Diagnostik der Parodontitis: Sondierung Zahnfleischtaschen

Selbstdiagnostik

Genaue Selbstbeobachtung und Erkennen der Symptome

Die genaue Selbstbeobachtung zu Hause ist ein wichtiger Bestandteil bei der Parodontitis-Früherkennung: Da Parodontitis vor allem im Anfangsstadium kaum Beschwerden bereitet, sind genaue Beobachtung und frühzeitiges Erkennen der Symptome besonders wichtig, um die Heilungschancen zu erhöhen. Sich selbst im Spiegel genau anzuschauen und Veränderungen wahrzunehmen ist der erste Schritt, der aber niemals die Untersuchung oder regelmäßige Kontrolle bei einem Zahnarzt oder Parodontologen ersetzt.

Gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch und Bluten beim Zähneputzen sind erste sichtbare Anzeichen für eine Parodontitis. Wenn man schon lange Zahnhälse bzw. kleine Dreiecke zwischen den Zähnen sieht, weil das Zahnfleisch zurückgegangen ist oder sich die Zähne sogar schon bewegen lassen, so sind das ernste Alarmsignale für eine bereits chronische Parodontitis bzw. Parodontose.

Mundgeruch, die sog. Halitosis, kann ebenfalls auf Parodontitis hinweisen. Zusätzliche Risikofaktoren sind Rauchen, hormonelle Umstellungen, Diabetes, Zähneknirschen, diverse Zahnfehlstellungen, geschwächtes Immunsystem und natürlich schlechte Mund- und Zungenhygiene. Liegt neben ersten Anzeichen und Risikofaktoren der letzte Zahnarztbesuch schon länger zurück, so sollte man unbedingt schnell einen Termin vereinbaren.

Diagnostik der Parodontitis mit feinen Instrumenten und Sonden.
Diagnostik der Parodontitis mit feinen Instrumenten und Sonden.
Bildquelle: ©MunichDent

 

Diagnostik in der Zahnarztpraxis

Anamnese

Nach der eingehenden Anamnese, bei der neben der allgemeinen Krankengeschichte auch alle Risikofaktoren mit einbezogen werden, wird der Zahnarzt zunächst Zahnfleisch und Zähne untersuchen und sich ein Bild über den aktuellen Zahnstatus machen. Er wird auch Fragen zur häuslichen Mundhygiene stellen.
 

Parodontaler-Screening-Index (PSI)

Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung führt der Zahnarzt oder die speziell ausgebildete Dentalhygienikerin ein Parodontose-Screening durch. Daraus wird der PSI-Index abgeleitet, der das Ausmaß einer möglichen Zahnfleischentzündung (Gingivitis) und einem damit verbundenen Zahnfleisch- und Knochenabbau aufzeigt.
Um den PSI-Index zu bestimmen, wird das Gebiss in sechs Teile eingeteilt. Nun werden die Zähne an jeweils 4 – 6 Stellen gemessen. Je nach Taschentiefe des Zahnfleischs werden insgesamt 5 Grade von 0 bis 4 unterschieden. Der schlechteste (= höchste) Wert für jeden Sextanten wird als PSI-Wert übernommen und dokumentiert. Aus den Ergebnissen werden entsprechende Maßnahmen abgeleitet bzw. weitere genauere Untersuchungen durchgeführt, um den Schweregrad noch feiner zu bestimmen. Der PSI-Wert wird auch immer als Vergleichswert bei der nächsten Untersuchung herangezogen.
 

Sondieren der Zahnfleischtaschen

Zahnfleischtaschen sind der ideale Tummelplatz für Bakterien. Deshalb führt der Zahnarzt  bzw. die Dentalhygienikerin eine spezielle Sonde zwischen dem Zahnfleisch und den Zähnen ein und prüft dabei, ob Zahnfleischtaschen vorhanden sind bzw. wie tief diese sind. Zeigt sich ein Blutstropfen, kann man von einer Entzündung ausgehen. Man nennt dies BOP positiv. Die Abkürzung leitet sich aus dem Englischen „Bleeding on Probing“ ab.  Gesundes Zahnfleisch blutet beim Sondieren nicht (BOP negativ). Bei Rauchern jedoch kann es zu Ausnahmen kommen, da die Durchblutung des Zahnfleisches allgemein viel schlechter ist und die Diagnose verfälschen kann.

Die Tiefe der Tasche gilt als Indikator für die Entzündungsaktivität bzw. den entsprechenden Knochenabbau an einem Zahn. Eine Taschentiefe bis ca. 3 Millimeter gilt als gesund bzw. normal und ist unauffällig. Ab einer Tiefe von über 6 Millimeter geht man von einer schweren Parodontitis aus und bei Extremfällen werden auch bis zu 10 Millimeter gemessen. Die Tasche kann dann bis zur Wurzelspitze reichen und geht mit Knochenverlust einher.

Die sogenannte Parodontalsonde hat ein abgerundetes Ende, damit beim Einführen keine Verletzungen entstehen. Mit einem kleinen Häkchen wird ein Zahn an mehreren Stellen sondiert. Da dies unangenehm bis schmerzhaft sein kann, verabreicht man schmerzempfindlichen Patienten vorher auf Wunsch eine Spritze oder schmerzstillendes Gel. Bei der Untersuchung kann es zu einer Blutung kommen.

Die Ergebnisse der Sondierung der Zahnfleischtaschen nehmen Einfluss auf die zahnärztlichen Maßnahmen zur Therapie der Parodontitis.

Mit Hilfe von Röntgendiagnostik lässt sich das Ausmaß einer Parodontitis feststellen.
Mit Hilfe von Röntgendiagnostik lässt sich das Ausmaß einer Parodontitis feststellen.
Bildquelle: ©GZFA

 

Röntgendiagnostik

Röntgen ist in der Zahnmedizin ein gängiges bildgebendes Verfahren, um Knochen und Hartgewebsstrukturen präzise darzustellen. In der Parodontologie werden Zahnwurzeln und Knochenverlauf entsprechend aufgezeigt, womit das Ausmaß des bereits vorhandenen Knochenabbaus beurteilt werden kann. Therapeutische Maßnahmen zur Erhaltung von Zähnen oder Knochen-Aufbau werden daraus abgeleitet. Natürlich kann sich auch herausstellen, dass manche Zähne bereits so stark betroffen sind, dass sie nicht erhalten werden können.

Der Nachteil von herkömmlicher Röntgentechnik ist die Strahlenbelastung. Moderne Zahnarztpraxen verwenden ein strahlungsarmes DVT-Röntgenverfahren (digitale Volumentomografie). Eine dreidimensionale Darstellung aller wichtiger Strukturen inklusive Gewebe, Nervenbahnen und Knochen erlauben auch bei Knochenrückgang eine ganz präzise Diagnostik und erhöhen somit die Sicherheit für Patienten und behandelnden Zahnarzt.

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