Implantate - ästhetisch, sicher und minimalinvasiv

27. Oktober 2005
Implantologie

Implantate - ästhetisch, sicher und minimalinvasiv


Die Entwicklung der Implantologie orientiert sich an Wünschen moderner Patienten, und deren Erwartungen sind aufgrund der Berichterstattungen in den Medien hoch gesteckt. Dem können Zahnärzte und Zahntechniker heute dank technischer Innovationen, minimalinvasiver Behandlungsmethoden sowie ästhetischer Sofortlösungen mehr und mehr entsprechen.   Natascha Brand

Implantate - ästhetisch, sicher und minimalinvasiv!

Implantate - ästhetisch, sicher und minimalinvasiv!
Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG

Eine implantatgetragene Versorgung ist heute kein Hexenwerk mehr, sondern reiht sich in die Bereiche Gesunderhaltung, Wellness und Ästhetik ein. Obwohl viel Know-How, Wissen und Erfahrung sowohl von chirurgischer, prothetischer als auch zahntechnischer Seite dahinter stehen, zählen implantologische Eingriffe und die dazugehörenden Leistungen bereits in vielen Praxen und Dentallaboren zur Standardversorgung und werden auch als solche dem Patienten kommuniziert. Entsprechend dieser Vorgab erwartet der aufgeklärte Patient, dass er einerseits während der Behandlungszeit wenig in seiner Lebensqualität eingeschränkt wird und andererseits eine deutliche Steigerung seiner Lebensqualität und seiner ästhetischen Erscheinung nach der Behandlung erfährt. Implantatgetragene Rekonstruktionen umfassen heute ein großes Indikationsspektrum, angefangen von Einzelzahnversorgungen auf Keramikaufbauten mit hohem ästhetischem Anspruch über Brücken bis hin zur kostengünstigen Stabilisierung einer Totalprothese mit vier stegverblockten, sofortbelasteten interforaminären Implantaten können heute innerhalb kurzer Zeit realisiert werden.

Innovative Produkte unterstützen die Weiterentwicklung

Generell geht der Trend dahin, die Behandlung zu vereinfachen und zu verkürzen sowie prothetische Versorgungen sicher und vorhersagbar zu gestalten. Materialien und Konzepte stehen genauso im Fokus wie Instrumente zur Unterstützung des Implantologen, sowohl bei den chirurgischen Eingriffen als auch bei der Implantatinsertion selbst, dabei müssen die Osseointegration und der Langzeiterfolg der Rehabilitation gesichert sein, Zahnärztin Ricarda Jansen, Leitrein des Wissenschaftsrats, DENTSPLY Friadent: "Es gibt Mikrosägen zur leichten und sicheren Entfernung von Knochenblöcken für umfangreiche Augmentationen mit Eigenknochen. Die Implantate sind so optimiert worden, dass sie auch in schlechtem, also weichem Knochen primärstabil gesetzt werden können. Die spezielle Oberflächentopographie, wie sie etwa durch Strahlen und Hochtemperatur-Ätzen (BioPoreStructuring) erreicht wird, unterstützt die initiale Osseointegration und erhöht den Knochen-Imlantat-Kontakt (Bone-implant-contact, BIC). Durch die Etablierung von Sofortversorgungen, aber auch anderen Konzepten wie progressive Loading und die hohen ästhetischen Ansprüche , die ein effizientes Weichgewebsmanagement fordern, werden im Labor auch zunehmend provisorische Versorgungen auf entsprechenden Aufbauten mit zugehöriger Klappe hergestellt.

Navigation schafft vorhersagbare Ergebnisse

Als Meilenstein in der Implantologie hat sich das navigierte Implantieren erwiesen, denn dieses Verfahren spart Zeit und Kosten und darüber hinaus ermöglicht es ästhetische vorhersagbare Ergebnisse. Da die prothetische Wunschversorgung bei der Planung bereits berücksichtigt wird, stehen die Implantate genau an der Stelle, an der sie benötigt werden. Zudem minimiert dies die Gefahr für den Implantologen, Risikostrukturen wie zum Beispiel Nerven oder Nachbarzähne zu treffen und somit zu verletzen. Dazu Florian Schober, Geschäftsführer med3D AG, Zürich, dessen Systeme Implantologen und Zahntechniker bereits in elf Ländern einsetzen: "An sich ist die Bohrschablone ohne Computerplanung nichts neues. Viele Chirurgen verwenden sie bisher nur, um grob die prothetische Anfangsbohrposition zu bestimmen. Auf Grund der Sicherheitsmarken und des Kontrollbrettes ist unser Verfahren der computergeplanten Schablonen mittlerweile jedoch so sicher, dass einige innovative Implantologen begonnen haben, neue Behandlungsmethoden zu entwickeln, wie zum Beispiel minimalinvasives Implantieren. Hier vertraut der Chirurg bei Implantatbettaufbereitung ganz auf die mechanische Führung der Schablone und die unterschiedlich großen Hülsen, ohne vorher großflächig aufzuklappen. Dadurch entstehen dem Patienten weniger Schwellungen und weniger Schmerzen - das spricht sich herum." Der Züricher Ingenieur beobachtet einen Trend hin zur Bohrschablone, da sie sich als Kommunikationsinstrument im Behandlungsteam ausgezeichnet bewährt. Sie bündelt das relevante Wissen von Radiologe, Implantologe, Prothetiker und Zahntechniker. So enthält jeder im Team von der vorgelagerten Stelle die Information aus der Schablone, die er benötigt ohne aufwendige Abstimmung.

Zahnarzt und Zahntechniker - ein starkes Team

Die Zeiten scheinen vorbei, in denen der Chirurg eröffnet, blind dort implantiert wo Knochen vorhanden ist und dem Patienten damit so genannte sleeping implants beschert, die sich nicht in ein prothetisches Konzept umsetzen lassen. Die Entwicklungen innerhalb der Implantologie zeigen, dass der Zahntechniker nicht mhr nur als ausführender Handwerker betrachtet wird, der am Ende der Behandlungskette letztendlich vor einer nahezu unlösbaren prothetischen Aufgabe steht, sondern dem bereits bei der Planung und der Patientenkommunikation wichtige Funktionen zukommen. "Ob Zahnimplantat, Freiendsituation oder zahnloser Kiefer, grundsätzlich sollte vom Labor eine Wax-up oder Set-up erstellt werden. Aus der Vorausplanung wird eine backword-planning, dass erleichtert die einzelnen Arbeitsschritte der späteren endgültigen prothetischen minimalinvasiven Versorgung. Gerade im Frontzahnbereich ist die Planung wichtig der roten und weißen Ästhetik", so ZT Franz Weiß, München. Auch die Kommunikation gestaltet er aktiv mit. Da viele Patienten durch die Medien verunsichert sind, bietet er individuelle Beratung an: Sofortimplantation oder nicht, Kosten, Kontraindikationen, welche prothetische Versorgungsmöglichkeiten und vieles mehr sind Fragen, die er detailliert mit den Betroffenen erörtert.

Mehr Mitsprache erfordert mehr Kompetenz

Der Zahntechniker benötigt heute im Vergleich zur Vergangenheit auch zahnmedizinische und implantologische Kenntnisse. So stellt Dr. Marc Hausamen, Implantologe und Prothetiker, München, gewisse Ansprüche an seine Laborpartner: "Der Zahntechniker sollte zum einen wissen, wie sich ein Implantat im Knochen verhält, welche Druckbelastung darauf einwirken kann, damit er bereits im Vorfeld den Zahnarzt beraten kann, wie viele Implantate in der entsprechenden Situation für einen langfristigen Erfolg benötigt werden. Zum anderen sollte er sich im Weichgewebsmanagement auskennen, das heißt Wissen, welche Abstände er einhalten muss, um die Papillen in der richtigen Position zu erhalten oder zu züchten und wie viel Druck ein Brückenglied auf die Schleimhaut ausüben muss, damit sich diese natürlich an den Pontic anschmiegt. All diese Kenntnisse muss er in ein Konzept integrieren können." Für den Münchner Implantologen sind die Aufgaben klar verteilt: "Dem Zahnarzt obliegt neben der Verantwortung gegenüber dem Patienten der chirurgische Teil und die Kontrolle der Ästhetik sowie Okklussionskonzept. Für alles andere sollte der Zahntechniker verantwortlich zeichnen."

Trend zur vorher fertig gestellten individuellen Rekonstruktion

Aufgrund der fortschreitenden technischen Verbesserungen, insbesondere bei den bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie wird die implantologische Planung am Bildschirm weiter wachsen. Operationen sowie prothetische Versorgungen können immer exakter vorbereitet werden. Mittelfristig ermöglicht diese Entwicklung dem Zahntechniker provisorische Versorgungen, einzelne prothetische Komponenten oder gar große Teile der finalen Arbeit bereits vor der Implantation herzustellen, was dem Patientenwunsch nach einem kurzen, schmerzarmen und minimalinvasiven Behandlungskonzept entspricht. Hinzu kommen die Möglichkeiten des Labors mit Hilfe der CAD/CAM-Technik, individuelle Abutments oder Suprakonstruktionen metallfrei aus Zirkonoxid zu gestalten, was mehr Freiraum für ästhetische, biokompatible Lösungen schafft.

(Erschienen in ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor, 8. Jahrgang, September 2005. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der OEMUS Media AG.)

  Dr. Marc Hausamen
Zahnarzt für Oralchirurgie, München

Tätigkeitsschwerpunkte: Implantologie, Parodontologie und Mikrochirurgie, Rekonstruktion bei Knochendefekten, ästhetischer Zahnersatz

Was ist State of the Art in der Implantologie?

Im Vorfeld einer implantologischen Versorgung muss eine ausreichende Diagnostik betrieben werden. Dazu gehört, dass man Patientensituationsmodelle erstellt und in Zusammenarbeit mit dem Zahntechniker eine Analyse durchführt, um zu ermitteln, ob die Lösung, die man anstrebt, auch durchführbar ist. Ganz wichtig ist es im Vorfeld Röntgenaufnahmen zu fertigen, um Nervenschädigungen oder falsch positionierte Implantate zu vermeiden.

Welche chirurgischen, diagnostischen und therapeutischen Verfahren sollten bei einer implantologischen Versorgung eingesetzt werden?

Bei einer Einzelzahnversorgung genügen ein Röntgenbild und eine -schablone. Handelt es sich jedoch um eine größere Versorgung, ist eine umfangreiche Diagnostik unumgänglich. Früher hat der Chirurg das Gebiet eröffnet und dort implantiert, wo Knochen vorhanden war. Das stellte den Zahntechniker vor vollendete Tatsachen. Wir hingegen arbeiten heute sehr eng mit unseren Zahntechnikern zusammen. Ich bin sowohl Prothetiker als auch Chirurg, das bedeutet, dass ich den Fall prothetisch und chirurgisch planen kann. In komplexen Fällen erstellen wir zunächst eine Funktionsanalyse, artikulieren die Modelle gelenkbezüglich ein, der Zahntechniker stellt die geplante prothetische Versorgung in Wachs auf, und danach wird das angestrebte Ergebnis mit dem Patienten besprochen. Um sicherzugehen, wird dann die prothetische Versorgung in eine CT-Schablone überführt. Der Patient geht damit zum Radiologen, der die CT-Aufnahmen der Schablone durchführt und mir die Rohdaten anliefert. Diese bearbeite ich am Computer und plane dann den implantologischen Eingriff auf Grundlage des vorher vom Zahntechniker angefertigten Wax-up. Somit können wir ganz genau sehen, wie viel Implantate benötigt werden, ob eine festsitzende, bedingt abnehmbare oder eine teleskopierende Versorgung indiziert ist.

Welche Vorarbeit kann das Labor leisten?

Der Zahntechniker kann insbesondere bei der Patientenkommunikation behilflich sein, indem er im Vorfeld ein genaues Wax-up erstellt, auf dessen Grundlage wir mit dem Patienten diskutieren können. Ohne das Labor könnten wir nicht implantieren, denn dazu benötigen wir eine exakt reponierbare Schablone, in die zwei Sicherheitsmarkierungen eingearbeitet werden, damit es nicht zu Überstrahlungen kommt. Diese Vorarbeiten und Gespräche mit dem Techniker sind sehr wichtig, damit die prothetische Versorgung analog der Planung umgesetzt werden kann. Der chirurgische Eingriff selbst sowie der Knochenaufbau sind heute Standard geworden. Viel wichtiger ist es, wie die endgültige Arbeit aussehen soll. Dann wird man bei Implantaten auch keine Misserfolge haben.

  Franz Weiß
König & Weiß Dentaltechnik GmbH München

Tätigkeitsschwerpunkte: Implantologische Versorgungen, Implantatdiagnostik mit 3-D-Software, Herstellung von 3-D-Navigationsbohrschablonen, CMD-Diagnostik, Funktions- und Kiefergelenkanalyse, CAD/CAM-Technologie

Was ist State of the Art bei implantologischen Rekonstruktionen?

Wir betrachten das "navigierte Implantieren" mithilfe einer Bohrschablone als State of the Art, wenn es um implantologische Versorgungen geht. Sie ist eine echte Innovation der Zahnimplantologie.

Welche technischen, bildgebenden diagnostischen Verfahren sollten bei einer implantologischen Versorgung zum Einsatz kommen, speziell im Hinblick auf die zu fertigende Prothetik?

Die Platzierung von Zahnimplantaten im Kieferknochen erfordert eine sorgfältige Planung. Neben den herkömmlichen zweidimensionalen Röntgenbildern bietet, wie bereits eingangs erwähnt, die moderne Zahnmedizin inzwischen zusätzlich die Möglichkeit der computerunterstützten 3-D-Planung und Diagnostik. Für diesen Zweck wurden Bohrschablonen entwickelt, die individuell für jeden Patienten entworfen und in einem speziellen Prozess gefertigt werden - passend zum Knochen, Zahnfleisch und Restbezahnung. Die Schablone führt der Bohrer exakt und im richtigen Winkel zur korrekten Position und darüber hinaus wird die Operationszeit minimiert. Im Hinblick auf die Prothetik bietet dieses Verfahren eine zusätzlich Sicherheit. Ist ein Implantat exakt gesetzt, steht der ästhetischen prothetischen Versorgung nichts mehr im Weg. Auch in forensischer Hinsicht wird die 3-D-unterstützte Planung an Bedeutung gewinnen.

Welche neuen Aspekte hinsichtlich der zahntechnischen Verantwortung birgt eine Zusammenarbeit im Behandlungsteam heut im Vergleich zur Vergangenheit?

Bei allen Innovationen der modernen Zahnmedizin muss das Labor in der Lage sein, diese auch umsetzen zu können. Was nutzt das Implantieren mittels einer Bohrschablone, wenn das Labor nicht über die notwendige Technik, wie z.B. eine 3-D-Planungssoftware, verfügt. Das Gleiche gilt für das CAD/CAM-Verfahren, z.B. bei der Herstellung von individuellen Abutments. Um den Zahnärzten diese Leistung anzubieten, mussten wir uns regelmäßig fortbilden und natürlich auch kräftig investieren, sowohl Zeit als auch finanziell in neue Fertigungsmöglichkeiten. Eine gute, ästhetische, prothetische Versorgung ist heute nur in enger kommunikativer Zusammenarbeit wischen Zahnarzt, Labor und der Industrie möglich.

Weitere Informationen im IMPLANTOLOGEN NETZWERK für computergestützte Zahnimplantation.

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