CMD-Ursachen: Zahnfehlstellungen und Stress

Welche Ursachen haben craniomandibuläre Dysfunktionen?

Kaufunktionsstörung CMD: Multifaktorielles Krankheitsgeschehen mit zwei Hauptrisikofaktoren

Bei CMD oder craniomandibulären Dysfunktionen handelt es sich um Störungen der gesunden Kaufunktion. Die Fehlfunktionen können die Zähne, die Kiefergelenke, die Kaumuskeln sowie die neuromuskulären Abläufe betreffen und dadurch unterschiedliche CMD-Symptome im Bereich von Kopf und Gesicht aber auch in anderen Körperregionen hervorrufen.

Die Ursachen von CMD sind sehr unterschiedlich und vielschichtig und umfassen u.a. zahnmedizinische, orthopädische, hormonelle, neurologische und psychische Faktoren, häufig auch in Kombination mehrerer Ursachen gleichzeitig. Damit erfordert auch die CMD-Therapie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zahnärzten, Ärzten und Therapeuten unterschiedlicher Fachbereiche.

Unabhängig von der jeweiligen Ursache, beruhen Kaufunktionsstörungen (CMD) immer auf einer Verspannung der am Kausystem beteiligten Kau-, Kopf- und Gesichtsmuskeln und liefern damit die Grundlage für ein Krankheitsbild aus zahlreichen, sehr unterschiedlichen Schmerzen und Beschwerden.
 

Welche Ursachen hat CMD aus Sicht der Zahnmedizin?

Aus Sicht der funktionellen Zahnheilkunde sind für die muskulären Verspannungen zwei Hauptrisikofaktoren verantwortlich:
Zahnfehlstellungen und Stress oder beides in Kombination.

Ursachen für CMD: Zahnfehlstellungen und / oder Stress
Ursachen für CMD: Zahnfehlstellungen und / oder Stress
Bildquelle: ©GZFA
 

Risikofaktor I: Zahnfehlstellungen (Malokklusion) als CMD-Ursache

Wesentlich für eine ungestörte Kaufunktion sind die biologisch vorgesehenen Zahnformen und Zahnstellungen im knöchernen Kiefer, wobei die Höcker und Grübchen der Zähne von Ober- und Unterkiefer gleichmäßigen und harmonischen Kontakt haben.

Alle Abweichungen der Zähne von der naturgemäßen Form, Funktion und Stellung, können jedoch das harmonische Ineinandergreifen der Zähne von Ober- und Unterkiefer, die sogen. Okklusion, stören; es entstehen Zahnfehlstellungen mit ungleichmäßigem Kontakt und sogen. Vor- oder Frühkontakten. Diese Fehlstellungen können einzelne Zähne betreffen oder auch die gesamte Zahnreihe. Der CMD-Zahnarzt spricht von gestörter Okklusion oder Malokklusion.
 

Wodurch werden Fehlstellungen im Gebiss verursacht?

Manche dieser Fehlstellungen haben genetische Ursachen. So können Wachstumsstörungen und Gebissanomalien, wie z. B. nicht angelegte Zähne, in einer Familie gehäuft auftreten.
Fehlstellungen können auch durch Zahnunfälle, Operationen oder Tumore im Kieferbereich verursacht werden.

Wesentlich häufiger jedoch lösen nicht versorgte Zahnlücken und damit einhergehende gekippte, elongierte oder gewanderte Zähne oder ein unzureichend gestalteter Zahnersatz, wie etwa eine zu hohe oder zu niedrige Zahnkrone oder eine schlecht angepasste Zahnfüllung, einen „falschen Biss“ aus.

Eine Zunahme von Zahnfehlstellungen wird gerade auch bei jüngeren Patienten beobachtet, die eine kieferorthopädische Behandlung durchlaufen haben. In vielen Fällen wurden hier die Oberkieferfrontzähne zu stark nach innen positioniert, ohne die notwendige Beachtung der Unterkieferposition, die bei harmonischer Verzahnung (= Okklusion) eine physiologische „zentrische“ Lage einnehmen muss. Durch die entstandene Fehlstellung der Zähne verschiebt sich der Unterkiefer beim Schließen automatisch in eine neue, nicht zentrische Position.

Eine weitere Ursache für Zahnfehlstellungen und CMD ist das Pressen und Knirschen mit den Zähnen, man spricht von Bruxismus. Dauerhaftes und nicht behandeltes Zähneknirschen führt zu einer unnatürlichen Abnutzung der Zähne, in schweren Fällen zu einem um mehrere Millimeter verkürzten Abrasionsgebiss. Dabei liegt kein Zahnrelief aus Höckern und Grübchen mehr vor und die für eine harmonische Okklusion erforderliche Bissführung der Front- und Eckzähne ist nicht mehr gegeben. Betroffene finden keine entspannte Bisslage, keinen „richtigen Biss“ mehr.

Aber nicht nur zu hoch angefertigter Zahnersatz, sondern auch zu niedrig angepasste Kronen, Brücken oder Füllungen können den Biss erheblich stören. Dies gilt auch für Zahnprothesen, die sich im Laufe der Zeit aufgrund von Kieferknochenschwund „absenken“ und dann nicht mehr passen.

Allgemein gilt:
Bereits minimale Abweichungen im Gebiss, d.h. Abweichungen von der biologischen Zahnform und Kiefergelenkposition, können eine CMD verursachen.

Diese Empfindlichkeit erklärt sich durch den hochsensiblen Tastsinn der Zähne, der sogar einen winzigen, hängengebliebenen Himbeerkern ertastet – den man auch sofort als störend wahrnimmt – oder ein dünnes Haar (ca. 10 Mikrometer!) spüren lässt.
Umso verständlicher ist es, wenn eine Füllung oder Krone um ein oder gar mehrere Millimeter zu hoch ist und so als erheblicher Störkontakt empfunden wird.

Ursachen für CMD: Zahnfehlstellungen durch Zahnerosion, Abrasion der Zähne und Stress.
Ursachen für CMD: Zahnfehlstellungen durch Zahnerosion, Abrasion der Zähne und Stress.
Bildquelle: ©GZFA
 

Wie reagiert das Kausystem auf Fehlstellungen der Zähne und Kiefergelenke?

Die Folge: Jeder Störkontakt wird an das Zentralnervensystem geleitet, welches daraufhin mit einer übersteigerten Aktivierung der Kaumuskeln reagiert, um die Malokklusion und die damit einhergehende Kieferfehlstellung auszugleichen oder sich daran anzupassen.

Gelingt der Mechanismus aus Kompensation und Adaptation jedoch nicht mehr, kommt es zu einer permanenten Muskelverspannung der beteiligten Muskelgruppen. Diese verspannte und verkrampfte Muskulatur gilt als Grundlage für eine sich manifestierende CMD.

Über neuromuskuläre Mechanismen können sich diese, nicht mehr von Zentralnervensystem koordinierten und kontrollierten Verspannungen, in andere Bereiche des Körpers fortsetzen und dort ebenfalls Schmerzen und Verspannungen verursachen.

Zudem können Fehlkontakte der Zähne, besonders wenn sie im hinteren Backenzahnbereich auftreten, zu einer Kompression des Kiefergelenks führen mit Kiefergelenkschmerzen, Gesichts- und Kopfschmerzen oder Tinnitus.

Zu den „kopffernen“ Ursachen von CMD gelten z.B. funktionelle Störungen von Wirbelsäule oder Becken, wie etwa ein Schulter- oder Beckenschiefstand oder ein HWS-Syndrom, welche sich auf Stellung und Funktion von Zähnen und Kiefergelenken auswirken können und von Orthopäden abgeklärt werden sollten.
 

Zahnfehlstellungen können in verschiedene Klassen eingeteilt werden:

Klasse I bezeichnet eine „normale“, eugnathe Verzahnung am Beispiel des ersten Backenzahns im Oberkiefer: Sein vorderer Höcker beißt in das mittlere Grübchen des ersten Backenzahns im Unterkiefer.

Klasse II bezeichnet eine Fehlstellung, denn der vordere Höcker des oberen ersten Backenzahns beißt vor das mittlere Grübchen des unteren ersten Backenzahns.

Klasse III bezeichnet ebenfalls eine Fehlstellung, bei der der vordere Höcker des oberen ersten Backenzahns hinter das mittlere Grübchen des unteren ersten Backenzahns beißt.
 

Risikofaktor II: Stress und psycho-emotionale Belastung als CMD-Ursache

Die heutige Leistungsgesellschaft ist verbunden mit einer erheblichen Zunahme der allgemeinen Stressbelastung. Viele Menschen neigen dazu, hohe berufliche oder familiäre Belastungen und Spannungen über das Kausystem abzureagieren. Beim unkontrollierten Knirschen und Pressen nachts aber auch tagsüber (Wachbruxismus), werden psycho-emotionale Belastungen verarbeitet. Der Volksmund spricht von „mit den Zähnen knirschen“ oder „die Zähne zusammenbeißen“, wenn unangenehme Gefühle oder Situationen verarbeitet werden müssen. Das können auch schwere Schicksalsschläge sein, wie der Verlust des Partners, Arbeitslosigkeit und Existenzängste sowie eine schwere Erkrankung.

In Studien konnte der ursächliche Zusammenhang von Stress und CMD nachgewiesen werden: Anhaltender Stress mit emotionaler Anspannung führt zur Verspannung der Muskulatur des Kausystems und damit zur Entstehung und Chronifizierung unterschiedlicher CMD-Symptome.

Besonders schwerwiegend wirkt sich Stress als CMD-Ursache aus, wenn eine seelische Belastung zu einer bereits schon länger bestehenden Zahnfehlstellung noch dazukommt. Häufig findet erst dann eine neuromuskuläre Dekompensation statt mit massiven Verspannungen und Verkrampfungen der Muskulatur und schmerzhaften Folgesymptomen an Kiefer und Gesicht.
 

Behandlungsansatz mit zwei Hauptzielen: Korrektur der Zahnfehlstellungen und Stressbewältigung

Da der Risikofaktor Zahnfehlstellung die zahnärztliche CMD-Diagnostik betrifft und auch der Faktor Stress erfahrungsgemäß sehr häufig als CMD-Ursache in Verbindung mit Zahnfehlstellungen steht, ist es Aufgabe von Zahnärzten und Zahnärztinnen, geeignete Therapieansätze vorzunehmen.

Eine Korrektur von Zahnfehlstellungen sollte von spezialisierten Zahnärzten als CMD-Therapeuten vorgenommen werden, die mit spezialisierten Zahntechnikern zusammenarbeiten, besonders wenn es um die prothetische Versorgung von Abrasionsgebissen geht. Die behandelnden Zahnärzte sollten die neurophysiologischen Zusammenhänge von Okklusion und Kiefergelenkposition kennen, um gelenknahe und gelenkferne Schmerzen und Symptome richtig zu interpretieren.

Da die Stellung der Zähne auch die Position der Kiefergelenke beeinflusst, ist es wichtig, Zahnfehlstellungen unter Berücksichtigung der physiologischen „zentrischen“ Kiefergelenkposition zu korrigieren.

Diesem Therapieziel wird das DROS® Schienentherapiekonzept gerecht, basierend auf der adjustierten DROS® Oberkiefer-Aufbissschiene. Das grundsätzliche Behandlungsziel besteht darin, nicht zueinander passende Zähne von Ober- und Unterkiefer durch eine individuelle Zahnschiene bzw. einen „Aufbissbehelf“ wieder passend zu machen und eine gleichmäßige Abstützung in Ober- und Unterkiefer zu ermöglichen.

Mit dem DROS®-Schienentherapiekonzept die Ursachen von CMD bei Zahnfehlstellungen und Stress ermitteln und eine Entspannung der Kaumuskulatur ermöglichen.
Mit dem DROS®-Schienentherapiekonzept die Ursachen von CMD bei Zahnfehlstellungen und Stress ermitteln und eine Entspannung der Kaumuskulatur ermöglichen.
Bildquelle: ©GZFA
 

Da Okklusionsstörungen in erster Linie Verspannungen der Kau- und Gesichtsmuskulatur verursachen können, ist es Hauptziel der Schienentherapie, zur Entspannung einer hyperaktiven Muskulatur im Kopf-, Gesichts- und Schulterbereich beizutragen. Bei erfolgreicher Schienentherapie werden häufig Sekundärbeschwerden, wie Kopfschmerzen und Migräne oder Tinnitus, gelindert oder geheilt.

Erst nach erfolgreichem Abschluss der Schienentherapie kann der Zahnarzt ermitteln, welche Maßnahmen notwendig sind, um Fehlstellungen der Zähne und Kiefergelenke dauerhaft zu beheben. Dies können z.B. prothetische Aufbaumaßnahmen, das Einschleifen von störenden Zahnkontakten, die Versorgung von Zahnlücken oder auch das Ersetzen von schlecht passenden Kronen oder Füllungen sein.

Sehr wichtig für den Behandlungserfolg sind zudem begleitende Maßnahmen zur Stressbewältigung und zur Muskelentspannung. Hilfreich ist auch die tägliche Selbstbeobachtung und Bereitschaft zu Verhaltensänderungen, besonders in Stresssituationen.
Ansprechpartner hierfür sind spezialisierte Physiotherapeuten, Osteopathen und ggf. Psychologen.

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