Keramikimplantate: Metallfreie Zahnimplantate

Keramik-Implantate sind biokompatibel und ästhetisch hochwertig

Die moderne Zahnheilkunde versteht es perfekt, mit Zahnimplantaten die vollumfängliche natürliche Funktion und Ästhetik des Gebisses bei verloren gegangenen Zähnen oder sogar komplett zahnlosen Kiefern wiederherzustellen. Für die Patienten und Patientinnen bedeutet dies mehr Lebensqualität und eine gesunde Ausstrahlung.

Während es seit über 45 Jahren Erfahrungen und klinische Studien zum Einsatz von Titan-Implantaten gibt, entwickelt sich seit einigen Jahren in der Implantologie der Trend zu komplett metallfreien Zahnimplantaten aus hochleistungsfähigem Keramikmaterial. Damit tragen Zahnärzte und Implantologen dem Wunsch vieler Patienten und Patientinnen Rechnung, biokompatible metall- und zementfreie Versorgungslösungen bei der Implantation anzubieten.

Auch wenn noch keine jahrzehntelangen Erfahrungswerte für Keramikimplantate vorliegen, so belegen laufende Studien die Vertrauenswürdigkeit des innovativen Dentalwerkstoffes. Alles deutet auf gute Einheilungschancen (Osseointegration) und eine hohe Lebensdauer hin.

Keramikimplantat NobelPearl™: Die einzigartige zweiteilige Keramik-Implantatlösung.
Keramikimplantat NobelPearl™: Die einzigartige zweiteilige Keramik-Implantatlösung.
NobelPearl™- Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG
 

Für wen sind Keramikimplantate geeignet?

Grundsätzlich können Keramikimplantate altersunabhängig bei allen Erwachsenen verwendet werden, wenn genügend Kieferknochenvolumen vorhanden ist. Sofern das Volumen zu gering ist, kann ein vorheriger Knochenaufbau (Knochenaugmentation) notwendig sein, bevor implantiert werden kann. Die Anwendungsbereiche reichen von einzelnen Implantaten zum Lückenschluss bis hin zu Implantatkonzepten zur Versorgung komplett zahnloser Ober- und Unterkiefer mit festsitzendem Zahnersatz.

Sofern ein Patient oder eine Patientin Zahnfehlkontakte hat oder unter Bruxismus (Zähneknirschen und Zähnepressen) leidet, sollten zunächst therapeutische Maßnahmen dagegen ergriffen werden. Da beim Zähneknirschen ein unnatürlich hoher Kaudruck von bis zu 500 kg auf einer quadratzentimetergroßen Zahnoberfläche entstehen kann, besteht ein erhöhtes Risiko von Beschädigungen (Risse oder Frakturen). Eine zahnärztliche Funktionsanalyse im Vorfeld der Implantatbehandlung erhöht die Qualität und Sicherheit der gesamten Versorgung. Ergeben sich Hinweise auf eine Okklusionsstörung, kann die Behandlung mit der DROS®-Oberkiefer-Aufbissschiene im Vorfeld ratsam sein, damit sowohl das Implantat selbst als auch die Implantat-Prothetik nach funktionell sinnvollen Kriterien richtig positioniert bzw. gefertigt werden können.

Keramikimplantate werden von Zahnärzten und Implantologen auch sensiblen Patienten und Allergikern empfohlen, da keinerlei Partikel an den Körper abgegeben werden. Normalerweise werden herkömmliche Implantate aus Titan ebenfalls gut vertragen. Irritationen, Allergien und toxische Reaktionen sind relativ selten. Trotzdem gibt es Titan-Implantate von weniger namhaften Herstellern, die aus Legierungen gefertigt sind, die u. a. Metalle wie Nickel, Cadmium und Palladium enthalten. Darüber hinaus können im Mund Missempfindungen auftreten, weil Metalle eine Leitfähigkeit für Strom aufweisen, was sich besonders bemerkbar machen kann, wenn unterschiedliche Metalle im Mund vorhanden sind.
 

Wie sind Keramikimplantate aufgebaut und welche Materialeigenschaften besitzen sie?

Es gibt unterschiedliche Varianten, die auf den individuellen Versorgungsbedarf des Patienten abgestimmt zur Anwendung kommen.

Während vor einigen Jahren zu Beginn der Entwicklung von Keramik-Implantaten einteilige verwendet wurden, fertigen die Hersteller inzwischen zweiteilige Implantate an. Diese bestehen einerseits aus der künstlichen Zahnwurzel, die nicht sichtbar im Kiefer eingepflanzt wird und andererseits aus der daran befestigten prothetischen Versorgung über dem Zahnfleischrand. Diese beiden Teile sind über das sogenannte Abutment miteinander verbunden, welches als Befestigungselement z. B. für eine Krone oder Brücke dient. Die prothetische Versorgung wird im Dentallabor individuell mit modernsten Methoden maßgefertigt.


Keramikimplantate - metallfrei und zweiteilig für anspruchsvolle Patienten.
Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG

 

Ein zweiteiliges Keramik-Implantat sorgt für höhere prothetische Flexibilität im Vergleich zu einteiligen oder zementierten, da die innere Verbindung reversibel verschraubt ist.

Häufig wird Zirkondioxidkeramik, auch Zirkondioxid, Zirkonoxid oder Zirkoniumdioxid genannt, als metallfreies Titan-Ersatzmaterial verwendet. Manchmal spricht man auch von Biokeramik. Das Material hat hohe Festigkeit, robuste Verschleißbeständigkeit und ist äußerst bruchsicher. Um die Biegefestigkeit weiter zu steigern, kann Aluminiumoxid zugesetzt werden. Das Material wird auch in der Orthopädie z. B. für künstliche Hüftgelenke eingesetzt und kann auch hier auf eine lange Erfolgsgeschichte in der Medizin verweisen.

Diverse Keramik-Implantat-Hersteller weichen bei der Materialauswahl voneinander ab. So nutzt beispielsweise der Schweizer Hersteller Nobel Biocare zusätzlich einen karbonfaserverstärkten Kunststoff für die leistungsstarke Schraubverbindung.

Aber auch die Herstellungsverfahren unterscheiden sich. So verdichtet z. B. der Freiburger Hersteller Z-Systems das Material über drei Tage mit 2000 bar nach, um die physikalischen Materialeigenschaften weiter zu optimieren.

Die medizintechnischen Entwicklungen sind hierbei noch lange nicht abgeschlossen. Deshalb ist das gesamte Thema Keramik-Implantate auch zukünftig spannend und wird sich weiterhin verändern.


NobelPearl - Ersatz eines anterioren Einzelzahns.
Bildquelle: ©Nobel Biocare Services AG
 

Welche Vorteile haben Keramikimplantate noch?

Zahnimplantate aus Titan gelten zwar als gut verträglich und sicher, aber vielen Menschen ist der Gedanke an ein Metallteil im Mund bzw. direkt im Kieferknochen trotzdem nicht angenehm.

Im direkten Vergleich weisen Keramikimplantate weitere Vorteile auf:

  • Keramik-Implantate weisen aufgrund ihrer Oberflächenstruktur eine niedrige Plaque-Affinität auf. Die schädlichen Zahnbeläge (auch Biofilm genannt) finden wenig Haftung. Damit ist das Risiko einer Entzündung des Zahnfleisches, die zu Periimplantitis (ähnlich einer Parodontose) führen kann, rund um das Keramik-Implantat geringer als bei herkömmlichen Implantaten.
  • Auch gegenüber anderen dentalen Werkstoffen zeigen Keramik-Implantate keine Wechselwirkungen oder Reaktionen. Es werden keinerlei Partikel an den Körper abgegeben.
  • Das Zahnfleisch um das Keramik-Implantat wird auf natürliche Weise gut durchblutet und geht nicht zurück. Ganz im Gegenteil. Es zeigt sogar Wachstumstendenzen und eine bessere biologische Integration als beim Kontakt mit natürlichen Zähnen. Das bedeutet, dass auch die ästhetische Formung des Weichgewebes erleichtert wird.
  • Keramik-Implantate überzeugen auch optisch: Während bei grauem Titan ein gräuliches Durchschimmern bei zurückweichendem Zahnfleisch möglich ist, ist die künstliche Zahnwurzel bei Keramik komplett weiß. Irgendwelche unästhetischen Farbveränderungen oder Farbabweichungen sind deshalb ausgeschlossen.

 
Welche Nachteile haben Keramik-Implantate im Vergleich zu Titan-Implantaten?

  • Für Keramik-Implantate liegen noch keine jahrzehntelangen Erfahrungswerte und umfangreiche Langzeitstudien bezüglich der Haltbarkeit vor.
  • Die Material- und Herstellungskosten von Keramik-Implantaten sind höher als bei Titan.
  • Keramik-Implantate können nicht als Sofort-Implantate eingesetzt und direkt nach der Implantation belastet werden.

 
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