Zahnimplantation im Ausland: Nur mit Checkliste

Was Patienten vor einer Zahnersatzbehandlung im Ausland beachten sollten

Welche Faktoren helfen bei der Entscheidung?

Immer mehr Patienten, die Zahnersatz wie Brücken, Kronen, Zahnimplantate, Zahnprothesen etc. benötigen, interessieren sich für eine Zahnbehandlung im Ausland. Die Umsetzung allein von der Frage nach den Implantat-Kosten abhängig zu machen, sollte wohlüberlegt sein, denn grundsätzlich können Faktoren und Risiken auftreten, welche die geplante Kostenersparnis bei Zahnimplantationen im Ausland ins Gegenteil umkehren und die künstlichen Zahnwurzeln teurer als im Inland werden lassen. Dies ist vor allem bei Qualitätsmängeln der Fall.

Vor einer Reise ins Ungewisse, um sich einer Implantatbehandlung im Ausland zu unterziehen, sollten Patienten sich nicht nur über die Zahnersatzkosten informieren, sondern vor allem, ob die gewählte Zahnarztpraxis wirklich so vertrauenserweckend ist wie es sich auf Internet-Präsenzen oder bei spezialisierten Reiseveranstaltern liest.

Ästhetisch perfekte Zahnersatzversorgung aus dem deutschen Meister-Dentallabor.
Bildquelle: ©GZFA
 

Checkliste für die Auswahl der Zahnarztpraxis oder Zahnklinik im Ausland

Deshalb sind zentrale Faktoren bei der Auswahl der Zahnarztpraxis oder Zahnklinik im Ausland wichtig und sollten unbedingt beachtet werden. Die Checkliste liefert Anhaltspunkte zur Orientierung, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Entscheidung und die damit verbundenen Risiken des Zahntourismus liegen immer klar beim Patienten, denn – laut Bundeszahnärztekammer – muss der Patient selbst die Qualität des von ihm gewählten Zahnarztes oder Implantologen einschätzen. Die nötige Transparenz über Diagnose und Therapie ist aber nicht in allen Fällen vorab gegeben.

Feste dritte Zähne im Oberkiefer mit nur 4 Implantaten vom Spezialistenteam in Deutschland.
Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG
 

So sollten sich Patienten bei der Auswahl des Behandlers im Vorfeld genau über folgende Details erkundigen, sowohl was die Zahnarztpraxis, die Leistungen und die verwendeten Materialien für die Implantate betrifft:

Checkliste Zahnarztpraxis / Zahnklinik im Ausland

• Wie lange existiert die Zahnarztpraxis / die Zahnklinik bereits? Sofern ein langjähriges Bestehen vorgewiesen werden kann, spricht manches dafür, dass die Zahnbehandlungen erfolgreich sind.
• Hat die Zahnarztpraxis oder Zahnklinik einen Kooperationspartner in Deutschland in Wohnortnähe? Welche Leistungen übernimmt der Kooperationspartner?
• Bietet die Klinik eine kostenfreie und unverbindliche Erstberatung an? Diese Chance sollten Patienten nach Möglichkeit nutzen, um sich vor Ort ein Bild über die tatsächlichen Gegebenheiten zu machen.
• Welche Qualifikationen haben die Zahnärzte und Zahnärztinnen bzw. die Fachzahnärzte? Wie viele sind es insgesamt?
• Welche Sprache bzw. welche Sprachen dienen der Verständigung?

Zahnbrücke im Unterkiefer auf 4 Zahnimplantaten aus dem All-on-4^® Excellence Center.
Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG
 

Checkliste: Ausstattung und Standards Zahnarztpraxis / Zahnklinik im Ausland

• Über welche Ausstattung verfügt die Klinik? Sind Fotos / Videos der Technik vorhanden? Ist die Klinik durch anerkannte ISO-Zertifizierungen (oder eine TÜV-Prüfung) vertrauenserweckend? Welche Diagnosetechnik wird angeboten? Werden innovative Methoden zur exakten Planung von Implantationen (z. B. 3D-Implantologie mit Bohrschablonen, die Bohrwinkel und Bohrtiefe vorgeben) verwendet, die dem Patienten Sicherheit geben? Können bei der Diagnose (z. B. mit strahlungsarmer digitaler Volumentomographie) alle anatomischen Strukturen wie Nervenbahnen, Kieferhöhlen und Blutgefäße erkannt und die Abstände berücksichtigt werden?
• Wie bei jeder Zahnimplantatbehandlung muss der Zahnhalteapparat gewisse Voraussetzungen erfüllen und muss gesund sein, das heißt frei von Entzündungen (Gingivitis und Parodontose) und Karies sein. Es muss genug Kiefervolumen vorhanden sein. Auch die Kiefergelenksfunktion soll frei von Störungen und Erkrankungen, z.B. CMD sein. Wie wird dies alles vorab sichergestellt bzw. therapiert, wenn Patienten Vorerkrankungen haben?
• Welche Leistungen bietet die Zahnarztpraxis / die Zahnklinik an? Handelt es sich um die ganze Bandbreite an Diagnostik (z. B. Funktionsdiagnostik) und Versorgungsmöglichkeiten für festsitzenden Zahnersatz wie Brücken, Kronen, Implantate, aber auch begleitende Therapien wie Knochenaufbau, Wurzelkanalbehandlungen, Weichgewebemanagement etc.? Kann eine Vollnarkose angeboten werden?
• Welche Hygienestandards gibt es in dem Land und wie werden diese in der Zahnarztpraxis sichergestellt? In Zeiten von Covid 19 hat diese Frage einen noch höheren Stellenwert.

 
Checkliste: Qualität Zahntechnik, Materialien und Implantathersteller

• Ist ein eigenes Dentallabor vorhanden bzw. mit welchem zahntechnischen Labor wird zusammengearbeitet? Werden dort auch OP-Schablonen, die besonders im Frontzahnbereich für optimale Bohrwinkel und Bohrtiefen nötig sind, angefertigt?
• Welche Materialien werden für Zahnersatz verwendet? Welchen Qualitätsstandards entsprechen diese? Bei Implantaten ist die Implantatoberfläche - betreffend der Reinheit und der Struktur - äußerst wichtig für den Einheilprozess.
• Welcher Hersteller liefert die Implantate? Handelt es sich dabei tatsächlich um ein hochwertiges Produkt eines namhaften Implantat-Herstellers? Falls nicht, so sind Patienten für andere Zahnärzte nicht weiter therapierbar.
• Wird ein Implantatpass ausgestellt, in den alle wichtigen Angaben wie Hersteller des Zahnimplantats, Materialien, technische Daten etc. eingetragen werden?

 
Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse

• Sofern sich der Behandler innerhalb der Europäischen Union befindet, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die auch für Deutschland geltenden erstattungsfähigen Kosten, denn der Patient hat die freie Arztwahl. Allerdings sind die Kosten für Zahnimplantate und stationäre Klinikaufenthalte nur erstattungsfähig, wenn vor der Zahnbehandlung im Ausland ein Heil- und Kostenplan eingereicht wird. Das könnte bedeuten, dass man mehrmals reisen muss, zumal es nach Einreichung des Heil- und Kostenplans einige Tage dauern kann, bis man von der Krankenkasse Bescheid bekommt. Deshalb ist es empfehlenswert, sich im Vorfeld mit der eigenen Krankenversicherung genau abzustimmen.
• Sofern die Behandlung außerhalb der EU durchgeführt wird, beteiligt sich die gesetzliche Krankenversicherung nicht an den Kosten.
• Selbstverständlich sind die Reise- und Hotelkosten selbst zu zahlen.

 
Organisatorisches zur Reiseplanung und Sonstiges

• Man sollte daran denken, den eigenen Röntgen- und Allergiepass – falls vorhanden - zur Behandlung mitzubringen, außerdem eine Liste mit regelmäßig eingenommenen Medikamenten.
• Wichtig für die erfolgreiche Therapie im Ausland ist Organisatorisches für die Reiseplanung. Ist die Zahnarztpraxis gut erreichbar (z. B. mit dem Flugzeug, Bahn)? Benötigt man eventuell ein Visum? Welche Hotels gibt es, falls man nicht in der Klinik übernachtet?
• In Zeiten von Corona sollte auch bedacht werden, was beim Grenzübertritt beachtet werden muss bzw. ob der Patient nach Rückkehr in Quarantäne muss, wobei sich die Regeln allerdings innerhalb kurzer Zeit verändern können.

Auch wenn es verlockend ist, eine Art Rund-um-sorglos-Angebot eines spezialisierten Reiseveranstalters oder bei einer ausländischen Zahnklinik zu buchen, sollten Patienten nicht blind vertrauen und sich auch mit Problematiken wie Haftungsansprüchen, Gewährleistungen und möglichen Behandlungsfehlern auseinandersetzen.

Zahnbehandlungen im Ausland mögen zwar zunächst preisgünstiger erscheinen, aber wenn die Qualität nicht stimmt, kann es den Patienten teuer zu stehen kommen, wenn kostenpflichtige Nachbesserungen vorgenommen müssen oder Zahnersatz sogar ersetzt werden muss. Auch macht es bei sehr aufwändigen Therapien (z. B. Knochenaugmentationen), die einen kontinuierlichen Betreuungsbedarf über Monate voraussetzen, keinen Sinn, diese Therapie im Ausland durchführen zu lassen.

Alternativ zu preisgünstigen Angeboten zur Zahnbehandlung im Ausland bietet sich eine an den individuellen Zahnstatus angepasste Zahn-Zusatzversicherung an, die – je nach dem gewählten Tarif – den Eigenanteil für Implantate oder ästhetisch und funktionell hochwertigen festen Zahnersatz stark mindert.

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