welche Risiken sind beim Zahntourismus zu beachten?
Bei festsitzendem Zahnersatz wie z. B. Zahnimplantaten geht es immer um die eigene Zahngesundheit, die auch Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit hat. Deshalb sollten die Risiken, die eine Zahnbehandlung im Ausland birgt, wirklich sehr genau durchdacht und gegen den Nutzen abgewogen werden.
Als Laie ist es sehr schwierig, die Qualität von Leistungen wie Diagnose, Zahnersatz, Zahntechnik und die zahnärztliche Arbeit von Zahnärzten und Implantologen selbst zu beurteilen. Laut der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gibt es derzeit keine aktuellen Studien über die Behandlungsqualität im europäischen Raum. Deshalb muss der Patient selbst die Qualität einschätzen. Und genau dies erhöht das Risiko. Die vermeintliche Ersparnis bei den Kosten für Zahnersatz kann durch einige Faktoren genau ins Gegenteil umschlagen und zusätzlich die Zahngesundheit gefährden.
Warum sind Zahnimplantate im Ausland billiger als in Deutschland?
Den größten Unterschied machen die geringeren Kosten bei der Praxisführung aus. Das beinhaltet nicht nur die reinen Personalkosten, sondern auch die Technik, mit der die Zahnarztpraxis ausgestattet ist und ebenso alle Kosten, die mit der Einhaltung von Qualitätsstandards verbunden sind.
So gibt es zum Beispiel in Deutschland besondere hohe Qualitätssicherheitsstandards beim Röntgen und im Hygienebereich, die in anderen Ländern nicht in dieser Ausprägung vorhanden sind. In Deutschland unterliegen die Zahnarztpraxen z. B. den gesetzlichen Hygienevorschriften, die das Robert-Koch-Institut (RKI) für Desinfektion und Sterilisation ausgearbeitet hat.
Auch die Ausgaben für die zahntechnische Zuarbeit sind im Ausland geringer, was jedoch kein Wunder ist, denn häufig sind Mitarbeiter dort in zahntechnischen Laboren angelernte Hilfskräfte. Die anspruchsvolle Ausbildung in der hohen Handwerkskunst eines Zahntechnikers ist weltweit nirgendwo mit Deutschland vergleichbar.
Was ebenfalls auf der Kostenseite geringer zu Buche schlägt, sind die Herstellungskosten für den Zahnersatz und die verwendeten Materialien. Häufig weicht das günstigere – vergleichsweise minderwertigere - Material ebenfalls von den deutschen Qualitätsstandards ab, was einen Unterschied in der Langlebigkeit ausmachen kann. Das macht langfristig gesehen den Preisvorteil zunichte. Aber nicht nur dies, sondern in vielen Fällen werden Standard-Produkte für künstliche Zahnwurzeln von unbekannten Implantatherstellern verwendet. Dieses Vorgehen drückt zwar den Preis nach unten, als Resultat kann es aber passieren, dass das Zahnimplantat nicht perfekt einheilen oder sogar allergische Reaktionen durch Materialunverträglichkeit verursachen kann.
Auch die Oberflächenqualität von Implantaten ist für den Einheilprozess enorm wichtig. Herstellung, Bearbeitung und Verpackung darf nur in keim- und partikelarmen Reinräumen erfolgen. Verunreinigungen, die sich auf der Oberfläche von Zahnimplantaten befinden, gefährden nicht nur die Zahn- und Mundgesundheit, sondern können auch Einfluss auf die Allgemeingesundheit haben.
Welche Haftungsansprüche gelten bei Zahnbehandlungen im Ausland?
Bei Behandlungsfehlern richten sich Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche nach dem geltenden Recht des Behandlungsortes. Dort muss der Haftungsanspruch dann auch gerichtlich durchgesetzt werden.
Selbst bei Garantiefragen und Gewährleistungsrechten kann – laut der Bundeszahnärztekammer – aufgrund der unterschiedlichen Rechtslagen in den EU-Staaten keine allgemeingültige Aussage getroffen werden. Der Reisende ist auf sich gestellt und sollte sich besser vorab über die im Land der Behandlung geltenden Gesetze erkundigen.
Welche Nachteile bzw. Risiken gibt es bei Zahnbehandlungen im Ausland sonst noch?
Normalerweise kennen sich Arzt und Patient nicht persönlich. Es gehört daher viel Mut dazu, die Zahngesundheit in fremde Hände zu legen und blind zu vertrauen. Ungünstig auf das Zahnarzt-Patient-Vertrauensverhältnis wirkt sich auch aus, wenn eine sprachliche Barriere vorhanden ist und die Kommunikation dadurch erschwert wird. Selbst wenn die Ärzte im Ausland zwar eine gute Ausbildung haben und manchmal sogar mit deutschen Partner-Zahnarztpraxen zusammenarbeiten, so sind häufig die technische Ausstattung, die geltenden Standards und die verwendeten Materialien für Zahnimplantate und Zahnersatz von geringerem Niveau.
Zu bedenken ist auch, dass Reise- und Hotelkosten hinzukommen, die der Patient selbst zahlen muss. Auch wenn Anbieter für Zahnersatz im Ausland damit werben, die Zahnbehandlung mit einem Urlaub zu verbinden, so sei dahingestellt, ob dies wirklichen Erholungswert hat, vor allem wenn es sich um einen größeren Eingriff handelt. Da der Urlaub – vor allem für Patienten, die noch im Berufsleben stehen – zeitlich begrenzt ist, wird auch an der Zeit gespart. Manchmal reichen die zur Verfügung stehenden Urlaubstage weder für aufwändige Voruntersuchungen noch für Nachsorgetermine. Dies wird ein großes Problem, wenn unter Umständen Vorerkrankungen übersehen werden oder Komplikationen bei oder nach der Zahnbehandlung auftreten.
Sollte es Schwierigkeiten geben, sobald der Patient bereits zurück in Deutschland ist, so sind die hier ansässigen Zahnärzte lediglich zu Notfallmaßnahmen verpflichtet, nicht jedoch zu einer Nachbesserung von im Ausland angefertigtem Zahnersatz. Sicher ist es nicht jedem Patienten möglich, die Reise zum Zahnarzt ins Ausland zeitnah nochmals anzutreten, zumal berechtigter Vertrauensverlust inzwischen vorhanden ist.
Wer sich trotz der genannten Risiken für eine Zahnimplantation im Ausland entscheidet, sollte sich zumindest im Vorfeld sehr genau damit auseinandersetzen und wichtige Punkte bei der Auswahl der Zahnarztpraxis beachten.
Beteiligt sich die gesetzliche Krankenkasse an Zahnbehandlungen im Ausland?
Die freie Arztwahl gilt auch für Zahnarztpraxen in der Europäischen Union. Das bedeutet: Gesetzlich Krankenversicherte können in der EU jenseits der Notfallversorgung Behandlungen in Anspruch nehmen – auch ohne vorherige Genehmigung durch die eigene Krankenkasse. Sofern jedoch eine Zahnersatzversorgung wie z. B. Zahnimplantate bzw. ein stationärer Aufenthalt in einer Zahnklinik geplant sind, muss die Krankenkasse dies vorher genehmigen. Das bedeutet: Der Zahnarzt erstellt vorab einen Heil- und Kostenplan, der vom Patienten vor der Behandlung bei der Krankenkasse eingereicht wird. Die Versicherung informiert dann den Patienten über die eventuell erstattungsfähigen Kosten.
Der Patient wird allerdings immer als Selbstzahler behandelt und begleicht zunächst die Rechnung des Zahnarztes selbst. Später reicht er die Rechnung bei der eigenen Krankenversicherung ein, die den erstattungsfähigen Anteil überweist.
Außerhalb der EU übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung keine Kosten. Selbst eine Notfallversorgung ist nicht abgedeckt. Es liegt allein in der Verantwortung des Patienten, sich für den Notfall abzusichern und eine private Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Planbare Therapien (wie z. B. Zahnimplantate) rechnet der Zahnarzt außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums direkt mit dem Patienten ab.
Fazit:
Wer aus reinen Kostengründen eine Zahnimplantation im Ausland plant, sollte neben den Reisekosten auch an mögliche Folgekosten für Nachbehandlungen wegen Qualitätsmängeln denken.
Eine Zahnzusatzversicherung, die den hohen Eigenanteil minimieren hilft, ist möglicherweise ratsam, um die hochwertige zahnärztliche Behandlung bei Spezialisten wie Implantologen, Oralchirurgen, CMD-Zahnärzten etc. in Wohnortnähe im Deutschland in Anspruch zu nehmen.
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