Karies-Sprechstunde: Wann muss der Zahnarzt bohren?
Was erfahre ich in der Karies-Sprechstunde?

Bildquelle: ©Univ.Prof.in Dr.in Katrin Bekes, Universitätszahnklinik Wien, Fachbereich Kinderzahnheilkunde
Karies frühzeitig erkennen und behandeln
Kariesbakterien wandeln den in der Nahrung vorhandenen Zucker in eine aggressive Säure um, die die Zahnhartsubstanz angreift und zersetzt. Das sprichwörtliche Loch im Zahn entsteht aus einer Kombination aus falscher bzw. zuckerhaltiger Ernährung und mangelnder Zahn- und Mundhygiene. Wenn sich ein Biofilm-Belag (Plaque) auf den Zähnen bildet, in dem sich kariogene Erreger festsetzen, so wird zunächst die oberste Zahnschmelzschicht entmineralisiert und greift dann über auf die tieferen Schichten. Ohne Behandlung breitet sich Karies auf jeden Fall weiter aus.
Wann muss gebohrt werden?
Der Zahnarzt oder die Zahnärztin setzt den Bohrer an, wenn sich die Kariesbakterien bereits vorgearbeitet und ein Loch in die Zahnhartsubstanz gefressen haben. Der geschädigte Bereich wird komplett entfernt, gesäubert, desinfiziert und – je nach Schädigung – mit einer Füllung versehen oder bei schweren Defekten auch mit einer Überkronung versorgt. Hierfür gibt es diverse Füllmaterialien wie z. B. Amalgam, Glasionomerzement, Komposite oder auch Gold. Die Anwendung sowie Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Materialien werden in der Karies-Sprechstunde erläutert.
Das Ziel ist es, den Zahn zu erhalten und die Kaufunktion optimal mit ansprechender Ästhetik wiederherzustellen. Um craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Biss perfekt passt, d.h. die Füllungen müssen exakt passen und dürfen keine Frühkontakte auslösen. Schon eine einzige nicht passende Zahnfüllung oder schlecht sitzende Krone, Inlay oder Onlay können eine Kaufunktionsstörung und damit CMD-Symptome auslösen. Der behandelnde Zahnarzt stellt durch präzises Arbeiten, feinstes Einschleifen und Polieren den korrekten Sitz der neuen Füllung sicher. Meist reicht eine Sitzung in der Zahnarztpraxis aus, um den kariösen Zahn zu versorgen.
Bei sehr starker Karies-Zerstörung kann es allerdings vorkommen, dass der Zahn komplett entfernt werden muss.
Kann man ohne Bohren etwas dagegen tun?
Ja, wenn man Karies frühzeitig erkennt: Im Anfangsstadium kann man den Stoffwechsel der Bakterien durch eine Ernährungsumstellung und vermehrtes Zähneputzen mit Verwendung von fluoridhaltiger Zahncreme oder bestimmten Fluoridpräparaten hemmen. Dadurch werden die Remineralisierung angeregt und die oberste Zahnschmelzschicht gehärtet.
Was ist Kariesinfiltration?
Die Kariesinfiltration ist ein schmerzfreies Verfahren, um Initialkaries – also beginnende Karies – ohne Bohren zu stoppen. Hat die Phase der Demineralisierung eingesetzt, so bilden sich kleine Poren im obersten Zahnschmelz. Bevor jedoch tatsächlich ein Loch im Zahn entsteht, wird ein dünnflüssiger Kunststoff aufgebracht, der sich in die Poren verteilt. Durch diese Infiltration verhindert der ausgehärtete Kunststoff das weitere Vordringen der Kariesbakterien.

Bildquelle: ©MunichDent
Kann man Karies vorbeugen?
Zuckerfreie Ernährung ist die effektivste Schutzmaßnahme gegen Karies, das beginnt bereits im Kindesalter, wenn noch das Milchzahngebiss vorhanden ist. Der Kinderzahnarzt kann darüber hinaus kleine Rinnen und Furchen auf der Kaufläche der Backenzähne mit einem speziellen Kunststoff versiegeln. Man nennt dies Fissurenversiegelung.
Neben der gründlichen häuslichen Mund- und Zungenpflege sollten außerdem neben Kontrollterminen beim Zahnarzt ein- bis zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden, um Zahnbeläge und Zahnstein zu entfernen. Damit wird es den Bakterien viel schwerer gemacht, sich an den Zähnen festzusetzen und Schaden anzurichten. Speziell dafür ausgebildete Dentalhygienikerinnen führen die professionelle Zahnreinigung durch und geben zudem Pflege- und Ernährungstipps.
Wer hält die Karies-Sprechstunde?
Die Karies-Sprechstunde wird von Zahnärzten und Zahnärztinnen durchgeführt, die auf ästhetische Zahnheilkunde spezialisiert sind.
Patienten, die kleinere Defekte ohne Brücken- oder Kronenversorgung behandeln lassen wollen, wenden sich gerne auch an Zahnärzte und Zahnärztinnen in Composite-Praxen, um alle Fragen in der Karies-Sprechstunde zu klären.