Okklusionsschiene: Einsatz und Wirkungsweise bei CMD
Einsatz von Okklusionsschienen nach Prof. Dr. Wolfgang B. Freesmeyer
Vorbehandlung funktioneller Störungen im Kausystem mit Okklusionsschienen
Schienen haben nicht nur einen Stabilisierungs- und Verblockungseffekt, sondern können als Aufbissbehelfe den oberen oder unteren Zahnbogen okklusal bedecken und so zur Stabilisierung der Okklusion und Führung des Unterkiefers als Okklusionsschiene beitragen.
Wechselwirkung zwischen Okklusion und Körpergesundheit
Wir wissen, dass Störungen in der Okklusion verheerende Folgen außerhalb der Mundhöhle, in der Muskulatur und in den Kiefergelenken ausüben und für zahlreiche Beschwerdesymptome (CMD-Symptome) verantwortlich sein können.
Ebenso führen aber auch Fehlfunktionen in Muskulatur, Gelenken und nervaler Steuerung leicht zu Schäden an den Zähnen. Diese Wechselwirkung zwischen "Zahn und Gesamtorganismus" gilt es zu erkennen.
Wenn Funktionsstörungen im Muskel- oder Gelenkbereich zu diagnostizieren sind, gilt die Frage der gezielten Therapie oder der Vorbehandlung. Dabei kommt der Behandlung von Unterkieferverlagerungen in der habituellen Interkuspitation eine große Bedeutung zu. Dieses setzt einen Eingriff in die Okklusion voraus. So können z. B. Zähne eingeschliffen oder provisorische Kronen oder Aufbauten eingegliedert werden. Dieses ist aber bei besonders massiven Unterkieferverlagerungen sehr aufwändig und sogar unsicher. Erst wenn die Unterkieferlage stabil und beschwerdefrei bleibt, ist mit einer definitiven Versorgung in der neuen UK-Position zu beginnen.
Aufbissbehelfe / Okklusionsschienen bei Funktionsstörungen im Kausystem
Zur Behandlung stomatognather Funktionsstörungen, das bedeutet funktionelle Störungen im Kausystem (CMD), haben sich aus einem Autopolymerisat angefertigte Aufbissbehelfe bewährt. Der Einsatz dieser zweckmäßigen therapeutischen Hilfsmittel ist eine kostengünstige, rationelle und die natürliche Bezahnung schonende Methode, um die Okklusion und somit auch die Unterkieferlage des Patienten zu verändern.
Okklusionsschienen und andere Aufbissbehelfe haben u. a. die Aufgabe:
- okklusale Stör- und Vorkontakte als Triggerfaktoren auszuschalten,
- die Unterbrechung und Umorientierung der eingefahrenen Reflexmechanismen zu bewirken,
- die Muskulatur zu entspannen,
- exzessive Kräfte bei erhöhter Muskelaktivität auf Zähne, Parodontien, Kiefergelenke und Muskulatur zu verhindern,
- vor Fehlbelastungen und Attrition der Zähne zu schützen,
- als parodontologische Hilfsmittel stark bewegliche Zähne zu stabilisieren,
- bei Stützzonenverlust durch Ersatz der fehlenden Zähne eine kiefergelenkentlastende Funktion zu erreichen.
Dabei dürfen Okklusionsschienen selbst keinen Anlass für Parafunktionen darstellen! Sie sollten unter Wahrung der Stabilität und der okklusalen Funktion weitgehend zierlich gestaltet werden. Dabei ist zu erwähnen, dass in der Regel entweder im Oberkiefer oder Unterkiefer eine Aufbissschiene eingegliedert werden sollte, eine Ausnahme bildet nur der Verlust mehrerer Stützzonen, so dass beide Kiefer versorgt werden müssen.
Der Aufbissbehelf muss eine ausreichende Retention und einen passgenauen und spannungsfreien Sitz aufweisen.
Aufbissbehelfe sollten zumindest kontinuierlich nachts getragen werden. Wann immer es möglich ist, kann man zur Vorbehandlung alte Prothesen durch Auftragen von Kunststoff zu therapeutisch wirksamen Aufbissbehelfen umfunktionieren.
Der Aufbissbehelf ist in der Regel eine reine Interimslösung. Er sollte baldmöglichst durch eine definitive Rekonstruktion ersetzt werden. Die Vorbehandlung ist aber erst abgeschlossen, wenn der Patient beschwerdefrei ist und alle Störungen beseitigt sind.
Einteilung von Aufbissbehelfen
Die Aufbissbehelfe lassen sich einteilen in:
- Aufbissbehelfe zur muskulären Entspannung – Relaxierungsschienen
- Aufbissbehelfe zur mandibulären Reposition
- Aufbissbehelfe zur intermaxillären Stabilisation und Erprobung des definitiven Okklusionskonzeptes.
In der Regel bieten sich immer mehrere zweckmäßige Verfahren zur Herstellung dieser therapeutischen Hilfsmittel an, wobei die Tiefziehschiene wohl die einfachste und gebräuchlichste Okklusionsschiene darstellt, diese hat aber kein therapeutisches Ziel. Sie wird in einem Druckformverfahren über das Modell gezogen, ausgearbeitet und ohne okklusale Korrektur eingegliedert.
Okklusal adjustierte Schienen mit therapeutischem Ziel
Weit mehr Aufwand erfordert die okklusal adjustierte Schiene, die im Artikulator in eine bestimmte therapeutische Position des Unterkiefers eingeschliffen bzw. aufgebaut wird.
Wichtig ist, was will man mit dem Aufbissbehelf erreichen. Die okklusal adjustierten Schienen werden im Munde des Patienten auf ihre Zielsetzung und Passform nochmals korrigiert.
Häufig empfiehlt es sich, Aufbissbehelfe auf einem Zweitmodell herzustellen, um auf dem Hauptmodell die Passgenauigkeit zu überprüfen. So kommt der präzisen Doublierung des Erstmodells eine wichtige Bedeutung zu, weil dieses für weitere analytische Aufgaben und Dokumentationszwecke unversehrt bleiben muss.
Anerkanntes Hilfsmittel zur Vorbehandlung funktionsgestörter Kauorgane
Sorgfältige und zweckentsprechende Indikation und Herstellung vorausgesetzt, gelten Aufbissbehelfe als anerkannte Hilfsmittel zur Vorbehandlung funktionsgestörter Kauorgane. Dieses erfordert gute theoretische und praktische Kenntnisse sowohl vom Zahnarzt als auch vom Zahntechniker.
Unsere Hinweise beziehen sich ausschließlich auf die zahnärztlichen Leistungen, die die Behandlung von Myoarthropathien, Kiefergelenkserkrankungen, Parafunktionen wie Knirschen und Pressen und des Abrasionsgebisses beinhalten.
Die DROS®-Schiene - eine adjustierte Okklusionsschiene
Die DROS®-Oberkiefer-Aufbissschiene, eine adjustierte Okklusionsschiene, wird zu Diagnose und Therapie von Funktionsstörungen im Kausystem/CMD, bei Zähneknirschen und Bruxismus von zertifizierten CMD-Zahnärzten und Zahntechnikern im Team angewendet.
In zwei Phasen wirkt die DROS®-Schiene diagnostisch, relaxierend, orientierend und stabilisierend und erreicht eine Harmonisierung von Okklusion und Unterkieferposition.
Nach erzielter Beschwerdefreiheit zeigt das DROS®-Therapiekonzept den Weg auf für die Umsetzung in die definitive Rekonstruktion der Zähne, sofern dies nach Abschluss der Schienentherapie noch notwendig ist.