Zahntourismus ins Ausland: Lohnt sich das?

19. Februar 2021
Pressemeldung

Zahntourismus ins Ausland: Lohnt sich das?


Zahnloser Kiefer: loht sich der Zahntourismus ins Ausland?
Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG

Auslandszahnbehandlung contra Zahnersatz von Implantat-Spezialisten in Deutschland

Qualitätsmängel bei Zahnbehandlungen im Ausland können die vermeintliche Kostenersparnis im Vergleich zu der perfekten Versorgung mit hochwertigen Zahnimplantaten von spezialisierten Zahnärzten und Implantologen in Deutschland komplett zunichtemachen. Obwohl manche Anbieter aus dem Ausland (u. a. aus Ungarn, Polen, Asien, der Türkei etc.) höchste Qualität für Zahnimplantate zu Schnäppchenpreisen in einem tollen Urlaubsland versprechen, sollte gründlich hinterfragt werden, was wirklich dahintersteckt und welche Risiken der Patient mit seiner Entscheidung für eine ausländische Zahnklinik oder Zahnarztpraxis eingeht und selbst trägt.
 

Versorgung mit Zahnimplantaten im Ausland: Risiken und Kosten

Wer wünscht sich nicht ästhetisch schöne und gesunde Zähne? Das perfekte Lächeln ist heute dank der modernen Prothetik in jedem Alter möglich. Feste Zähne verhelfen zu einem jugendlicheren Aussehen und schenken Lebensqualität. Die Kosten für Zahnimplantate übersteigen jedoch häufig das selbst gesetzte Budget, so dass für viele Patienten und Patientinnen der Gedanke verlockend ist, sich Implantate im Ausland einsetzen zu lassen und dabei Geld zu sparen.

Wer jedoch nur an die Kosten denkt, kann die Zahngesundheit aufs Spiel setzen, die auch Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit hat. Es gilt also, die Risiken gegen den Nutzen abzuwägen. Um hierzu in der Lage zu sein, sollte man allerdings die Fakten im Ausland kennen und wissen, worauf man sich einlässt. Laut Aussage der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) liegen keine aktuellen Studien über die Behandlungsqualität im europäischen (geschweige denn im außereuropäischen) Ausland vor. Deshalb muss der Patient – meist als Laie – die Qualität der Zahnbehandlung inklusive der verwendeten Materialien selbst einschätzen. Genau hierin liegt ein nicht zu unterschätzendes Risiko.

All-on-6 - Behandlungskonzept: Zahntourismus ins Ausland - Lohnt sich das?
All-on-6 - Behandlungskonzept: Zahntourismus ins Ausland - Lohnt sich das?
Bildquelle: ©GZFA
 

Warum sind Zahnbehandlungen im Ausland preisgünstiger als in Deutschland?

In erster Linie machen die geringeren Kosten der Praxisführung den Hauptunterschied aus. Dabei geht es allerdings nicht um die reinen Personalkosten, sondern auch um die technische Ausstattung der Zahnklinik oder Zahnarztpraxis im Ausland und um alle Kosten, die mit der Einhaltung von Qualitätsstandards im Zusammenhang stehen.

So unterliegen Zahnarztpraxen in Deutschland zum Beispiel sehr strengen Hygienevorschriften, die vom Robert-Koch-Institut (RKI) ausgearbeitet wurden. Ebenso müssen beim Röntgen besonders hohe Qualitätssicherheitsstandards eingehalten werden. Laut der BZÄK sind diese hohen Anforderungen nicht überall gültig bzw. deren Umsetzung wird nicht ausreichend kontrolliert.

Ebenfalls zu Buche schlagen die geringeren Kosten für die zahntechnischen Leistungen im Ausland. Während in Deutschland eine hochwertige Ausbildung zum Zahntechniker Voraussetzung für das Anfertigen von Zahnersatz darstellt, werden im Ausland oft angelernte Mitarbeiter dafür eingesetzt, da es nirgendwo eine vergleichbare Ausbildung – und damit in dieser Handwerkskunst erfahrene und qualifizierte Fachkräfte - gibt.

Letztendlich sind die verwendeten Materialien für künstliche Zahnwurzeln bzw. deren Herstellungskosten billiger. Häufig jedoch weicht das Material ebenfalls von deutschen Qualitätsstandards ab, was die Haltbarkeit verkürzen kann. Außerdem werden oft Produkte von unbekannten Implantatherstellern verwendet, was eine Weiterbehandlung bei anderen Zahnärzten erschwert, falls Probleme auftreten. Dieses Vorgehen drückt zwar den Preis nach unten und verkürzt die Behandlungszeit im Ausland, aber birgt das Risiko, dass das Zahnimplantat schlecht sitzt oder sogar allergische Reaktionen beim Patienten hervorruft.

Gute Qualität ist meist mit dem bloßen Auge nicht sichtbar. So ist auch die Oberflächenqualität von Implantaten extrem wichtig für den Einheilprozess. Kleinste Partikel, die von Verunreinigungen während der Herstellung und der Verpackung auf der Oberfläche haften bleiben, können die Zahn- und Mundgesundheit gefährden und Einfluss auf die Allgemeingesundheit nehmen. Implantate dürfen nur in keim- und partikelfreien Reinräumen gefertigt und verpackt werden. Die von deutschen Zahnärzten, Zahnärztinnen, Implantologen und Implantologinnen verwendeten Zahnimplantate stammen in aller Regel ausschließlich von namhaften Herstellern, die wissenschaftliche Studien zu Verträglichkeit, Belastbarkeit und Langlebigkeit vorweisen können.
 

Welche Kosten übernimmt die gesetzliche Krankenkasse für Zahnbehandlungen im Ausland?

Außerhalb der Europäischen Union übernimmt die gesetzliche Krankenkasse keinerlei Leistungen, nicht einmal eine Notfallversorgung. Der Reisende sollte für den eigenen Schutz im Notfall eine Auslandskrankenversicherung abschließen.

Innerhalb der Europäischen Union hat der Patient die freie Arztwahl. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt hier die gleichen Leistungen wie im Inland, also für die Grundversorgung. Für eine gewünschte höhere Versorgung gibt es Festzuschüsse. Zahnimplantate gehören nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkasse. Sofern sie sich in gewissem Umfang daran beteiligt, muss vor Beginn der Behandlung ein Heil- und Kostenplan des Zahnarztes vorliegen. Dies gilt auch bei einem geplanten stationären Aufenthalt in einer Zahnklinik in Europa.

Egal, um welches Land es sich handelt, der Patient wird zunächst als Selbstzahler behandelt und muss die Rechnung direkt begleichen, bevor er diese bei der Krankenversicherung einreicht, um den zuschussfähigen Anteil zurückerstattet zu bekommen.

Selbstredend übernimmt die gesetzliche Krankenkasse keinerlei Reisekosten.
 

Wie sieht es mit den Haftungsansprüchen und Garantiefragen für Zahnbehandlungen im Ausland aus?

Schmerzensgeld- und Schadensersatzansprüche richten sich ausschließlich nach dem geltenden Recht des Behandlungsortes. Haftungsansprüche bei Behandlungsfehlern müssen am Behandlungsort durchgesetzt werden.

Eine allgemeingültige Aussage zur Garantie und Gewährleistung kann – laut der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) – aufgrund der unterschiedlichsten Rechtslagen in den EU-Staaten nicht getroffen werden. Der Reisende sollte sich im Vorfeld darüber informieren.

Zahnärzte in Deutschland sind bei im Ausland angefertigten Implantaten nicht zu Nachbesserungsarbeiten verpflichtet, ausschließlich zu einer Notfallversorgung. Sofern ein Problem auftritt und der ausländische Zahnarzt nicht mit einer Praxis in Deutschland zusammenarbeitet, wäre eine erneute Reise ins Land der Behandlung notwendig, um Schadensbegrenzung zu machen.
 

Was ist bei Zahnbehandlungen im Ausland noch zu bedenken?

Das Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Patient fehlt normalerweise, weil die beiden sich aufgrund der Distanz nicht kennen. Auch ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahn- bzw. Fachzahnarzt mit anderen Fachärzten (z. B. Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Neurologen, Orthopäden etc.) erschwert bzw. nicht möglich, falls Symptome einer Erkrankung (z. B. CMD) vorliegen, die gemeinsam abgeklärt werden sollten. Es gehört viel Mut dazu, blind zu vertrauen und die Zahngesundheit – und evtl. sogar die Allgemeingesundheit - in fremde Hände zu legen. Häufig kommt die Sprachbarriere hinzu, die Kommunikation ist erschwert. Eine Internetpräsenz oder Reiseprospekte können die Zahnklinik und die technische Ausstattung im besten Licht darstellen. Vor Ort kann das anders aussehen.

Es wird zwar damit geworben, die Zähne während eines Urlaubs im Ausland behandeln zu lassen, aber ob dieser Urlaub bei längeren Therapien wirklich Erholungswert hat, das sei dahingestellt. Für Patienten, die noch im Berufsleben stehen, sind die Urlaubstage pro Jahr begrenzt. Das kann bedeuten, dass die Behandlungsdauer verkürzt werden muss und eventuell mögliche Vorerkrankungen weder erkannt noch behandelt werden. Besonders kritisch wird dies bei Parodontose oder vorliegender CMD (craniomandibuläre Dysfunktion), da hier langwierige Therapien nötig sind. Ebenso sind für viele Eingriffe wie zum Beispiel bei Zahnimplantaten Nachsorgetermine Voraussetzung für die erfolgreiche Behandlung.

Die organisatorische Planung obliegt dem Patienten, was sich in Pandemie-Zeiten aufgrund von speziellen – und sich ständig verändernden - Regeln zu Grenzübertritt, Quarantäne oder Nachweis eines negativen Covid-19-Tests als schwierig erweisen kann.
 

Fazit:

Die vermeintliche Kostenersparnis bei Zahnbehandlungen im Ausland kann sich bei Qualitätsmängeln und möglichen Folgekosten für Nachbehandlungen oder Neuanfertigung von Zahnersatz schnell ins Gegenteil wandeln. Laut der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) muss der Patient – meist ein Laie – selbst die Qualität der zahnärztlichen und zahntechnischen Leistungen einschätzen, was das Risiko erhöht.

Wichtige Faktoren wie Zahnarzt-Patienten-Vertrauensverhältnis, die Einhaltung von hohen gesetzlichen Qualitäts- und Hygienestandards, optimale Praxisausstattung für Diagnostik (z. B. Funktionsdiagnostik) und Therapie, hochwertiger Zahnersatz aus dem zahntechnischen Meisterlabor und Wohnortnähe zum behandelnden Zahnarzt sprechen für die Experten und Expertinnen (wie z. B. Implantologen, CMD-Zahnärzte, Oralchirurgen etc.) in Deutschland.
 

Tipps:

Für Patienten, die all die Vorteile der wohnortnahen Zahnarztpraxis in Anspruch nehmen wollen und gleichzeitig den Eigenanteil bei Implantatbehandlungen oder anderem festsitzenden Zahnersatz minimieren möchten, ist es ratsam, eine Zahnzusatzversicherung abzuschließen.


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