Was kann zu Tinnitus führen? Zahnmedizinische Sichtweise
Ursachen für Hörgeräusche und Tinnitus
Kaufunktionsstörung: Der dentale Risikofaktor für die Entstehung von Tinnitus
Während man früher eher pauschalierte und davon ausging, dass Tinnitus meist durch Durchblutungsstörungen und / oder Stress ausgelöst wird, sind die Mediziner heute weit differenzierter. Eine Vielzahl verschiedenster Faktoren kann einen Tinnitus verursachen. Patienten und Patientinnen beschreiben ihre Ohrgeräusche dabei sehr unterschiedlich. Sie berichten von Rauschen, Brummen, Strömen, Schellen, Klingeln, Tönen, Dröhnen, Röhren, Klirren, Pulsieren, Sausen etc. in unterschiedlicher Intensität, Frequenz und Lautstärke.
Die Mediziner unterscheiden grundsätzlich zwei Arten von Tinnitus: den objektiven und den subjektiven. Während der subjektive Tinnitus ausschließlich vom Patienten selbst wahrgenommen werden kann, sind beim objektiven Tinnitus tatsächlich Geräusche vorhanden, die ein Außenstehender, z. B. der untersuchende Facharzt, hören kann.
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Was kann zu Tinnitus führen? Abrasionsgebiss als möglicher Auslöser von Hörgeräuschen und Tinnitus.
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Mögliche Ursachen für den subjektiven Tinnitus
Der subjektive Tinnitus betrifft ca. 99 Prozent der Patienten und Patientinnen. Laut der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. wird jedoch bei bis zu 45 % der Erstuntersuchungen – und leider auch später – keine eindeutige Tinnitus-Ursache gefunden. Die Mediziner nennen dies den „idiopathischen Tinnitus“.
Zahnmedizinische Ursachen des subjektiven Tinnitus
- Funktionelle Störungen im Kausystem - craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD)
Störungen der Okklusion gelten als dentaler Risikofaktor für die Entstehung von Tinnitus, wobei die funktionelle Störung direkt in den Kiefergelenkstrukturen liegen kann oder durch einen falschen Biss und damit verbundener Kaumuskelverspannung entsteht. Darüber hinaus kann eine kleine Zahnfehlstellung oder z. B. eine Fehlhaltung durch einen Beckenschiefstand ebenfalls verantwortlich zeichnen – oder es kommen mehrere Störfaktoren zusammen, die auf den ersten Blick überhaupt nichts mit der Mundhöhle oder den Zähnen zu tun haben.
Die räumliche Nähe von äußerem Gehörgang und Kiefergelenk machen den Zusammenhang von Tinnitus und CMD deutlich. Werden etwa die Zähne durch Fehlstellungen unnatürlich abgenutzt, kann sich die gesamte Bisshöhe absenken. Die Zähne werden immer kürzer, die physiologischen Höcker und Furchen gehen verloren, die Zähne greifen nicht mehr zahnradartig ineinander. Massive Kaumuskelverspannung mit Kompression des Kiefergelenks ist die Folge, wobei neben Kiefergelenkschmerzen oder Knacken auch Ohrgeräusche und Tinnitus ausgelöst werden können.
Tinnitus, Ohrenschmerzen, Ohrgeräusche, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen sind Symptome, die neben vielen weiteren wie z. B. Kieferknacken, Kieferblockade, Kopfschmerzen und Migräne, Schlafstörungen, Konzentrationsverlust, Kopfschmerzen, Rücken- und Nackenverspannungen und Bruxismus als sog CMD-Symptome auf eine CMD hinweisen können.
Die Abklärung des dentalen Risikofaktors für Tinnitus gehört in die Hände spezialisierter CMD-Zahnärzte, die interdisziplinär eng mit anderen Fachärzten und Therapeuten zusammenarbeiten.
- Quecksilbervergiftung von Amalgamfüllungen
Auch wenn es nicht häufig passiert, so kann es bei Amalgamfüllungen zu einer Quecksilberbelastung des Patienten kommen. Dieses Schwermetall kann das Innenohr – wie auch den Körper allgemein - schädigen und Tinnitus auslösen.
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Weitere mögliche Ursachen für einen subjektiven Tinnitus
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an möglichen Ursachen im Zusammenhang mit Tinnitus, u. a. auch allgemeine Erkrankungen, fortschreitendes Lebensalter, äußere Einflüsse, Verhaltensweisen, Genussmittel, Konsumverhalten und Stress.
Tinnitus-Symptome können ausgelöst werden durch:
- Hörsturz
- Stau der Innenohrflüssigkeit (Endolymphschwankungen)
- Lärm-, Knall- oder Explosionstrauma
- Taucherkrankheit
- Bluthochdruck
- Erkrankungen des zentralen Nervensystems
- Akute oder chronische Mittelohrentzündung oder entzündliche Prozesse im Ohr oder allgemeine bakterielle und virale Infekte
- Verknöcherung des Mittel- und Innenohrs (Otosklerose)
- Gutartiger Tumor des Hör- und Gleichgewichtsnervs (Akustikusneurinom)
- Morbus Menière (Schwindelanfälle, Hörverlust und Phantomgeräusche aufgrund einer Innenohrerkrankung)
- Fremdkörper im Ohr bzw. im Gehörgang
- Altersschwerhörigkeit
- Nebenwirkungen von Medikamenten bzw. Reaktion auf Wirkstoffe in Medikamenten
- Genussmittelmissbrauch (Tabak, chininhaltige Lebensmittel) und Drogenmissbrauch
- Chronischer Stress
- Emotionale Überbeanspruchung
- Stoffwechsel- und Nierenerkrankungen
- Schilddrüsenerkrankungen
- Störungen im Bereich der Halswirbelsäule (HWS-Syndrom)
- Unfallbedingtes Schädel-Hirn-Trauma
Mögliche Ursachen für einen objektiven Tinnitus
Der objektive Tinnitus ist sehr selten und betrifft nur ca. nur ein Prozent der Tinnitus-Patienten und Patientinnen. Im Gegensatz zum subjektiven Tinnitus kann der Untersucher die Geräusche hören und auch medizinisch messen.
Beim objektiven Tinnitus handelt es sich zum Beispiel um Strömungsgeräusche von missgebildeten Gefäßen oder verengten Blutbahnen, was als pulsierend wahrgenommen werden kann. Auch klickende oder knackende Töne sind möglich, die durch Zuckungen oder Krämpfe der Muskulatur im Gaumen oder im Mittelohr entstehen. Des Weiteren können allgemeine Erkrankungen wie Herzklappenfehler, Blutarmut (Anämie), gut- oder bösartige Tumore nahe der Kopfschlagader oder Tubenfunktionsstörungen zwischen Rachen und Mittelohr zu den wahrnehmbaren Geräuschen führen.