Zahnbehandlungsangst und Zahnbehandlungsphobie

Zahnarztangst

Zahnbehandlungsangst und Zahnbehandlungsphobie


Gesundheitliche Folgen einer Zahnbehandlungsangst oder Zahnbehandlungsphobie

Welche zahnärztlichen Behandlungen können Ängste auslösen?

Zahnbehandlungsangst bzw. Zahnarztangst ist keine Einbildung, sondern eine anerkannte medizinische Erkrankung, die als spezifische Phobie von Zahnärzten und Psychologen sehr ernst genommen wird und inzwischen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt ist.

Je höher der Angstzustand des Patienten, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Betroffene die Angst verursachenden Situationen, also den Besuch beim Zahnarzt, komplett meidet. Ernsthafte Zahn- und Zahnbetterkrankungen mit Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit können die Folge sein.
Viele Angstpatienten gehen erst bei unerträglichen Zahnschmerzen in die Zahnarztpraxis, wenn der Leidensdruck riesig ist. Viele lassen sich dann unter Vollnarkose behandeln.

Einfühlsame Behandlung bei Zahnbehandlungsangst und Zahnbehandlungsphobie.
Einfühlsame Behandlung bei Zahnbehandlungsangst und Zahnbehandlungsphobie.
Bildquelle: ©MunichDent
 

Definition der Zahnbehandlungsangst und Zahnbehandlungsphobie

Glücklicherweise kann man heutzutage von schmerzfreien Behandlungen beim Zahnarzt ausgehen. Die moderne Zahnheilkunde bedient sich unterschiedlicher Methoden, den Schmerz komplett auszuschalten. Trotzdem haben viele Menschen vor dem Zahnarzttermin noch immer ein ängstliches Gefühl, sie gehen nicht gerne. Vermutlich kostet es fast jeden etwas Überwindung, denn es gibt schönere Freizeitbeschäftigungen als einen Besuch in der Zahnarztpraxis mit spezifischen Gerüchen und Geräuschen. Eine Zahnbehandlungsangst ist in gewissem Maß eine normale Reaktion auf eine nicht zu angenehme Situation. Auch der Gedanke des Ausgeliefertseins auf dem Zahnarztstuhl kann ein mulmiges Gefühl auslösen.

Zahnbehandlungsängste ist ein Sammelbegriff für alle psychologischen und physiologischen Ausprägungen eines Gefühls, das leicht bis störend sein kann, das aber noch keine krankhaften Ausmaße annimmt. Schätzungsweise haben 60 bis 80 Prozent der Menschen eine leichte bis mittelschwere Ausprägung, was jedoch nicht als Dentalphobie bezeichnet wird. Die Vernunft überwiegt, dass regelmäßige Zahnarzttermine notwendig sind und positive Auswirkungen auf die Zahn- und Allgemeingesundheit haben.

Man schätzt, dass bis zu 20 Prozent der Bevölkerung unter einer starken Angstausprägung leiden. Neben der Stärke der empfundenen Angst unterscheidet der Umgang des Betroffenen mit der Angst, ob es sich „nur“ um einen sehr ängstlichen Patienten handelt oder ob ein Patient unter Zahnbehandlungsphobie leidet. Dies ist ähnlich bei klassischen Phobien gegen Objekte, Tiere (z. B. Spinnen, Schlangen, Hornissen, Wespen) oder Situationen (z. B. Fahrstuhl fahren oder Fliegen): Jemand, der z. B. eine berechtigte Angst vor einer Schlange hat, muss noch keine Phobie haben.

Patienten, die von einer hochgradigen Zahnbehandlungsphobie betroffen sind, meiden den regelmäßigen Zahnarztbesuch. Etwa 5 Prozent tun alles, um die vermeintlich bedrohliche Situation komplett zu umgehen. 

Menschen mit einer krankhaften Zahnbehandlungsangst vernachlässigen damit ihre Zahngesundheitsvorsorge und gefährden damit langfristig ihre Zahn- und Mundgesundheit. Dies kann zu einem schlechten Zahnstatus und ernstzunehmenden Beschwerden führen. Patienten und Patientinnen mit einer Dentalphobie suchen häufig erst dann die Zahnarztpraxis auf, wenn sie unter massiven Zahnschmerzen leiden.
 

Angst vor der Spritze zur örtlichen Betäubung

Zugegeben: Es gibt Angenehmeres, als auf dem Zahnarztstuhl zu sitzen und sich eine Spritze zur örtlichen Betäubung geben zu lassen, aber die für die meisten Patientinnen und Patienten ist es im Gegensatz zu den Schmerzen das „kleinere Übel“. Manche Kinder und Erwachsene allerdings haben eine sogenannte Blut-Injektions-Verletzungsphobie, umgangssprachlich Spritzenphobie genannt.

Die Betroffenen brauchen nur eine Spritze zu sehen und bekommen Panik. Schätzungsweise sind zwei bis drei Prozent von einer Angst vor Spritzen betroffen.

Glücklicherweise gibt es heute wirksame Methoden zur Schmerzvermeidung bei Injektionen. Die Kanülen, die in der Zahnmedizin verwendet werden, sind sehr dünn.

Der Einstich der Lokalanästhesie-Spritze in die Schleimhaut ist kaum zu spüren. Darüber hinaus kann der Zahnarzt oder die Zahnärztin bei ängstlichen Patienten vor dem Einstich die Oberfläche der Schleimhaut betäuben. Hierfür werden Gels, Sprays oder Salben verwendet, die aufgetupft werden. Wenn sich die vorher behandelte Stelle taub anfühlt, wird der behandelnde Zahnarzt die Nadel ganz vorsichtig ansetzen und die Betäubung injizieren.
 

Alternativen zur Spritze bei Behandlungsangst

Betroffene können sich beraten lassen, ob eine Zahnbehandlung unter Lachgassedierung oder gar eine Behandlung unter Vollnarkose in Frage kommt, um die Spritze zu vermeiden. Auch eine zahnärztliche Behandlung unter Hypnose, was eine besonders sanfte und nebenwirkungsfreie Methode darstellt, ist denkbar. Außerdem kann eine gezielte Akkupunktur bei leichter Ausprägung der Angst helfen.

Eine Vollnarkose ist nicht in jeder Zahnarztpraxis möglich, aber Dental- oder Zahnkliniken sind in jedem Fall dafür ausgerüstet. Dann schläft der Patient und bekommt überhaupt nichts mit. Eine Vollnarkose wird von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt, wenn ein Facharzt die Zahnbehandlungsphobie bestätigt. Es gibt auch Zahnzusatzversicherungen, die derartige Kosten in ihre Leistungen einschließen.
 

Angst vor einer Betäubungsmittelallergie

Eine echte Betäubungsmittelallergie ist äußerst selten, wobei körperliche Reaktionen auf eine örtliche Betäubung nicht damit verwechselt werden sollten. Manche empfindlichen oder gestressten Patientinnen und Patienten reagieren auf eine Lokalanästhesie mit Symptomen wie Übelkeit, Kreislaufabsacken, Hautausschlägen, Fieber oder mit Kontrollverlust über ihren Körper. Die Betroffenen sind von einer Betäubungsmittelallergie überzeugt. Meist sind die Reaktionen jedoch psychisch bedingt und haben ihre Ursache in einer Dental- oder Spritzenphobie.

Es gibt allerdings auch seltene Fälle von körperlichen Reaktionen auf Zusatzstoffe (z. B. Konservierungsstoffe) in den Betäubungsmitteln. Um sich Klarheit darüber zu verschaffen, sollte ein Allergietest durchgeführt werden.

Selbstverständlich wird der Zahnarzt oder die Zahnärztin vor jeder Zahnbehandlung ein ausführliches Anamnesegespräch führen. Dazu gehört auch, das geeignete Betäubungsmittel zu finden. So gibt es Wirkstoffe, die mit anderen Medikamenten (z. B. Herz-Kreislauf-Mittel oder Asthmamedikamente) nicht harmonieren oder den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Selbst Schwangere müssen bei einer dringend notwendigen Zahnbehandlung nicht auf eine Betäubung verzichten. Bei der Auswahl des richtigen Medikaments zur Lokalanästhesie wird der Behandler auf die Krankengeschichte Rücksicht nehmen und im Zweifelsfall interdisziplinär mit dem Haus- oder Facharzt zusammenarbeiten, um negative Reaktionen zu vermeiden.
 

Angst vor dem Bohrgeräusch

Auf das Bohrgeräusch beim Zahnarzt reagieren manche Patientinnen und Patienten mit Angst. Für manche Menschen ist das Geräusch fast schon unerträglich, andere bekommen Gänsehaut oder werden ganz blass um die Nase. Eigentlich ist es nicht das Geräusch selbst, sondern das Bohrgeräusch ruft Assoziationen hervor. Negative Gedanken und Gefühle kommen hoch, eine schmerzhafte Erinnerung im Zusammenhang mit dem Geräusch entsteht.

Wer den Bohrer nicht hören kann oder will, für den gibt es eine ganz einfache Maßnahme: Kopfhörer aufsetzen und das Bohrgeräusch mit Musik oder einem spannenden Hörbuch übertönen. Manche Zahnärzte bieten den Patienten auch an, eine Videobrille aufzusetzen, um effektiv von den Behandlungsgeräuschen abzulenken.


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