Parodontitis: Schwere Entzündung des Zahnbetts

Was ist Parodontitis – Parodontose?

Parodontitis, im Volksmund auch Parodontose genannt, ist eine sehr häufige Erkrankung im Mundraum. Schädliche Bakterien in den Zahnbelägen (Plaque) lösen eine Entzündung des Zahnhalteapparates aus. Das sogen. „Zahnbett“ besteht aus Zahnfleisch, Wurzelzement, Wurzelhaut, kollagenen Fasern und dem knöchernen Zahnfach. Der gesunde Zahnhalteapparat, man nennt ihn auch Parodontium, fixiert die Zähne im Kiefer und sorgt dafür, dass die Zähne sicher und fest sitzen und nicht ausfallen können.

Die Parodontologie ist die Lehre vom Zahnhalteapparat. Sie beschäftigt sich mit den Strukturen im Mundraum, die den Zahn im Kiefer verankern. Das Ziel von Zahnärzten und Zahnärztinnen für Pardontologie ist die Gesunderhaltung des Halteapparates durch prophylaktische Maßnahmen bzw. die Therapie von Parodontitis, um Zahnverluste zu verhindern.

Parodontitis: Schwere Entzündung des Zahnbetts mit Zahnverlust.
Parodontitis: Schwere Entzündung des Zahnbetts mit Zahnverlust.
Bildquelle: ©GZFA

„Volkskrankheit Parodontose“

Parodontitis ist neben Karies die häufigste Zahn- bzw. Munderkrankung, deshalb spricht man auch von einer Volkskrankheit. Allein in Deutschland leiden ca. 11,5 Millionen Menschen an einer schweren Form. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Lebensalter, nach dem 35. Lebensjahr gehen durch Parodontitis mehr Zähne verloren als durch Karies. Die Erkrankung kann jedoch bereits in jungen Jahren beginnen.

Parodontose beginnt meist schleichend mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Da die Entzündung nicht oder kaum schmerzt, wird sie oft spät erkannt bzw. unterschätzt. Häufig macht sie sich durch geschwollenes oder blutendes Zahnfleisch bemerkbar. Sofern die Entzündung nicht gleich behandelt wird, kann sie unterschiedlich schnell voranschreiten und zur chronisch-bakteriellen Infektion werden. Im Verlauf der Erkrankung verstärkt sich die Entzündung, das Zahnfleisch geht zurück und der Zahnhalteapparat löst sich von den Zahnwurzeln. Dadurch lockert sich der Zahn und geht im schlimmsten Fall verloren.

Parodontitis ist eine sehr komplexe Erkrankung, die auch Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden und die allgemeine Gesundheit haben kann. Normalerweise ist die Krankheit nicht ansteckend. Da es jedoch eine bakterielle Infektion ist, können Keime in engen Beziehungen auch weitergegeben werden, z. B. über Essbesteck von der Mutter auf das Kind.
 

Wie entsteht eine Parodontitis?

Eine Parodontitis entsteht immer durch Plaque (Zahnbeläge) und beginnt mit einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung). Hauptursache ist eine schlechte Mundhygiene. Während eine Gingivitis durch schnelle Maßnahmen heilbar ist, ist eine vorangeschrittene Parodontitis meist irreversibel.
 

Bildung von Zahnstein

Die gesunde Mundhöhle ist von Hunderten von Bakterienarten besiedelt. Diese sind für den Menschen überwiegend harmlos oder sogar nützlich. Wenn jedoch durch mangelnde Mundhygiene die Menge der Bakterien dramatisch zunimmt, entstehen zunächst weiche Zahnbeläge, die sich durch die Einlagerung von im Speichel befindlichen Mineralien zu Zahnstein verfestigen. Dadurch wird das Wachstum von Plaque in Richtung Zahnwurzel angeregt.

Zahnverlust droht durch Parodontose.
Zahnverlust droht durch Parodontose.
Bildquelle: ©GZFA

Bildung von Zahnfleischtaschen

Zwischen dem Zahnfleisch und der Zahnwurzel bilden sich Zahnfleischtaschen, die sehr tief werden können, im Extremfall bis zu ca. 10 Millimeter. In so einem Spalt finden die Bakterien ideale Lebensbedingungen. Sie scheiden giftige Stoffwechselprodukte aus, die ins Zahnfleisch gelangen. Der Körper reagiert mit einer Entzündung. Was als eine harmlos scheinende Gingivitis (Zahnfleischentzündung) beginnt, kann sich schnell zu einer chronischen Parodontitis entwickeln, wenn nicht zeitnah behandelt wird.
 

Welche Risikofaktoren gibt es für Parodontitis?

Der größte Risikofaktor ist eine schlechte Mund- und Zungenhygiene. Darüber hinaus begünstigen hormonelle Umstellungen (Schwangerschaft) und eine ungesunde Lebensweise wie Stress und Rauchen die Gefahr, an Parodontitis zu erkranken. Beim Rauchen ist durch das Nikotin die Durchblutung des Zahnfleisches herabgesetzt. Das hat zur Folge, dass Immunzellen nur eingeschränkt verfügbar sind, um gegen die Bakterien anzukämpfen. Ca. 70 Prozent der Parodontose-Patienten sind Raucher.

Außerdem haben die Patienten, die an einer Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus oder Rheumatoide Arthritis leiden, ein höheres Risiko.

Das genetische Risiko für Parodontitis wird seit vielen Jahren erforscht. Es ist jedoch nicht möglich, dieses zu testen und einzustufen. Wie jede Krankheit verläuft auch eine Parodontitis bei jedem Menschen individuell. Es kommt nicht nur auf die Art und Menge der Bakterien bzw. der Zahnbeläge an, sondern auch auf die natürlichen Abwehrkräfte des Patienten, mit einer Entzündung im Körper umzugehen. Die Intensität, wie das Immunsystem auf einen Angriff durch Bakterien reagiert, ist jedoch genetisch determiniert und sehr unterschiedlich.
 

Hat Parodontitis Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit?

Ja, eine Parodontitis kann sich über den Mundraum hinaus ausbreiten und eine ernsthafte Erkrankung auslösen oder begünstigen. Die bakterielle Infektion kann z. B. unklares Fieber, Schluckbeschwerden, Kieferklemme oder eine Schwellung im Gesichts- und Halsbereich auslösen. Ebenso steigt das Asthma-Risiko.

Auch ist eine bakterielle Besiedelung von Endoprothesen (z. B. künstliche Hüft- oder Kniegelenke) oder Herzklappen möglich, was gravierende Folgen haben kann.

Deshalb sollten Fachärzte bei unklaren Symptomen interdisziplinär zusammenarbeiten und auch den behandelnden Zahnarzt einbeziehen.

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